Stand: 30.01.2020 11:17 Uhr

Darmkrebs erkennen und behandeln

Darmkrebs ist bei Frauen in Deutschland die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung. Pro Jahr erkranken rund 65.000 Menschen an einem bösartigen Darmtumor, 25.000 sterben jährlich an den Folgen einer Darmkrebserkrankung.

Unter dem Oberbegriff Darmkrebs werden Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolon), des Enddarms (Mastdarm/Rektum) und des Darmausgangs (Anus) zusammengefasst. Die Behandlung von Darmkrebs hat deutliche Fortschritte gemacht. Ein früh erkannter Darmkrebs ist fast immer heilbar. Bei fortgeschrittenen Tumoren aber bilden sich Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen, vor allem in der Leber, was die Behandlung erschwert.

Risikofaktoren für Darmkrebs

Die meisten Menschen können der Entstehung von Darmkrebs mit einem gesunden Lebenswandel entgegenwirken. Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs sind:

  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Hoher Fleischkonsum (vor allem verarbeitetes und rotes Fleisch)
  • Häufiger Alkoholkonsum
  • Darmkrebs in der Familie

Bei Darmkrebs familiäres Risiko beachten

Da Darmkrebs in vielen Fällen erblich bedingt ist, sollte jeder, bei dessen Eltern oder Geschwistern ein Darmkrebs aufgetreten ist, unbedingt frühzeitig alle Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Ist bei Familienmitgliedern im Alter von unter 50 Jahren ein Darmkrebs aufgetreten, kann eine Genanalyse klären, ob ein stark erhöhtes Risiko vorliegt. Ist das der Fall, sollten Darmspiegelungen engmaschig durchgeführt werden.

  • 20 bis 30 Prozent aller von Darmkrebs Betroffenen haben ein vererbtes familiäres Darmkrebsrisiko. In diesem Fall ist die Gefahr um das Vierfache erhöht. Die erste Untersuchung sollte bereits zehn Jahre früher durchgeführt werden, als das Alter des jüngsten Betroffenen der Familie beim Ausbruch der gefährlichen Krankheit betragen hat.
  • Etwa fünf Prozent aller Darmkrebserkrankten haben sogar regelrecht krankmachende Gene geerbt - mit einer Erkrankungswahrscheinlichkeit von 80 bis 100 Prozent.

Tumoren oft lange unbemerkt

Schematische Darstellung: © NDR
Im Frühstadium ist Darmkrebs gut behandelbar. Bleiben die Tumoren zu lange unbemerkt, können sie Metastasen bilden.

Darmkrebs verursacht lange Zeit keine Schmerzen und kaum Symptome. Deshalb wird die Erkrankung oft erst erkannt, wenn eine Heilung schwierig oder nicht mehr möglich ist. Erste Symptome wie Müdigkeit oder Abgeschlagenheit können auch andere, harmlose Ursachen haben. Erst im späteren Verlauf können Blut im Stuhl, Verstopfungen oder Darmkrämpfe auftreten.

Vorsorgeuntersuchungen nutzen

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen helfen, eine Darmkrebs-Erkrankung zu verhindern oder in einem frühen Stadium zu entdecken. Zu einer Darmspiegelung (Koloskopie) raten Ärzte bei neu aufgetretenen Bauchschmerzen, die längere Zeit anhalten, bei wiederholten Blutungen oder bei anhaltendem Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung. Die Krankenkassen bieten Frauen ab dem 55. Lebensjahr und Männern ab 50 Jahren alle zehn Jahre eine kostenlose Darmspiegelung an. Für jüngere Menschen kann die Untersuchung einer Stuhlprobe auf verstecktes Blut sinnvoll sein.

Darmkrebs entsteht aus Polypen

Darmkrebs entsteht in der Regel aus gutartigen Krebsvorstufen (Polypen), die sich bei der Koloskopie leicht entfernen lassen. Dazu führt der Arzt unter örtlicher Betäubung ein biegsames Endoskop in den Darm ein. Das schlauchförmige Gerät enthält eine Lichtquelle, eine winzige Kamera und einen Arbeitskanal. Darüber kann der Arzt kleine Zangen einführen und Polypen abtragen. Damit kann die Entstehung von Darmkrebs verhindert werden. Entdeckt der Arzt bei der Koloskopie einen Tumor, entnimmt er gleich eine Gewebeprobe zur feingeweblichen Untersuchung. Viele Menschen haben Angst vor einer Darmspiegelung. Doch zu Komplikationen kommt es äußerst selten.

Wenn neue Symptome auftreten

Treten wenige Jahre nach der Vorsorgekoloskopie verdächtige Symptome auf, wird der Arzt in folgenden Fällen eine erneute Untersuchung empfehlen:

  • Die Vorsorgekoloskopie war unvollständig, weil der Darm nicht komplett gereinigt war und der Arzt Teile des Darms nicht einsehen konnte.
  • Bei vorangegangenen Darmspiegelungen mussten Polypen abgetragen werden.
  • Es besteht ein familiär erhöhtes Risiko.

Zum Abwarten oder zum Verzicht auf eine erneute Darmspiegelung raten Ärzte, wenn die Symptome seit Langem immer wieder auftreten oder vorangegangene Koloskopien keine Polypen in der Darmschleimhaut gezeigt haben. Da neu entstehende Polypen erst nach vielen Jahren zum Darmkrebs werden können, ist das Risiko in diesen Fällen sehr gering.

Krebs-Behandlung am besten im Darmkrebszentrum

Die Diagnose einer Tumorerkrankung bedeutet für die Betroffenen eine erhebliche Belastung. Daher ist es wichtig, für jeden Erkrankten eine maßgeschneiderte Therapie zu entwickeln, am besten in einem Darmkrebszentrum. Dort beraten Experten aller an der Krebstherapie beteiligten Fachgruppen gemeinsam in interdisziplinären Tumorkonferenzen, welche Verfahren im Einzelfall sinnvoll sind und wie sie kombiniert werden sollten. Außerdem sollten die Therapiekonzepte individuell an die Bedürfnisse und Lebenssituationen der Betroffenen angepasst werden.

Behandlung von Krebs-Stadium abhängig

Die Therapie des Darmkrebses erfolgt nach Empfehlungen und Leitlinien von wissenschaftlich anerkannten Fachgesellschaften. Die Behandlung richtet sich dabei vor allem nach der Art des Tumors und dem Stadium der Tumorerkrankung.

Das Tumorstadium wird anhand von Tumorgröße, Lymphknotenbefall und Vorliegen von Metastasen festgestellt:

  • Bei kleinen, örtlich begrenzten Tumoren (Stadium I) kann eine Operation in mehr als 90 Prozent der Fälle eine Heilung erreichen. Voraussetzung dafür ist, dass der bösartige Tumor die Darmwand noch nicht durchbrochen hat, die Lymphknoten nicht betroffen sind und keine Metastasen vorliegen. Eine Chemo- oder Strahlentherapie ist dann nicht notwendig.

  • Im Stadium II haben die Tumore die Darmwand durchbrochen und das umliegende Gewebe möglicherweise infiltriert. Dennoch sind die Lymphknoten nicht befallen und es liegen keine Metastasen vor. Neben der Operation kann in diesem Stadium eine begleitende Chemotherapie sinnvoll sein.

  • Bei Tumoren im Stadium III sind die Lymphknoten in der Nähe des Tumors mit bösartigen Zellen befallen. In diesen Fällen erfolgt nach der Operation eine Chemotherapie. Beim Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs) erfolgt bereits vor einer möglichen Operation eine Chemotherapie.

  • Tumore im Stadium IV gehen mit Metastasen in anderen Organen einher. Bei Darmkrebs kommt es typischerweise zunächst zu Ansiedelungen in Leber und Lunge. Je nach Verfassung und Beschwerden des Betroffenen kann die erste Behandlungsmaßnahme eine Operation oder eine Chemotherapie sein. Wenn möglich, sollten die Metastasen entfernt werden.

Lage des Tumors entscheidend für Operationsstrategie

Die Operationsstrategien richten sich vor allem nach der anatomischen Lage des Tumors. Bei Tumoren des Dickdarms kann die Darmpassage in der Regel erhalten werden. Das heißt, nach der Entfernung des Tumors können die beiden Darmenden wieder miteinander verbunden werden. Bei Tumoren des Mastdarms wird zum Schutz der Naht der Darmenden ein künstlicher Darmausgang angelegt. Dieser kann nach einigen Wochen im Rahmen einer kleinen Operation wieder zurückverlegt werden. Es sei denn, die Krebsgeschwulst liegt sehr tief in der Nähe des Schließmuskels. Dann ist manchmal ein dauerhafter, künstlicher Darmausgang notwendig.

Chemotherapie soll Heilungschancen verbessern

Die Chemotherapie erfolgt abhängig vom vorliegenden Stadium, in der Regel über einen Zeitraum von sechs Monaten. Ihr Ziel ist es, die Heilungschancen zu verbessern und Metastasen zu behandeln oder bei fortgeschrittenen Erkrankungen die Lebensqualität zu verbessern und die Überlebenszeit zu verlängern. Die sogenannten Zytostatika wirken insbesondere auf die sich schnell teilenden Zellen des Tumorgewebes.

Immuntherapie und Strahlentherapie bei Darmkrebs

Schematische Darstellung: Abwehrzellen im Darm. © NDR
Wenn das körpereigene Immunsystem machtlos ist, kann eine Immuntherapie helfen. Spezielle Antikörper greifen den Krebs an.

Seit Kurzem sind im Rahmen einer Immuntherapie auch spezielle Antikörper zur Behandlung des Darmkrebses zugelassen. In Kombination mit der klassischen Chemotherapie sollen sie die Behandlungserfolge verbessern. Eine ergänzende Strahlentherapie ist dann sinnvoll, wenn sich ein Rektumkarzinom in das umgebende Gewebe ausgebreitet hat oder Lymphknoten befallen sind.

Psychologische Hilfe in Anspruch nehmen

Eine Darmkrebserkrankung ist eine sehr belastende Situation, sowohl für die Patienten als auch für die Angehörigen. Betroffene sollten sich nicht scheuen, eine psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen. Diese ist in vielen Reha-Kliniken Teil der Behandlung. Auch Hausärzte helfen hier weiter.

Ernährungstherapie wichtig in der Darmkrebs-Nachsorge

Direkt nach der Operation klagen viele Betroffene über Durchfall, Blähungen oder Verstopfung. Auch eine bakterielle Darmentzündung durch die geschwächte Immunabwehr oder eine schlechte Darmflora können die Patienten zusätzlich belasten. Bereits im Krankenhaus sollte eine individuell auf den Fall abgestimmte Ernährungsberatung stattfinden, denn die Ernährungstherapie ist eine wichtige Säule bei der Darmkrebs-Nachsorge. Zwar ist sie in Deutschland noch kein Standard, doch in vielen Krankenhäusern gibt es Ernährungsberater. Diese Experten können den Menschen helfen, ihre Verdauung wieder in den Griff zu bekommen und den Körper mit allen lebenswichtigen Stoffen zu versorgen. Auch in der anschließenden Reha ist das Thema Ernährung ein wichtiger Aspekt.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 03.02.2020 | 21:00 Uhr

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