Stand: 21.06.2016 20:15 Uhr

Einen Schlaganfall behandeln

Viele große Krankenhäuser verfügen über eine sogenannte Stroke Unit. Diese Spezialstation ist für die schnellst- und bestmögliche Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen zuständig und hält alle dafür notwendigen Geräte und Einrichtungen bereit. Je schneller ein Schlaganfall behandelt wird, desto mehr Hirngewebe lässt sich retten. Das funktioniert aber nur wenige Stunden nach dem Auftreten der Symptome.

Die Rettungssanitäter überprüfen alle lebenswichtigen Funktionen, geben Sauerstoff, stabilisieren den Kreislauf und kündigen den Patienten bereits während des Transports bei der nächstgelegenen Stroke Unit an, eine auf Schlaganfall-Patienten spezialisierten Krankenhausabteilungen.

Hier folgt die neurologische Untersuchung: Der Arzt klärt, ob der Patient Ausfallerscheinungen hat und ob es noch weitere versteckte Symptome gibt. Liegt tatsächlich ein Schlaganfall vor, muss mithilfe einer Computertomografie schnellstens geklärt werden, ob er durch ein Blutgerinnsel in einem Hirngefäß oder eine Hirnblutung verursacht wurde.

Bei einer Operation legen die Gefäßchirurgen die kranke Arterie frei, schneiden sie auf und schälen die Verkalkungen heraus. Ist die Engstelle entfernt, kann das Blut wieder ungehindert zum Gehirn fließen. Beim Kathetereingriff wird ein Spezialkatheter von der Leiste aus bis in die Halsarterie vorgeschoben. Dort wird die Engstelle mit einem Ballon aufgedehnt und eine Gefäßstütze aus Metall, ein sogenannter Stent, eingesetzt. Er soll ein erneutes Zuwachsen verhindern. Bei beiden Verfahren kann es jedoch passieren, dass Teile der Verkalkung ins Gehirn geschwemmt werden und einen Schlaganfall verursachen.

Blutgerinnsel: Kathetereingriff hilfreich

Liegt ein Blutgerinnsel vor, versuchen die Mediziner in der Regel eine sogenannte Lyse. Dabei wird der Thrombus durch ein Medikament aufgelöst. Je schneller das gelingt, desto mehr Hirngewebe kann gerettet werden. Bei besonders schweren Schlaganfällen mit großen Gefäßverschlüssen ist diese Methode allerdings selten erfolgreich, 80 bis 90 Prozent dieser Betroffenen tragen schwere Hirnschäden davon oder versterben an dem Schlaganfall.

Nun hat sich gerade bei solch schweren Schlaganfällen ein Kathetereingriff als hilfreich erwiesen, bei dem Spezialisten den Blutpfropf aus der verschlossenen Ader im Gehirn herausziehen. Dafür müssen die Ärzte zunächst wissen, wo genau der Thrombus sitzt, welche Hirnregion betroffen und ob bereits Hirngewebe zerstört ist. Erst wenn durch eine Computertomografie diese Fragen geklärt sind, können die Mediziner ihr weiteres Vorgehen planen.

Bei der sogenannten Rekanalisierung wird ein Spezialkatheter in die verschlossene Hirnarterie geschoben. Er enthält einen winzigen Drahtkäfig, der sich in der Arterie selbstständig entfaltet. Dazu schiebt der Arzt den Katheter zunächst direkt vor den Thrombus. Dort fährt er einen dünnen Draht aus und schiebt diesen durch das Blutgerinnsel hindurch. Der Drahtkäfig entfaltet sich und drückt sich so in das Gerinnsel, sodass es sich mit dem Katheter vorsichtig aus der Arterie herausziehen lässt. Mitunter muss dieser Kathetereinsatz mehrfach wiederholt werden, um das komplette Gerinnsel zu entfernen. Ist dies gelungen, kann das Blut wieder frei fließen und das Gehirn versorgen. Erfolgversprechend ist die nicht risikolose Rekanalisierung aber nur, wenn noch nicht viel Hirngewebe zugrunde gegangen ist.

Hochgradige Verengungen der Halsschlagader (Karotisstenosen) können operativ beseitigt werden. Prinzipiell stehen zwei verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung: zum einen die seit mehr als 20 Jahren bewährte offene Operation (Endarteriektomie) am Hals und zum anderen ein Eingriff mit Katheter durch ein Blutgefäß in der Leiste.

Vorhofflimmern: Blutverdünner nötig

Um bei Patienten mit Vorhofflimmern einen Schlaganfall zu vermeiden, müssen viele Patienten mit Vorhofflimmern regelmäßig Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen, die aber auch zu einer erhöhten Blutungsneigung führen. Deshalb sind bei den herkömmlichen Medikamenten, den sogenannten Vitamin-K-Antagonisten, häufige Kontrollen der Gerinnungsfähigkeit erforderlich, um sie richtig zu dosieren und gefährliche Blutungen zu vermeiden.

Neue gerinnungshemmende Tabletten kommen ohne diese Kontrollen aus und führen seltener zu gefährlichen Blutungen, haben aber den Nachteil, dass es keine Gegenmittel gibt, die bei Bedarf die Gerinnung wieder schnell normalisieren. Eine Alternative ist der Verschluss des Herzohres durch ein kleines Schirmchen, das per Katheter in den linken Vorhof eingeführt und im Herzohr verankert wird. Sobald das Schirmchen eingewachsen ist und das Herzohr komplett verschließt, erübrigt sich in den meisten Fällen eine Blutverdünnung.

Interviewpartner:

Im Studio:
Prof. Dr. Joachim Röther
Chefarzt
Abteilung für Neurologie mit überregionaler Stroke-Unit, Neurophysiologie und Neurologischer Intensivmedizin
Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Asklepios Klinik Altona
Paul-Ehrlich-Straße 1
22763 Hamburg
Tel. (040) 18 18 81 14 01
Fax (040) 18 18 81 49 06
Internet: www.asklepios.com/altona

Im Beitrag:
Prof. Dr. Bernd Eckert
Leitender Arzt
Fachbereich Neuroradiologie
Asklepios Klinik Altona
Paul-Ehrlich-Straße 1
22763 Hamburg
Tel. (040) 18 18 81 18 11
Fax (040) 18 18 81 49 17
Internet: www.asklepios.com/altona

Dr. Peter Michels
Leitender Oberarzt
Abteilung für Neurologie mit überregionaler Stroke-Unit, Neurophysiologie und Neurologischer Intensivmedizin
Asklepios Klinik Altona
Paul-Ehrlich-Straße 1
22763 Hamburg
Tel. (040) 18 18 81 18 11
Fax (040) 18 18 81 49 17
Internet: www.asklepios.com/altona

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Visite | 21.06.2016 | 20:15 Uhr

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