Lichttherapie hilft gegen Winterdepression
Nach der Zeitumstellung im Herbst wird es schon ab etwa 5 Uhr nachmittags dunkel. Der Lichtmangel schlägt bei rund 20 Prozent der Menschen in Deutschland aufs Gemüt: Sie leiden unter Antriebslosigkeit, erhöhtem Schlafbedürfnis und Heißhunger bis hin zu einer Depression. Eine Lichttherapie und Bewegung im Freien können helfen.
Krank durch Dunkelheit
Durch den Beginn der dunklen Jahreszeit geraten die Zellen des Körpers aus dem Takt. Die innere Uhr des Menschen braucht das Licht, um die Zellen und physiologischen Funktionen mit der äußeren Tageszeit zu synchronisieren.
Sogar in feinen Zellstrukturen lassen sich Veränderungen nachweisen - ein Hinweis für Wissenschaftler, dass zwischen Dunkelheit und der Anfälligkeit für Infektionen ein Zusammenhang bestehen kann. Lichtmangel löst mehrere ungünstige Prozesse im Körper aus:
- Es fehlt an Botenstoffen wie dem Glückshormon Serotonin.
- Das Schlafhormon Melatonin wird vermehrt ausgeschüttet.
- Ein Mangel an Vitamin D kann entstehen. (Ein Vitamin D-Präparat aus der Apotheke unterstützt das Immunsystem und wirkt dem Risiko eines schleichenden Stabilitätsverlustes der Knochen entgegen.)
Bewegung und Lichttherapie können helfen
Wer es schafft, auch im Herbst und Winter jeden Tag eine Stunde bei Tageslicht spazieren zu gehen, bekommt selbst an trüben Tagen genug Licht, um der Winterdepression zu entgehen.
Gegen Winterdepressionen kann außerdem eine Lichttherapie helfen. Dabei nehmen die Augen Licht mit möglichst hohem Blauanteil auf - entweder bei einem Spaziergang oder mit einer Tageslichtlampe:
- Professionelle Lichttherapiegeräte verwenden ein Tageslichtspektrum mit einer Stärke von mindestens 10.000 Lux.
- Bei einem Spaziergang an der frischen Luft beträgt die Lichtstärke selbst an trüben Wintertagen 2.500 Lux und liegt damit über den 500 bis 600 Lux in Innenräumen.
Lichttherapie richtig anwenden
Vor der Anschaffung einer Tageslichtlampe sollte man sich vom Augenarzt beraten lassen, denn bei einigen Augenerkrankungen ist Vorsicht geboten. In der Regel wird eine Behandlung am Morgen empfohlen. Die Anwendung sollte jeden Morgen über eine halbe Stunde erfolgen, um der inneren Uhr das Startsignal zu geben.
Dazu setzt man sich mit offenen Augen und nicht weiter als einen Meter von der Lichtquelle entfernt vor die Lampe. Während der Therapie kann man arbeiten, lesen oder essen. Erste Verbesserungen der Symptome sind bereits wenige Tage nach Therapiebeginn spürbar. Erfahrungsgemäß hellt die Stimmung innerhalb von zwei Wochen auf. Die Wirksamkeit der Lichttherapie ist wissenschaftlich belegt.
Vollspektrum-Licht beugt Winterdepression vor
Gegen eine Winterdepression können auch sogenannte Vollspektrum-Lampen helfen. Sie bilden das gesamte Spektrum des Tageslichts ab und lassen sich zum Beispiel in Decken und Tischlampen einsetzen. Wegen der längeren Beleuchtungsdauer kann die Lichtintensität viel geringer sein als bei der Lichttherapie. Erste wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine Vollspektrum-Beleuchtung am Arbeitsplatz einer Winterdepression vorbeugen kann.
Ursachen für die Winterdepression
Der menschliche Körper folgt einem biologischen Rhythmus. Vor allem der Schlaf-Wach-Rhythmus wird dabei über den Lichteinfall im Auge reguliert.
- Wissenschaftler haben Zellen im Auge entdeckt, die über einen sogenannten Photorezeptor für blaues Licht (Tageslicht) verfügen: das Protein Melanopsin. Trifft blaues Licht auf die Zellen, leiten sie das Signal direkt zur "inneren Hauptuhr" (suprachiasmatischer Nukleus).
- Von dort gelangt das Signal über das Aktivierungszentrum von Gehirn und Rückenmark zum sogenannten Hypothalamus, der die Hormonausschüttung kontrolliert: Blaues Licht reduziert darüber die Produktion des Schlafhormons Melatonin und stimuliert die Produktion der anregenden Hormone Cortisol und Serotonin.
- Da die Lichtintensität im Winter insgesamt geringer ist, wird nicht nur nachts, sondern auch tagsüber mehr Melatonin ausgeschüttet.
Bei Menschen mit einer Winterdepression sind zudem die Sehzellen im Auge weniger lichtempfänglich als bei anderen Menschen. Sehr wahrscheinlich ist auch das Hormon Serotonin an der Entstehung der Winterdepression beteiligt. Es wird für die Produktion von Melatonin benötigt. Die Folge: Der Serotonin-Spiegel im Blutspiegel sinkt. Auch das hat Einfluss auf die Stimmung. Diesen Mangel versucht das Gehirn durch eine gesteigerte Lust auf Süßes auszugleichen. Zucker und Nahrungsmittel wie Schokolade liefern den Gehirnzellen wieder mehr Serotonin.
