Migräne: Mit Antikörpern gegen Kopfschmerzen
Fast sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden an Migräne. Und trotz aller Bemühungen bekommt jeder dritte Migränepatient die Anfälle nicht in den Griff. Nun scheinen Forscher aber einen Weg gefunden zu haben, eine neue Ära in der Migräne-Behandlung einzuleiten - mit künstlichen Antikörpern.
Neuartige Antikörper beugen Anfällen vor
Die Mediziner vermuten, dass der Botenstoff CGRP eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Migräneschmerzen spielt und haben deshalb gezielt Wirkstoffe entwickelt, die diesen Botenstoff blockieren. Messungen haben gezeigt, dass zu Beginn einer Migräneattacke im Trigeminusnerv große Mengen des CGRP freigesetzt werden. Der Botenstoff bindet an spezielle Rezeptoren und setzt so eine Kettenreaktion in Gang: Die Blutgefäße erweitern und entzünden sich, die Schmerzwahrnehmung wird gesteigert.
Wirkstoff wird unter die Haut gespritzt
Die im Labor entwickelten Antikörper binden direkt an den Botenstoff CGRP und machen ihn so unschädlich. Antikörper eines anderen Herstellers blockieren dagegen die CGRP-Rezeptoren, damit der Botenstoff nicht mehr andocken kann. In beiden Fällen wird das CGRP weiter ausgeschüttet. Es kann aber nicht mehr so wirken wie vorher und die Migräneattacken werden seltener. Die Antikörper zirkulieren mehrere Wochen im Blut, bevor sie schließlich abgebaut werden. Deshalb müssen die Wirkstoffe alle zwei bis vier Wochen unter die Haut gespritzt werden.
Studienergebnisse machen Mut
Inzwischen liegen die Ergebnisse mehrerer großer Studien vor, die alle die gleiche Aussage treffen: Vier von zehn Patienten litten deutlich seltener unter Migräne, hatten nur noch halb so viele Attacken wie vorher oder sogar noch weniger. 10 bis 20 Prozent der Patienten haben unter dieser Behandlung überhaupt keine Migräneattacken mehr. Doch bei gut der Hälfte der Teilnehmer blieb die Therapie erfolglos. Der Grund dafür ist noch unklar. Dennoch haben sich die CGRP-Antikörper damit als erfolgreicher erwiesen, als alle zuvor für die Vorbeugung verwendeten Arzneimittel. Zudem verursachten sie in den Studien keine schweren Nebenwirkungen. Allerdings gibt es noch keine Langzeitergebnisse, die zeigen, ob nach langjähriger Anwendung Nebenwirkungen auftreten. Die Zulassung der Antikörpertherapie ist in den USA und in der EU eingereicht. Voraussichtlich noch in 2018 werden sie in den USA auf den Markt kommen, für die EU ist die Zulassung noch nicht abzusehen.
