Gemeinsam abnehmen - das Zucker-Experiment
An Übergewicht leiden in Deutschland jede zweite Frau und mehr als 65 Prozent der Männer. Wenn Betroffene nachhaltig abnehmen möchten, brauchen sie großes Durchhaltevermögen. Denn mit einer Diät ist es nicht getan: Wichtig ist ein Lebensstil mit viel Bewegung und einer gesunden Ernährung. Doch die Umstellung fällt vielen Betroffenen schwer: Oft fallen sie nach einem hochmotivierten Beginn zurück in alte Verhaltensweisen und nehmen dann wieder zu (Jo-Jo-Effekt).
Erfolgreicher sind Menschen, die gemeinsam abnehmen. Die Gründe dafür sind wissenschaftlich belegt: Förderlich sind demnach gemeinsame Ziele und der Druck, sich vor anderen nicht blamieren zu wollen.
Zucker-Experiment in Berkenthin
Einwohnerinnen und Einwohner aus Ortschaften der Gemeinde Berkenthin in Schleswig-Holstein versuchten im Rahmen der Aktion "Tschüss Zucker", drei Monate lang gemeinsam auf Zucker zu verzichten. Wie viel Zucker in Nahrung enthalten ist, lässt sich bei vielen Lebensmitteln schwer erkennen, denn Zucker hat viele Namen. Er versteckt sich auch hinter Zutaten wie Ahornsirup und Malzextrakt, Isoglukose und Saccharose. Die Teilnehmer der Aktion "Tschüss Zucker" nahmen deshalb genau unter die Lupe, was sie essen.
Hoher Zucker-Verbrauch in Deutschland
Durchschnittlich isst jeder Bundesbürger pro Kopf fast 120 Gramm Zucker am Tag. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält das für zu viel. Sie empfiehlt Erwachsenen, nicht mehr als 50 Gramm Zucker pro Tag zu essen - idealerweise sogar nicht mehr 25 Gramm. Das entspricht etwa sechs Teelöffeln Zucker oder acht Zuckerwürfeln. Gemeint ist zugesetzter Zucker in Speisen und Getränken und Zucker, der in Honig und Saft enthalten ist. Der natürliche Zuckergehalt in Milch, Obst und Gemüse hingegen wird nicht mitgezählt.
Körper speichert Zucker als Fettreserve
Zucker ist zwar wichtiger Energielieferant, aber wir verbrauchen zu wenig davon. Deshalb lagert der Körper den Stoff als eiserne Reserve für schlechte Zeiten in Form von Fett zum Beispiel in der Leber ein. Ein ständig hoher Zuckerspiegel im Blut schädigt alle gut durchbluteten Organe wie Nieren, Augen, Blutgefäße, Nerven. Das kann zur Erblindung, Durchblutungsstörungen, Nervenschmerzen bis hin zu einer Nierenschädigung führen.
Trainingsprogramm für Fußballfans
Obwohl gemeinsames Abnehmen meist erfolgreicher ist als im Alleingang, gibt es in Deutschland kaum Gruppentherapien für Menschen mit Übergewicht. Eine Ausnahme ist das Projekt Fußballfans im Training des Vereins Eintracht Braunschweig. Mit zwei zwölfwöchigen Kursen pro Jahr regt der Verein übergewichtige Fans zu einer gemeinsamen Veränderung ihres Lebensstils an.
Wie erfolgreich das Programm ist, zeigt eine Untersuchung aus Großbritannien. Dort verloren die Teilnehmer der Gruppentherapie innerhalb eines Jahres rund fünf Kilogramm Gewicht und fünf Zentimeter Bauchumfang mehr als andere Fans, die es auf eigene Faust versuchten. Außerdem lag der durchschnittliche Blutdruck in der Gruppe nach einem Jahr um 6,6 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) niedriger. Inzwischen bieten auch andere Vereine ähnliche Gruppenprogramme an.
Dorf in Spanien auf Diät
In einem spanischen Dorf achten mehr als 4.000 Einwohner gemeinsam auf ihre Ernährung, machen Sportkurse und versuchen, sich im Alltag mehr zu bewegen. Die meisten leiden unter Übergewicht und den damit verbundenen Folgekrankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck. Die Initiative wird unterstützt von Gesundheitszentren, Schulen, Stadtverwaltung und Restaurants.
Gründe fürs Abnehmen
Wer auf Dauer überflüssige Pfunde verliert, reduziert das Risiko für praktisch alle Zivilisationskrankheiten, verlängert seine Lebenserwartung, senkt seinen Blutdruck, seine Blutfettwerte und das Risiko für Krebs, Herzinfarkt und Demenz.
So gelingt der Start in ein gesünderes Leben
Wer abnehmen und gesundheitliche Risiken verringern möchte, sollte seine Ernährung und Lebensweise in kleinen Schritten langfristig verändern:
- auf Snacks zwischendurch verzichten
- höchstens drei Mahlzeiten pro Tag
- wenig Fleisch essen, viel Obst und Gemüse
- selbst kochen, keine Fertiggerichte
- 10.000 Schritte am Tag gehen - mit 3.000 Schritten beginnen, dann kontinuierlich erhöhen
