Badende am Ostsee-Strand im Seebad Lubmin © Picture-Alliance / dpa Foto: Stefan Sauer

Vibrionen-Infektion: Gefahr beim Baden in Nord- und Ostsee

Stand: 24.08.2022 15:00 Uhr

Wundinfektionen mit Vibrionen können bei hohen Wassertemperaturen bei Badegästen an Nord- und Ostsee auftreten. Bei Symptomen wie Schmerzen und Fieber sollten Betroffene sofort zum Arzt gehen.

Vibrionen gehören zur natürlichen Bakterienflora salzhaltiger Meere. Sie leben vor allem im Meeresboden. Steigt die Wassertemperatur über 20 Grad und liegt der Salzgehalt zwischen 0,5 und 2,5 Prozent, können sich Vibrionen innerhalb kürzester Zeit sehr stark vermehren. Diese Bedingungen treten im Sommer auch an Küstenabschnitten der Nord- und Ostsee auf.

Wo ist die Infektionsgefahr am größten?

In seichtem, flachen Wasser, das sich schnell erwärmt, ist die Infektionsgefahr deutlich größer als an tieferen Strandabschnitten mit Strömung und besserer Durchmischung des Meerwassers. Typische Bereiche mit erhöhtem Risiko sind auch Buchten, Bodden oder Flussmündungen, in denen Süßwasser den Salzgehalt reduziert. Eine interaktive Karte des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) zeigt die aktuelle Gefahrenlage an den Küstengewässern.

Vibrionen dringen meist über Wunden in den Körper ein

Meistens gelangen die Bakterien über bestehende kleine Hautverletzungen und offene Wunden in den Körper von Badenden. Diese Verletzungen kann man sich auch direkt beim Baden zuziehen, wenn man beispielsweise auf einen spitzen Stein oder eine scharfe Muschel tritt. Dort können Vibrionen dann Wundinfektionen hervorrufen.

Ein weiteres Krankheitsbild - besonders bei Kindern - können Ohrinfektionen sein. Auch Magen-Darm-Beschwerden, beispielsweise durch den Verzehr nicht durchgegarter Meeresfrüchte und Fische, sind möglich und kommen im Ausland recht häufig vor.

Bei Symptomen einer Vibrionen-Infektion sofort zum Arzt

Ein lokaler Schmerz, der angesichts einer kleinen Wunde groß erscheint, ist oft das Anfangstadium einer Wundinfektion mit Vibrionen. Rötungen, Schwellungen und Blasenbildung auf der Haut sowie Fieber und Schüttelfrost sind weitere typische Infektions-Symptome.

Treten nach dem Baden Anzeichen einer Wundinfektion auf, sollte so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden, raten Gesundheitsämter. Je nach Erreger-Typ beträgt die Inkubationszeit zwischen vier und 96 Stunden, sie ist also recht kurz.

Schwere Krankheitsverläufe bei vulnerablen Gruppen möglich

Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Immunschwäche aber auch bei Älteren kann es zu schweren Krankheitsverläufen mit einer Sepsis kommen. An befallenen Hautstellen kann zudem Gewebe absterben und ein Geschwür entstehen. Schwere Infektionen müssen oft chirurgisch behandelt werden, sogar Amputationen von Gliedmaßen können notwendig sein.

Behandlung: Schnelle Therapie mit Antibiotika

Infektionen lassen sich jedoch in der Regel mit Antibiotika behandeln. Die Therapie sollte allerdings rasch erfolgen, weil Infektionen mit Vibrionen schnell fortschreiten können. Idealerweise wird zuvor durch einen Wundabstrich der Erreger bestimmt, bei hinreichendem Vedacht sollte der Arzt jedoch schon frühzeitig mir der Antibiotika-Therapie beginnen, ohne den genauen Befund abzuwarten, rät das Robert Koch-Institut.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 21.07.2022 | 12:00 Uhr

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