Forscher entdecken Herzinfarkt-Gen
Jeder zweite Deutsche trägt eine Genvariante in seinen Erbanlagen, die das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um 15 Prozent erhöht. Das ist die Erkenntnis eines 42-köpfigen internationalen Forschungsteams um die Lübecker Biologin Jeanette Erdmann vom Institut für Integrative und Experimentelle Genomik und den Münchner Kardiologen Heribert Schunkert vom Deutschen Herzzentrum München.
Sie fanden das Herzinfarkt-Gen bei der Untersuchung einer Familie aus dem niedersächsischen Papenburg, in der 23 Familienmitglieder einen Herzinfarkt erlitten hatten. In der untersuchten Familie traten zwei seltene Genveränderungen auf, die zum Herzinfarkt führen - so konnten die Forscher den genetischen Mechanismus hinter der Krankheit verstehen. Bei der Papenburger Familie führen die identifizierten Genmutationen zu einem vermehrten Verkleben der Blutplättchen (Thrombozyten) und damit zu einem dramatisch erhöhten Herzinfarktrisiko.
Vorbeugende Therapie möglich
Wer auffällig viele Herzinfarkte bei Geschwistern oder Eltern unter 60 Jahren in der Familie hat, könnte durch einen Gentest Gewissheit erlangen. Bei der häufig in der Bevölkerung vorkommende Genvariante ist das Herzinfarktrisiko zwar nicht so drastisch erhöht, trotzdem könnte für viele dieser Menschen eine vorbeugende Therapie ratsam sein - und die ist denkbar einfach: Nach Ansicht der Forscher ließe sich das Infarktrisiko bei Menschen, deren Blutplättchen leichter verkleben, weil sie von dieser Gen-Veränderung betroffen sind, womöglich mit einer täglichen Gabe niedrig dosierten Aspirins (100 mg) normalisieren.
Allerdings sollte man eine solche Dauertherapie wegen möglicher Neben- und Wechselwirkungen nicht auf eigene Faust ohne Rücksprache mit dem Arzt aufnehmen. Mit gesunder Ernährung, viel Bewegung und Nichtrauchen lässt sich das Risiko auch bei erblicher Belastung zusätzlich senken.
