Ein Mann hält sich vor Schmerzen den Bauch. © picture alliance Foto: Christin Klose

Gallensteine: Ursachen, Symptome und Behandlung

Stand: 28.02.2022 10:29 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Gallensteine sind Ablagerungen in der Gallenblase und verursachen meist keine Symptome. Sie können aber auch in den Gallengang rutschen und heftige Schmerzen auslösen. Dann müssen sie entfernt werden.

Jeder Fünfte in Deutschland hat Gallensteine. Bei den über 60-Jährigen ist es sogar jeder Zweite. Bei Frauen kommen sie zwei bis drei Mal häufiger vor als bei Männern. Die meisten Betroffenen haben keine Beschwerden. Ihre Gallensteine werden eher zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt.

Gallenflüssigkeit: Wichtig für die Verdauung von Fett

Die Gallenblase liegt unterhalb der Leber, über dem Darm und neben der Bauchspeicheldrüse. Sie speichert den in der Leber gebildeten Verdauungssaft und dickt ihn ein. Die Gallenflüssigkeit besteht überwiegend aus Wasser und aus gelösten Stoffen wie Cholesterin, Gallensäure und Gallenfarbstoff (Bilirubin). Jeden Tag produziert die Leber etwa einen halben Liter Gallenflüssigkeit. Davon speichert die Gallenblase etwa 50 Milliliter.

Bei der Verdauung von fettreichem Essen zieht sich die Gallenblase zusammen und schüttet die Gallenflüssigkeit durch den Gallengang in den ersten Teil des Dünndarms, den Zwölffingerdarm, aus. Dort löst die Gallenflüssigkeit kleinste Fetttröpfchen aus der Nahrung und ermöglicht so die Fettverdauung.

Wie aus Kristallen Gallensteine entstehen

Die meisten Gallensteine entstehen in der Gallenblase, seltener im Gallengang. Wenn der Abfluss der Galle gestört ist und die Flüssigkeit stockt oder das Verhältnis ihrer Bestandteile nicht ausgewogen ist, können sich Kristalle bilden und zu Steinen heranwachsen. Es werden drei Arten von Gallensteinen unterschieden:

  • Cholesterinsteine stellen hierzulande mit rund 80 Prozent den größten Teil der Gallensteine. Sie bilden sich, wenn die von der Leber produzierte Gallenflüssigkeit zu viel Cholesterin enthält. Ist darüber hinaus die Kontraktion der Gallenblase gestört, können in der Gallenblase Cholesterinkristalle entstehen, die innerhalb von Monaten oder Jahren zu größeren Steinen heranwachsen. Studien zeigen, dass jeder vierte Betroffene eine genetische Veranlagung dafür hat. Übergewicht und mangelnde Bewegung fördern die Entwicklung von Gallensteinen.
  • Schwarze Pigmentsteine entstehen, wenn zu viel vom Gallenfarbstoff Bilirubin vorliegt. Bilirubin entsteht beim Abbau von roten Blutkörperchen (Erythrozyten).
  • Braune Pigmentsteine bilden sich meist in den Gallengängen, wenn sich dort Bakterien angesiedelt haben. Sie stammen aus dem Darm und können durch endoskopische Eingriffe an den Gallengängen eingeschleppt werden.

Gallenkoliken können zum Notfall werden

Meist liegen Gallensteine viele Jahre in der Gallenblase, verursachen keine Symptome und müssen nicht behandelt werden. Nur etwa 20 bis 30 Prozent der Betroffenen bekommen im Laufe ihres Lebens Probleme mit ihren Gallensteinen. Eine äußerst schmerzhafte Folge ist eine Gallenkolik. Sie tritt auf, wenn ein Gallenstein in den Gallengang rutscht und den Abfluss der Gallenflüssigkeit behindert. Typisch sind krampfartige, starke Schmerzen im Oberbauch, die in Rücken und die Schultern ausstrahlen. In der Regel halten sie länger als 15 Minuten an und klingen dann von selbst oder nach Gabe von krampflösenden und schmerzstillenden Medikamenten wieder ab.

Dennoch kann jede Gallenkolik zu einem Notfall werden. Die Gefahr: Versperrt ein Stein den Ausgang der Gallenblase komplett, führt der Rückstau zu einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis). Dadurch kann Gewebe absterben und die Gallenblase platzen.

Gallensteine können wandern und Entzündungen auslösen

Bleiben Steine im Gallengang stecken, staut sich die Gallenflüssigkeit bis in die Leber und verursacht gefährliche Leberentzündungen. Typische Symptome sind Schmerzen im Oberbauch, Fieber und eine Gelbfärbung (Ikterus) der Haut und der Augen. Mediziner sprechen dabei von der sogenannten Charcot-Trias. Die Leberwerte im Blut sind erhöht, im Ultraschall ist eine Verdickung der Gallenblasenwand erkennbar.

Verstopft ein Stein die gemeinsame Mündung des Gallen- und des Bauchspeicheldrüsengangs in den Zwölffingerdarm (Papille), droht durch den Rückstau von Gallenflüssigkeit eine lebensgefährliche Entzündung der Bauchspeicheldrüse (akute Pankreatitis).

Bei Verschluss Gallenblase zügig entfernen

Haben Gallensteine Koliken ausgelöst, raten die Behandlungsleitlinien zur Entfernung der Gallenblase per Bauchspiegelung. Bei einem Verschluss des Gallengangs oder einer Entzündung der Gallenblase muss zügig operiert werden, am besten innerhalb von 24 Stunden, um Komplikationen zu vermeiden.

Gallensteine nach Entfernung der Gallenblase

Auch wenn die Gallenblase entfernt ist, können Gallensteine im Gallengang zu Beschwerden führen. Manchmal werden vorhandene Steine bei dem Eingriff nicht gefunden. Sie können sich aber auch nach der Operation im Gallengang neu bilden, da die Gallenflüssigkeit in der Leber ständig nachgebildet wird. Ohne die Gallenblase fehlt zwar der Speicher, aber überall, wo Gallenflüssigkeit vorhanden ist, können weiterhin Gallensteine entstehen. Stockt die Galle, können sich Kristalle bilden und zu Gallensteinen entwickeln, die sich im Gallengang festsetzen und Schmerzen verursachen.

Gallensteine endoskopisch entfernen per ERCP

Um Gallensteine zu entfernen, setzen Gastroenterologen auf die sogenannte Endoskopische Retrograde Cholangiopankreatikografie, kurz ERCP. Dabei führen sie unter Narkose ein Endoskop wie bei einer Magenspiegelung über Mund, Speiseröhre und den Magen bis in den Zwölffingerdarm, dann weiter durch die Papille bis in den Gallengang. Hier setzen sie Kontrastmittel zur exakten Darstellung des Gallengangs in der Röntgendurchleuchtung frei, um den Gallenstein zu finden. Oft sitzt dieser direkt vor dem Ausgang des Gallengangs zum Dünndarm fest.

Große Gallensteine werden zertrümmert

Um den Stein aus dem Gallengang herausholen zu können, wird der Ringmuskel der Papille durchtrennt. Mit einem winzigen Körbchen wird der Gallenstein eingefangen und mit dem Endoskop herausgezogen. Ist ein Gallenstein zu groß, um mit dem Fangkörbchen herausgezogen zu werden, wird er mithilfe von Stoßwellen direkt im Gallengang zertrümmert. Anschließend können die Bruchstücke entfernt werden.

Medikamente können Rückfällen vorbeugen

Entwickeln sich immer wieder Steine im Gallengang, kann der Arzt Medikamente verordnen, die die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit so beeinflussen, dass weniger Steine entstehen. Allerdings ist die Wirksamkeit begrenzt und sie schlagen nicht bei allen Menschen an.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 01.03.2022 20:15

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