Stand: 28.04.2020 13:37 Uhr

Coronavirus: Wie zuverlässig sind Antikörpertests?

Eine Person in Schutzkleidung hält einen Antikörpertest in die Kamera. © picture alliance / AP/ dpa Foto: Lee Jin-Man
Wie zuverlässig Antikörpertests sind, wird derzeit in Studien untersucht.

Bei der Eindämmung der Coronavirus-Pandemie hoffen Mediziner auf den Einsatz von Antikörpertests. Anders als PCR-Tests weisen die sogenannten Enzyme Linked Immunosorbant Assays (ELISA) keine Bestandteile des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 nach, sondern suchen nach Anzeichen einer überstandenen Infektion im Blut. Zwar gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bislang keine Beweise dafür, dass Menschen, die Antikörper gebildet haben, vor einer zweiten Infektion geschützt sind. Experten gehen aber dennoch davon aus, dass es zumindest für eine gewisse Zeit eine Immunität gibt.

Wann Coronavirus-Antikörper im Blut nachweisbar sind

Eine akute Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 können Antikörpertests nicht nachweisen. Bei den Tests spielen zwei Klassen von Antikörpern eine Rolle:

  • Das Immunglobulin A (IgA) zeigt bereits ab etwa zwei Wochen nach Erkrankungsbeginn, ob der Körper Antikörper gebildet hat.

  • Das Immunglobulin G (IgG) ist erst nach etwa drei Wochen im Blut nachweisbar.

So funktioniert der Antikörpertest

Beim Antikörpertest wird eine Blutprobe auf eine Testplatte gegeben, die mit Bruchstücken des neuartigen Coronavirus präpariert sind. Sind in der Blutprobe Antikörper, verbinden sie sich mit den Virus-Bruchstücken. Im nächsten Schritt wird ein farbiger Marker hinzugefügt. Wenn Antikörper im Blut vorhanden sind, verfärbt sich der Marker gelb.

Der Coronavirus-Antikörpertest funktioniert zwei bis drei Wochen nach der Ansteckung, denn erst dann hat der Körper Antikörper gebildet.

Zuverlässigkeit der Antikörpertests wird untersucht

Wie zuverlässig Antikörpertests sind, wird derzeit genauer untersucht. Um verlässliche Aussagen zu ermöglichen, dürfen die Tests nur beim Sars-CoV-2-Virus anschlagen, nicht aber bei anderen harmlosen Coronaviren im Blut, die in Deutschland schon seit langem kursieren und in der Regel harmlose Erkältungssymptome hervorrufen. Denn sogenannte falsch-positive Befunde würden dazu führen, dass sich Menschen fälschlicherweise immun wähnen und sich anstecken könnten und dann das Virus weiterverbreiten.

Derzeit sind etwa 25 Testsysteme auf dem Markt. Zur Überprüfung der Zuverlässigkeit werden sogenannte Validierungsstudien durchgeführt: Mit den Testsystemen werden Proben von Blutspendern von vor drei Jahren untersucht. Damals gab es das neue Coronavirus noch nicht.

Zuverlässigkeit von ELISA-Schnelltests

Der ELISA-Antikörpertest sollte nur dann ein positives Ergebnis anzeigen, wenn im Blut tatsächlich Antikörper gegen das Coronavirus vorhanden sind. Andernfalls sprechen Wissenschaftler von einem sogenannten falsch-positiven Ergebnis.

Als zuverlässig gelten ELISA-Tests, wenn die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse möglichst gering ist. Die Antikörpertests, die bereits in Laboren genutzt werden, haben eine Fehlerquote von ungefähr zwei bis drei Prozent - auf 100 Tests kommen mindestens zwei falsch-positive Ergebnisse.

Mehr Sicherheit durch Neutralisationstest

Hundertprozentige Sicherheit lässt sich nur mit einem weiteren Test erreichen: Der Neutralisationstest an Zellkulturen gibt Aufschluss darüber, ob die nachgewiesenen Antikörper im Blut tatsächlich das neue Coronavirus unschädlich machen. Da der Neutralisationstest sehr aufwendig ist, lässt er sich nicht für die gesamte Bevölkerung durchführen.

Ein Antikörpertest allein ist deshalb nur in wenigen Fällen sinnvoll, etwa bei Menschen, deren Rachenabstrich nicht eindeutig war oder bei denen eine zurückliegende Infektion sehr wahrscheinlich ist.

Warnung vor Schnelltests aus dem Internet

Ob ein Antikörper-Test durchgeführt werden sollte, entscheidet der Hausarzt. Die Blutprobe wird dann in ein akkreditiertes Labor geschickt. Vor den im Internet angebotenen Schnelltests für Privatpersonen, die ein Ergebnis innerhalb von zehn Minuten versprechen, raten Experten ab. Ihre Zuverlässigkeit ist äußert fraglich, sodass man sich auf das Ergebnis keinesfalls verlassen darf.

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(31) Eine Wiederinfektion bleibt unwahrscheinlich

Themen: Übertragungen beim Joggen, Vorgehen bei der Heinsberg-Studie, Repräsentativität von regionalen Studien, Genauigkeit von Antikörper-Tests, Frage, ob Virus reaktiviert werden kann, Probleme mit Proben und Laborsituationen Download (170 KB)

Experten zum Thema

Dr. Sven Peine, Chefarzt
Abteilung für Transfusionsmedizin
Zentrum für Diagnostik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
www.uke.de

Prof. Jan Kramer, Ärztliche Leitung und Geschäftsführung
LADR Der Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen GbR
Lauenburger Straße 67
21502 Geesthacht

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Visite | 21.04.2020 | 20:15 Uhr

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