Darmkrebs-Vorsorge: Stuhlprobe oder Spiegelung?
Darmkrebs ist in mehr als 90 Prozent der Fälle heilbar, wenn er früh erkannt wird. Nach Einführung der Vorsorgeuntersuchung sank die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen ab 55 Jahren um rund 20 Prozent. Seit 2002 konnten so 130.000 Todesfälle und 270.000 Neuerkrankungen verhindert werden. Trotzdem nimmt bisher nur jeder Vierte die Darmkrebs-Vorsorge wahr.
Warum Früherkennung so wichtig ist
Noch immer werden die meisten Tumoren bei älteren Patienten rein zufällig entdeckt. Darmkrebs verursacht lange Zeit keine Schmerzen und kaum Symptome. Deshalb wird die Erkrankung oft erst spät erkannt, und die Sterberate ist dann sehr hoch. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Verstopfungen, Darmkrämpfe und Blut oder Schleim im Stuhl auf. Viele Betroffene kommen erst mit diesen Symptomen in die Klinik. Um die Früherkennungsquote zu verbessern, verschicken die Krankenkassen die Vorsorge-Einladungsschreiben alle fünf Jahre.
Komplikationen bei Koloskopie sehr selten
Viele Menschen haben Angst vor einer Darmspiegelung. Auch die vorbereitende Darmreinigung, für die man mindestens zwei Liter Spülflüssigkeit trinken muss, empfinden viele als unangenehm. Gefährlich ist eine Darmspiegelung aber nicht, zu Komplikationen kommt es sehr selten. Die Chancen einer erfolgreichen Krebsvorsorge überwiegen die Risiken bei Weitem. Studien zeigen, dass nach einer unauffälligen Spiegelung die nächste Koloskopie im Normalfall erst nach zehn Jahren durchgeführt werden muss.
Vorsorge mit Stuhltest
Ein immerhin erster Schritt zur Vorsorge sind Stuhltests, die nach versteckten Blutbeimengungen suchen. Inzwischen haben zahlreiche Studien gezeigt, dass die relativ neuen immunologischen Tests Darmkrebs und dessen Vorstufen noch häufiger entdecken können als der früher übliche sogenannte Guajak-Test. Immunologische fäkale Okkultbluttests (iFOBT) können nicht sichtbares Blut im Stuhl mit einer höheren Genauigkeit und Sicherheit nachweisen. Seit 2017 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den immunologischen Test für Menschen ab 50 Jahren - das Rezept stellt der Hausarzt aus oder ein Arzt, der Krebsvorsorgeuntersuchungen durchführt. Wer Fälle von Darmkrebs in der Familie hat, sollte sich beraten lassen und bereits deutlich früher mit den Früherkennungsuntersuchungen beginnen.
Vorteile des immunologischen Tests
Immunologische Tests suchen mit speziellen Antikörpern nach Blutbestandteilen, dem Eiweißmolekül Haptoglobin. Dagegen weisen Guajak-Tests den roten Blutfarbstoff Hämoglobin nach. Vorteil der immunologischen Tests: Sie können auch dann winzige Spuren von Blut nachweisen, wenn die roten Blutkörperchen während der Darmpassage bereits zersetzt wurden. Sie müssen nur alle zwei Jahre wiederholt werden und erfordern lediglich eine einmalige Stuhlprobe.
Stuhlprobe wird im Labor untersucht
Beim immunologischen Test wird vor dem Stuhlgang eine Auffanghilfe in die Toilette gelegt. Mit der Spitze des Teststabs wird an verschiedenen Stellen über die Stuhlprobe gestrichen. Die Rillen der Spitze müssen danach vollständig mit Stuhl gefüllt sein. Der Teststab wird im Probenröhrchen dem Arzt gegeben, der die Probe in ein Speziallabor schickt. Anders als beim Guajak-Test gibt es keine Indikatorflüssigkeit, die auf die Probe geträufelt wird und verstecktes Blut anfärbt. Die neuen Tests erfordern zur Auswertung Spezialgeräte.
Sicherheit durch Darmspiegelung
Findet der Test eine größere Menge Haptoglobin im Stuhl, ist das Risiko erhöht, dass ein blutender Polyp oder Darmkrebs im oberen Darmabschnitt die Ursache ist. In diesem Fall schließt sich eine genauere Untersuchung per Darmspiegelung an. Trotz der Fortschritte in der Labordiagnostik bleibt die Darmspiegelung (Koloskopie) ab 55 Jahren der Goldstandard in der Früherkennung von Darmkrebs. Sie muss durchgeführt werden, wenn der immunologische Test anschlägt, um die Ursache der Blutung herauszufinden. Außerdem kann der Arzt bei einer Darmspiegelung auch andere Erkrankungen erkennen und Vorläufer oder frühe Formen von Darmkrebs entfernen.
