Ernährung bei Gicht: Vorsicht mit Fruchtzucker

Stand: 29.01.2024 09:30 Uhr

Früher hieß es: Bei Gicht auf Purine verzichten - auf Fleisch und Bier. Heute weiß man, dass ein umfassenderer Ansatz notwendig ist. Betroffene sollten Normalgewicht anstreben und Fruchtzucker meiden.

Sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung einer Gicht ist eine Ernährungsumstellung die beste Therapie. Ziel ist eine dauerhafte Senkung des Harnsäurespiegels im Körper, um erneute Anfälle zu vermeiden und Langzeitschäden zu verhindern. Das gelingt durch drei Faktoren:

  1. Normalgewicht anstreben - der Bauch muss weg!
  2. Fruchtzucker meiden, um den Stoffwechsel zu entlasten,
  3. purinarm essen und trinken.

Purinarm essen - nicht purinfrei

Zwei Bratwürste mit Zwiebeln und Karotten auf einem Teller serviert © Colourbox Foto: Francesco Perre
Würstchen und fettreiches Fleisch sind purinreich - gefährlich bei Gicht.

Purine stecken in den verschiedensten Nahrungsmitteln. Sie werden von Menschen mit Neigung zu Gicht schlechter vertragen, weil sich durch den Abbau von Purinen im Körper der Harnsäurespiegel erhöhen kann. Fleisch- und Fischerzeugnisse enthalten besonders viele Purine.

Aber auch manche pflanzliche Lebensmittel, etwa Spargel, Pilze und besonders Hülsenfrüchte, gelten verhältnismäßig als purinreich. Trotzdem sollten Gicht-Betroffene nicht auf sie verzichten, sondern in Maßen auch diese Gemüse als Teil einer abwechslungsreichen Ernährung genießen. Denn die guten Inhaltsstoffe - wie Proteine, Vitamine, Ballast- und sekundäre Pflanzenstoffe - haben eher positive Effekte auf die Harnsäurewerte.

Wichtig für alle Betroffenen: Völliger Purin-Verzicht ist allgemein nicht nötig. Passen Sie jedoch unbedingt die Menge an. Die Haut von Fleisch und Fisch sowie Innereien sind in der Regel echte Purinbomben. Bier - selbst alkoholfreies - und Alkohol sollten Gicht-Patienten wegen des Gehalts an Purinen und Fruchtzucker möglichst meiden.

Bei Gicht unbedingt Fruchtzucker einschränken

Drei Eistüten mit unterschiedlichen Eissorten liegen auf einem Teller. © fotolia Foto: M.studio
Fruktose findet sich in industriell hergestellter Eiscreme und zig anderen Fertigprodukten.

Mehrere Studien aus jüngster Zeit haben gezeigt, dass Gicht und Fruchtzucker (Fruktose) zusammenhängen. Fruchtzucker behindert die Harnsäure-Ausscheidung und fördert dadurch Gichtanfälle. Fruktose steckt bei Weitem nicht nur in Obst und Fruchtsaft, sondern in zahlreichen Fertigprodukten wie in Keksen, Eiscreme oder Pizza und süßen Getränken. Achten Sie auf Begriffe wie Fruktose-, Glukose-Fruktose- oder Maissirup. Generell ist es hilfreich, den Konsum von Zucker, Weißmehl- und Fertigprodukten stark einzuschränken.

Auf ovo-lacto-vegetabile Vielfalt setzen

Günstig bei Gicht ist eine sogenannte ovo-lacto-vegetabile Ernährung, die sich aus Eiern (ovo), Milchprodukten (lacto) und viel Gemüse (vegetabil) zusammensetzt.

Die Basis sollte eine Fülle von Gemüse sein, die den Körper mit pflanzlichem Eiweiß, Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien versorgt. Ergänzend sind Vollkornprodukte, Nüsse und Samen sowie hochwertige Pflanzenöle empfehlenswert.

Milch, fettarme Milchprodukte und Eier sind purinarm und eine wertvolle Eiweißquelle für Gicht-Patienten. Zudem regen Milchprodukte die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren an und sollen das Gichtrisiko senken.

Wichtig ist es auch, viel zu trinken: zwei bis drei Liter Wasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees, gern auch etwa drei Tassen frisch gebrühter Kaffee am Tag.

Risikofaktor Übergewicht: Langsam abnehmen - ohne Radikaldiäten

Normalgewicht hilft erheblich, die Harnsäurekonzentration wieder einzupegeln, und es schont die Gelenke. Studiendaten von fast 50.000 Männern belegen den Zusammenhang. Statistisch verdoppelt Übergewicht das Risiko für Gichtanfälle. Starke Fettleibigkeit verdreifacht die Gefahr sogar.

Vorsicht jedoch vor Extremdiäten oder Fastenkuren! Bei einem rapiden Abbau von Körperfett und Muskelmasse entstehen sogenannte Ketonkörper, die die Harnsäureausscheidung behindern und sogar einen akuten Gichtanfall auslösen können. Besser ist eine langfristige Ernährungsumstellung, bei der die Pfunde langsamer, aber dafür konsequent, um ein bis zwei Kilogramm pro Monat, purzeln.

Was essen bei Gicht: Lebensmittel und Rezepte

Richtig essen und neuen Gichtattacken vorbeugen: Hier finden Sie geeignete Rezepte und Lebensmittel-Listen (auch zum Download).

Weitere Informationen
Auberginenauflauf in einer Form, Besteck und Serviette auf einem Tisch. © NDR Foto: Claudia Timmann

Rezepte bei Gicht

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Holzwegweiser mit den Aufschriften "vielleicht", "falsch", "richtig" und "kommt drauf an". © Chris_pl/fotolia Foto: Chris_pl

Gicht: Ernährungstipps und Lebensmittel-Liste (PDF)

Purinarm essen und Fruchtzucker meiden: Die wichtigsten Fakten und Lebensmittelempfehlungen auf einen Blick. Download (82 KB)

Brot, Getreide und Beilagen wie Nudeln, Kartoffeln, Reis

nicht mehr als 2 Hände voll/Tag

  • Empfehlenswert: Vollkornbrot; ungesüßtes Müsli; Vollkornnudeln, Vollkornreis, Pellkartoffeln, frisch gestampfter Kartoffelbrei
  • In Maßen empfehlenswert, da eher purinreich: Buchweizen, Grünkern, Dinkel
  • Nicht empfehlenswert: Sojamehl-Produkte, Weizenkeime; Pommes frites, Bratkartoffeln, Kartoffelpuffer, Fertiggerichte, Fast Food; bei Diabetes und/oder Übergewicht zudem: Weißbrot, Toastbrot, Croissant, Zwieback, geschälter Reis

 

Weitere Informationen
Schematische Darstellung. © NDR

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Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 29.01.2024 | 21:00 Uhr

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