Flüssige Seife aus einem Spender und feste Seife am Stück vor Seifenschaum © NDR Foto: Elke Janning

Flüssig oder fest? Welche Seife besser für Haut und Umwelt ist

Stand: 14.10.2022 10:38 Uhr

Durchschnittlich 45 Minuten verbringen wir täglich mit Waschen, Seifen, Cremen und Bürsten. Doch welche Seife ist schonender zur Haut und besser für die Umwelt? Feste Stückseife oder flüssige Seife aus dem Spender?

Die meisten flüssigen Seifen sind keine "echten" Seifen, da sie nicht durch einen typischen Verseifungsprozess hergestellt wurden. Diese Flüssigseifen werden auch als Syndets (Synthetische Detergenzien) oder Mischungen bezeichnet. Syndets sind in der Regel schonender und damit besser für unsere Haut. Denn feste Seifen haben einen stark basischen pH-Wert von neun bis zehn, welcher den Säureschutzmantel der Haut angreift. Bei Syndets hingegen liegt der pH-Wert bei rund fünf und damit etwa bei dem normalen Wert der Haut.

Mehr Müll und CO2 durch flüssige Seife

Ein Seifenspender mit flüssiger Seife auf einem Waschbecken © NDR Foto: Elke Janning
Flüssige Seifen sind zwar schonender zur Haut, verursachen aber mehr Müll und CO2.

Im Sinne der Umwelt ist flüssige Seife wiederum weniger empfehlenswert: So fällt bei Syndets im Spender oder Nachfüllbeutel mehr Verpackung an als bei verpackten festen Seifen. Zudem verwenden Verbraucher im Alltag meist mehr Flüssigseife, als notwendig. Dadurch werden Einmalspender oder Nachfüllpacks schneller entleert, häufiger gekauft und es fällt mehr Müll an.

Darüber hinaus gelangen durch den erhöhten Verbrauch von flüssiger Seife mehr schädliche Seifenreste in Flüsse und Seen - trotz Kläranlagen. Auch der Transport schlägt in puncto Umweltbelastung zu Buche: Ein Hauptbestandteil von Flüssigseifen ist Wasser. Der Transport des Wassers erzeugt zusätzlich umweltschädliches CO2.

Was macht Seife mit der Haut?

Bis zu 1.000.000 Bakterien, Viren und Milben befinden sich auf nur einem Quadratzentimeter unserer Haut - klingt ekelerregend, ist aber durchaus sinnvoll. Denn die natürlichen Mikroorganismen schützen unsere Haut vor dem Austrocknen und vor dem Eindringen schädlicher Keime. Wer sich mit Seife wäscht, entfernt nicht nur diese schädlichen Keime, sondern auch die wertvolle Schutzbarriere der Haut, den Säureschutzmantel. Wird der Säureschutzmantel zu häufig durch Seife gestört, kann die Haut austrocknen und es können Allergien, Reizungen sowie Ekzeme entstehen.

pH-neutrale Seife bei empfindlicher Haut nutzen

Wer feste Seife verwenden möchte und dennoch seine Haut schonen will, sollte beim Kauf genau hinschauen: In Drogerien gibt es mittlerweile auch hautschonende, pH-neutrale Stückseife.

Manche Menschen reagieren außerdem empfindlich auf Farb- und Duftstoffe in Seifen und anderen Kosmetika. Die Folge sind juckende Ekzeme, sogar Infektionen der Haut sind möglich. Vorbeugen kann man mit Seifen, die folgende Kriterien erfüllen:

  • pH-neutrale Produkte
  • ohne Farbstoffe
  • ohne Parfüm
  • ohne Konservierungsmittel

Häufig reicht Wasser zur Reinigung

Die Berliner Hautärztin Yael Adler rät dazu, beim Duschen und Waschen möglichst gar keine Seife zu verwenden und nur mit Wasser zu reinigen: "Staub, Schuppen, Schweiß - das geht alles mit Wasser runter. Unsere Haut kann ganz viel alleine - wir müssen gar nicht so viel tun. Und wer sich dezent reinigt, hat einen besseren Körpergeruch." Nach dem Toilettengang und vor dem Essen ist das Händewaschen mit Seife aber sinnvoll. Gesunde Haut verkraftet gelegentliches Händewaschen mit fester Seife. So steigt der pH-Wert nach der Nutzung zwar an, nach rund zwei bis vier Stunden hat die Haut ihren normalen Wert aber wieder erreicht.

Feste Seife laut Ökotest empfehlenswert

Ein Stück Seife in einer Schale © NDR Foto: Elke Janning
Feste Seife reinigt genauso gut wie flüssige und ist auch in pH-neutraler Variante erhältlich.

Ökotest bewertet das Händewaschen mit fester Seife als "super Sache". So hat das Test-Unternehmen an den Inhaltsstoffen der meisten getesteten Stückseifen nur wenig auszusetzen. Negativ fielen aber einige Duftstoffe auf. Wer sich besonders häufig wäscht, sollte laut Ökotest aber lieber schonende Syndets verwenden, also flüssige Seife.

Kein Unterschied bei der Reinigungsleistung

Bereits in den 80er-Jahren untersuchten britische Forscher flüssige und feste Seifen auf öffentlichen Toiletten. Sie stellten fest, dass flüssige Seifenspender bakteriell unauffällig waren. Feste Seifen hingegen waren meist mit Keimen behaftet, weil viele Menschen diese in ihre verschmutzten Hände nehmen. Doch ganz egal, ob wir feste oder flüssige Seife verwenden ­ unsere Hände werden durch beiden Varianten gut gereinigt. So mindern beide die Anzahl der Keime auf unseren Händen ohne erkennbare Unterschiede.

Reinigung im Gesicht nach Hauttyp

Die Haut in unserem Gesicht ist besonders empfindlich. Wer trockene oder normale Gesichtshaut hat, sollte daher nur mit Wasser reinigen. Bei fettiger Haut ist der Einsatz von etwas flüssiger Seife (Syndets) zum Entfetten empfehlenswert.

Doch Vorsicht: Viele Menschen sind Mischhaut-Typen, mit trockenen und fettigen Bereichen im Gesicht. Häufig ist die sogenannte T-Zone, also die Haut an Stirn, Nase und Kinn, etwas fettiger. Cremen Mischhaut-Typen nach der Reinigung das ganze Gesicht ein, kann die T-Zone überfetten, was Hautprobleme verursachen kann. Daher sollte nur die T-Zone mit Seife gereinigt und beim Eincremen ausgespart werden.

Beim Duschen empfiehlt die Hautärztin Adler übrigens, kurz und kühl zu duschen. Nur Achseln, Füße und Pofalte sollten mit Seife eingeschäumt werden. Shampoo, das von den Haaren gewaschen wird und am Körper herunterläuft, reinigt diesen ausreichend.

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Xenius | 25.09.2022 | 07:10 Uhr

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