Tigermücke und Co.: Wie gefährlich sind Stechmücken?

Stand: 06.06.2023 10:25 Uhr

Stechmücken wie die Tigermücke können Krankheiten wie Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Japanische Enzephalitis, Zika und andere übertragen. Das macht die Mücke zum tödlichsten Tier der Welt.

Jedes Jahr verursachen Stechmücken weltweit laut offizieller Statistik mehr als 725.000 Todesfälle. In vielen Regionen Deutschlands konnten Forschende exotische Mückenarten wie Tigermücke oder Buschmücke als potenzielle Krankheitsüberträger von Tropenviren nachweisen. Ende September 2019 wurde der erste Fall einer in Deutschland erworbenen Infektion mit dem West-Nil-Fieber beim Menschen bekannt.

Klimawandel spielt Rolle bei Ausbreitung

Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Klimawandel stark zur Ausbreitung beiträgt. Sie befürchten auch, dass sich zum Beispiel die Tigermücke hierzulande dauerhaft ansiedelt. Die Art hat gleich mehrere unangenehme Eigenschaften: Sie ist ein penetranter, kleiner Stecher – und anders als die meisten heimischen Mücken ist die Tigermücke auch tagsüber auf der Suche nach Blut und deshalb besonders lästig. Zudem ist sie ein hocheffizienter Überträger vieler Krankheiten.

Auch von heimischen Mücken geht Gefahr aus

Bisher galten nur exotische Mücken als Überträger von Krankheiten, doch das hat sich geändert: Auch die heimische Mückenart Culex pipiens zählt inzwischen zu den Überträgern des West-Nil-Fiebers. Vor allem im Raum Berlin, im gesamten Osten Deutschlands, aber auch im Norden besteht ein Risiko. 2022 wurde in Deutschland das West-Nil-Virus bei Pferden und Wildvögeln nachgewiesen. Theoretisch könnten Stechmücken nach dem Saugen an den Tieren das Virus aufnehmen und an Menschen weitergeben. Mückenarten, die für ihre Blutmahlzeiten bei verschiedenen Wirten zustechen, sind sogenannte Brückenvektoren. Sie können Zoonosen verbreiten, also Krankheiten, die von Menschen auf Tiere und umgekehrt übergehen können. Sorgen bereiten den Forschenden Zugvögel, die jedes Jahr zwischen Afrika und Europa hin- und herpendeln und Viren mitbringen können, die über Mücken hierzulande verbreitet werden.

West-Nil-Fieber häufig ohne Symptome

Von einer Infektion mit dem West-Nil-Virus merken viele Menschen nichts. Laut Robert Koch-Institut erkrankt nur etwa einer von 100 Infizierten schwer. Deshalb gehen Forschende davon aus, dass es in Deutschland eine hohe Dunkelziffer gibt. Die Symptome, die auftreten können, sind sehr unterschiedlich:

  • abrupt auftretende grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit
  • Lymphknotenschwellungen
  • gutartige Hirnhautentzündung (Meningitis)
  • Gehirnentzündung (Enzephalitis).

Mückenstiche nicht aufkratzen

Nicht nur von Mücken übertragene Krankheitserreger, sondern auch die Stiche selbst sind eine potenzielle Gesundheitsgefahr. Sobald eine Mücke sticht, pumpt sie Eiweißstoffe in die Wunde, damit diese offen bleibt. Darauf reagieren einige Menschen mit heftigen Ausschlägen. Am Stechapparat der Mücke können auch Bakterien hängen, die beim Stich mit in den Körper gelangen. So können die Mücken zum Beispiel Fäkalbakterien wie Streptokokken oder Kolibakterien übertragen, wenn sie zuvor etwa auf einem Kuhfladen saßen.

Besonders riskant wird es, wenn der Betroffene den Juckreiz nicht aushält und sich den Stich aufkratzt. Dabei kommt es nicht selten zu einer gefährlichen Mischinfektion mit Hautbakterien, die sonst nie in den Körper gelangt wären. Gelangen Keime in den Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung

Mückenstiche vermeiden

Am besten ist es, Mücken gar nicht erst stechen zu lassen. Neben dem Einsatz geeigneter Anti-Mückenmittel sollte man in Gebieten mit vielen Mücken langärmlige, helle Bekleidung tragen, die Abende nicht draußen verbringen und sich mit Moskitonetzen und Fenstergittern schützen.

Mückenlarven entwickeln sich in Gewässern. Gerade Gärten mit Wasserreservoiren wie Regentonnen oder vollgelaufenen Blumenuntersetzern sind beliebte Brutstätten. Um das Schlüpfen der Larven zu verhindern, sollten vor dem Winter alle Gefäße, in denen sich Wasser sammeln könnte, entfernt werden und Regentonnen oder Teiche über den Winter abgedeckt werden. Auch sogenannte Bti-Tabletten für Regenfässer mit einem Wirkstoff aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis israelensis können helfen. Der biologische Wirkstoff zerstört den Darm von Mückenlarven.

Expertinnen und Experten zum Thema

Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg

Virologe
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
www.bnitm.de

 

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Visite | 06.06.2023 | 20:15 Uhr

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