Künstliches Kniegelenk: Alternativen zur Knieprothese
Rund 500 künstliche Kniegelenke werden in Deutschland pro Tag eingesetzt. Expertinnen und Experten warnen: Das ist zu viel. Jeder fünfte Patient ist mit dem Ergebnis unzufrieden. Welche Alternativen zur Knieprothese gibt es?
Das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks ist aufgrund der Weiterentwicklung der Operationstechnik, der Implantate und Instrumente inzwischen relativ schonend und präzise. Doch ein künstliches Knie sollte immer die letzte Option sein, denn es lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Und rund 20 Prozent der Patientinnen und Patienten sind mit dem Eingriff unzufrieden.
Alternativen zur Knieprothese: Schlittenprothese oder konservative Therapie
Ein Knie komplett zu ersetzen, ist oft gar nicht nötig und oft auch nicht der beste Weg. Hören Betroffene jedoch die Diagnose "Arthrose", denken viele, sie bräuchten unbedingt eine Vollprothese. Dabei gibt es kleinere und für einige Patienten viel bessere Verfahren, die bislang leider nur wenige Operateure gut beherrschen:
- Anstatt das ganze Kniegelenk zu ersetzen kann eine Teilprothese, ein sogenannter Schlitten, eingesetzt werden. Der Knorpel wird mit Kunststoff ersetzt, die Gleitflächen mit Metall. Der Vorteil ist, dass Kreuzband und Muskulatur intakt bleiben - was für eine hohe Stabilität sorgt.
- Ist der Knorpel im Knie schon stark mitgenommen, aber der Schaden betrifft nur eine kleine Fläche, kann eine Knochenknorpeltransplantation die Alternative zum künstlichen Knie sein. Der beschädigte Knorpel wird zunächst mit einer Stanze entfernt. Aus einer wenig beanspruchten Stelle im Knie wird dann ein minimal größeres Stück entnommen und an der defekten Stelle wieder reingepresst. Es sitzt dann nahtlos.
- Ist der Knorpelschaden zu groß, um ihn noch mit Knorpel zu reparieren, aber zu klein, um eine Teil- oder ganze Prothese zu nutzen, kann eine Knopfprothese eine Alternative zum künstlichen Knie sein. Die Miniprothese ersetzt nur den beschädigten Bereich, die gesunden Teile des Gelenkes bleiben erhalten. Über ein Fräsverfahren wird das Implantat in das Gelenk eingesetzt. Dort ersetzt es den erkrankten Teil des Knorpels und schließt mit dem gesunden Bereich geradlinig ab.
Am besten wäre jedoch gar keine Operation. In vielen Fällen wirkt auch eine konservative Therapie: gezieltes Training, Sport, Physiotherapie. Das ist am Anfang schmerzhaft, aber durch den Aufbau von Muskeln sollen die Knochen entlastet werden. Dazu kommt Aufklärung, denn die Betroffenen müssen genau wissen, was sie tun und warum.
Ursachen für den vorderen Knieschmerz
Nach dem Einsatz einer Knieprothese ist der Aufbau des Kniegelenks häufig verändert. Verschiedene Faktoren können dann den vorderen Knieschmerz verursachen:
- Das hintere Kreuzband hat nach der OP nicht immer die nötige Spannung, um den Oberschenkel bei der Beugung des Beins zu halten. Der Oberschenkel kann nach vorne rutschen und dabei gegen die Kniescheibe stoßen. Das führt zu starken Schmerzen, das Gelenk fühlt sich instabil an, so als würde die Kniescheibe nach vorn wegkippen.
- Gleitet die knöcherne Kniescheibe nach der OP nicht mehr in der dafür vorgesehenen Rille am Oberschenkelknochen, entstehen beim Beugen und Strecken Schmerzen. Rutscht die Kniescheibe nur wenige Millimeter seitlich aus der Rille, schabt sie auf der Metallbeschichtung des künstlichen Kniegelenks. Das schmerzt und kann eine Arthrose der Kniescheibe auslösen.
- Auch eine Infektion oder Metallunverträglichkeit können Schmerzen im Knie verursachen.
Physiotherapie stärkt Bein, Rumpf und Becken
Es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis das künstliche Kniegelenk beschwerdefrei funktioniert. Die neuen Gleitflächen müssen auf das Zusammenspiel mit Sehnen, Bändern und Muskeln "trainiert" werden, denn sie halten die Beinachse stabil. Ist die Muskulatur sehr abgebaut, kann die Beinachse beim Gehen nicht gehalten werden. Verschiebt sie sich, entstehen Belastungspunkte im Gelenk - Schmerzen sind die Folge. Daher ist es für den Erfolg einer Prothese entscheidend, dass das Bein gerade ist. Wichtig ist eine kontinuierliche Physiotherapie, um das Bein, den Rumpf und das Becken zu kräftigen.
Erneute Operation: Zweite Meinung einholen
Bleiben die Schmerzen trotz regelmäßiger Physiotherapie bestehen, kann eine erneute Operation sinnvoll sein. Dies ist meist bei Instabilität und Fehlpositionierung der Prothese der Fall. Operiert werden sollte aber nur, wenn die Ursachen der Schmerzen bekannt sind und sicher behoben werden können. Sonst ist die Operation überflüssig und kann die Beschwerden sogar verschlimmern.
Vor einer erneuten Operation sollten Betroffene eine Zweitmeinung einholen - idealerweise von einem Knie-Spezialisten in einer Klinik, die viel Erfahrung mit sogenannten Revisions-Operationen hat.
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