Orthopäde: Welche IGeL-Leistungen sind sinnvoll?
Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) sind Untersuchungen oder Behandlungen, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Für niedergelassene Ärzte sind IGeL-Angebote ein lukratives Zusatzgeschäft: 2017 haben gesetztlich Versicherte mehr als eine Milliarde Euro dafür ausgegeben. Doch nicht alle Leistungen sind medizinisch sinnvoll.
IGeL-Angebote: Lukrativ für Ärzte
Für Ärzte sind IGeL-Leistungen lukrativer als Kassenleistungen: Sie dürfen den bis zu 2,3-fachen Satz der Gebührenordnung für Ärzte abrechnen. Nach Ansicht von Experten bieten einige Ärzte sogar gewöhnliche Kassenleistungen als IGeL-Leistungen an. Im Zweifel sollten Patienten deshalb bei ihrer Krankenkasse nachfragen, ob eine Leistung tatsächlich nicht übernommen wird und warum nicht.
Ärztliche Zusatzleistungen genau prüfen
Problematisch wird es, wenn Patienten das Gefühl haben, der Arzt wolle ihnen etwas verkaufen und dadurch das Vertrauen verlieren. Immer häufiger beklagen sich Patienten in den Verbraucherzentralen über mangelnde Beratung und Verkaufsdruck in den Praxen.
In der Regel bezahlt die Krankenkasse alle medizinisch erforderlichen Leistungen. Bevor man ein IGeL-Angebot annimmt, sollte man sich gründlich beraten lassen, am besten von einer unabhängigen Stelle. Bei teuren Leistungen raten Verbraucherschützer dazu, ein Vergleichsangebot einzuholen, denn die Preise können sich von Praxis zu Praxis deutlich unterscheiden.
Hyaluronsäure bei Arthrose
Bei Arthrose der Kniegelenke bieten Orthopäden oft Injektionen mit Hyaluronsäure an. Hyaluronsäure ist ein natürlicher Bestandteil der Gelenkflüssigkeit. Von außen zugeführt soll sie wie ein Schmierstoff die Funktion des Gelenks verbessern. Je nach Anzahl der Anwendungen kostet die Therapie 150 bis 400 Euro.
Hyaluronsäure kann die Beschwerden für einige Monate lindern, insbesondere bei einem geringeren Grad der Arthrose. Bei weit fortgeschrittener Arthrose oder zu hoher Belastung, etwa durch Übergewicht oder Fehlstellungen, ist aber nicht mit einer Besserung zu rechnen. Außerdem besteht bei jeder Injektion in ein Gelenk die Gefahr einer Infektion.
Eigenblut (PRP)
Bei Arthrose bieten immer mehr Orthopäden Behandlungen mit Eigenblut an. Dabei wird dem Erkrankten Blut entnommen und zentrifugiert, um die Blutzellen voneinander zu trennen. So entsteht plättchenreiches Plasma (PRP), das anschließend in den Kniegelenkspalt gespritzt wird.
Zwar gibt es einige Hinweise, dass das relativ aufwendige und teure Verfahren ähnlich gut oder sogar besser als Hyaluronsäure wirkt. Doch der wissenschaftliche Beweis steht noch aus - und eine Bewegungstherapie ist meist wirkungsvoller.
Kryotherapie: Kälte gegen den Schmerz
Kälte ist in der Orthopädie ein bewährtes Mittel gegen schmerzhafte Verletzungen. Dieses Prinzip nutzt die Kryotherapie aus: High-Tech-Geräte verdampfen flüssiges Kohlendioxid und kühlen damit die Haut sehr schnell herunter, ohne dass Kälteschäden auftreten. Das Verfahren wirkt gut, zum Beispiel bei einer akuten Verstauchung. Genauso gut wirken aber auch Coolpacks aus dem Tiefkühlfach oder Vereisungsspray. Und die sind deutlich günstiger als die rund 20 Euro für eine rund drei-minütige Kryotherapie.
Stoßwellentherapie
Auch die Stoßwellentherapie soll Schmerzen lindern. Dabei werden kurze, starke Schallwellen auf eine schmerzende Stelle gerichtet - vor allem bei einem Fersensporn, Tennisellenbogen, und Schmerzen in der Schulter (Kalkschulter). Eine Stoßwellenbehandlung dauert einige Minuten und kostet je nach Zahl der Anwendungen rund 50 bis 200 Euro. Auch wenn inzwischen viele Studien die Wirksamkeit bei bestimmten Problemen wie der Kalkschulter belegen, ist das Verfahren noch nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten.
Magnetfeldtherapie
Die Magnetfeldtherapie wird zur Behandlung von Beschwerden wie Knochenbrüchen, Kreuzschmerzen oder Wundheilungsstörungen angeboten. Dabei werden in einer Spule erzeugte elektromagnetische Wellen auf die betroffene Körperregion gerichtet, um dort ein konstantes oder pulsierendes Magnetfeld aufzubauen. Es gibt Geräte mit Matten, Manschetten oder Ringspulen, die laut Herstellerangaben den Zellstoffwechsel anregen sollen. Eine wissenschaftliche Erklärung oder einen Beweis der Wirksamkeit gibt es aber nicht.
Knochendichtemessung
Nicht als Behandlung, sondern zur Diagnosefindung dient die Knochendichtemessung. Sie zeigt, wie viel Kalk in den Knochen steckt. Bei der Untersuchung durchdringt schwache Röntgenstrahlung den Körper. Aus den Ergebnissen lässt sich berechnen, wie hoch das Risiko für Knochenbrüche ist.
Die Krankenkasse zahlt für die Untersuchung jedoch nur, wenn die Osteoporose schon zu einem Knochenbruch geführt hat. Die Messung ist sinnvoll, um ein Risiko für Osteoporose frühzeitig zu erkennen. Die Kosten betragen 45 bis 60 Euro.
