Bluttests als Kassenleistung "der falsche Weg"?
Der Bundestag debattiert über den Umgang mit vorgeburtlichen Bluttests bei Schwangeren. Mit solchen Tests können Behinderungen wie etwa die als Down-Syndrom bekannte Trisomie 21 schon in den ersten Monaten einer Schwangerschaft erkannt werden.
In der Diskussion geht es vor allem darum, ob die Untersuchung künftig von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden soll. Der Chefarzt für Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Hamburger Klinikum Barmbek, Holger Maul, sprach sich auf NDR Info dagegen aus. Der Mediziner äußerte die Vermutung, dass sich dann künftig deutlich mehr Eltern für einen Bluttest anstelle der gefährlicheren Fruchtwasseruntersuchung entscheiden könnten. Dies ebne aus seiner Sicht den Weg hin zu einer sehr viel leichtfertigeren Entscheidung für eine mögliche Abtreibung. Der Gynäkologe erklärte: "Meine Sorge ist: Sie kommen in die Praxis und sagen: Wir gucken mal, ob das Kind genetisch in Ordnung ist - und dann sind Sie auf der sicheren Seite. Das ist eben Unsinn."
Maul: Nicht Aufgabe der Solidargemeinschaft
Der Geburtsmediziner warnt: Es sei nicht Aufgabe der Solidargemeinschaft der Versicherten, sicherzustellen, dass genetisch Andersartige wie etwa Menschen mit Trisomie 21 von vornherein aussortiert werden: "Das ist gesellschaftlich ein falscher Weg."
Der Medizinethiker Robert Ranisch von der Uni Tübingen dagegen befürwortet, dass vorgeburtliche Bluttests künftig von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Ranisch sagte auf NDR Info, im Vordergrund müsse die einzelne Schwangere und ihre Fortpflanzungsfreiheit stehen. Allerdings sollte es vor und nach den Tests eine sorgfältige Beratung der Frauen geben.
