Nahaufnahme einer Impfspritze © photocase Foto: willma...

Corona-Mutationen: Was bedeutet das für die Impfstoffe?

Stand: 22.02.2021 17:13 Uhr

Britische, südafrikanische oder brasilianische Variante - diese hoch ansteckenden Mutationen des Coronavirus Sars-CoV-2 haben längst ihren Weg nach Deutschland gefunden. Wirken die derzeit eingesetzten Impfstoffe?

Die britische Variante des Coronavirus lässt auch in Deutschland die Fallzahlen steigen, zum Beispiel in Flensburg. Vor fünf Wochen gab es dort den ersten nachgewiesenen Fall der neuen Variante. Mittlerweile sind die meisten Infektionen auf die neue Variante zurückzuführen. Experten gehen davon aus, dass sich die Mutation auch in Deutschland weiter ausbreitet. Es könnte der Auslöser einer dritten Welle sein. Bundesweit werden positive Sars-CoV-2 -Proben aus Tests deshalb genetisch untersucht, um festzustellen, wie weit die Varianten schon verbreitet sind.

Hohe Infektionszahlen steigern Gefahr für gefährliche Mutationen

Dass sich eine ansteckendere Variante durchsetzt, liegt in der Natur der Sache. Denn dass ein Virus mutiert, ist normal und passiert ständig, wenn das Virus sich vermehrt. Das Virus dringt in menschliche Zellen ein. Dort fertigt es in kürzester Zeit Millionen Kopien von sich selbst an. Bei der Vervielfältigung der Erbinformation kommt es immer wieder zu Fehlern, also zu kleinsten Veränderungen oder Mutationen. Trägt eine dieser Veränderungen dazu bei, dass das Virus leichter in menschliche Zellen eindringen kann und somit infektiöser wird, setzt sich diese Mutation auf Dauer durch. Und genau das ist bei der britischen Variante passiert. So lange die Infektionszahlen so hoch sind wie zurzeit, ist also die Wahrscheinlichkeit, dass zufällig aggressivere und infektiösere Varianten entstehen, sehr hoch. 

Bekannte Mutationen können sich besser gegen körpereigene Antikörper schützen

Die britische Variante hat eine Mutation, die dazu führt, dass sie sich besser an die Zellwand heften kann und dann auch schneller in die Zelle eindringen. Was die Experten zusätzlich beunruhigt: In dem genetischen Code der beiden anderen bekannten Varianten, die zunächst in Brasilien und Südafrika aufgetreten sind, wurde eine Mutation entdeckt, die das Virus widerstandsfähiger gegen Angriffe des Immunsystems macht. Die Virusmutante aus Brasilien, ähnlich wie die aus Südafrika, hat sich an den sogenannten Spike-Proteinen verändert. Beide haben zusätzlich ein "Überlebenspaket" bekommen, um sich gegen die körpereigenen Antikörper zu schützen. Nun gibt es Hinweise, dass es eine weitere britische Variante gibt, die ebenfalls ein solches "Überlebenspaket" entwickelt hat. Das würde bedeuten, dass es ein Virus gibt, das zum einen deutlich ansteckender ist und gegen das die aktuellen Impfungen möglicherweise nicht so gut wirken.

Impfstoffe müssen angepasst werden

Bislang schützen die zugelassenen mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gut gegen alle aktuellen Varianten. Beim Vakzin von AstraZeneca gab es Berichte, dass es nicht so gut gegen die südafrikanische Variante wirke, gegen die britische Variante ist es Experten zufolge aber wirksam. Wissenschaftler gehen allerdings davon aus, dass die verfügbaren Impfstoffe angepasst werden müssen, weil immer neue Mutationen entstehen. Dies wäre vergleichbar mit der Grippeimpfung: Hier wird der Impfstoff jedes Jahr an die aktuellen Varianten angepasst. Mit den neuen mRNA-Impfstoffen ist das problemlos möglich, dieser kann in kurzer Zeit angepasst werden.

Ob es eine dritte Welle geben wird, hängt entscheidend davon ab, ob es gelingen wird, die Verbreitung der Varianten durch die bekannten Schutzmaßnahmen (Abstand, Hygiene, Maske) und zügiges Impfen einzudämmen. Gelingt das nicht, werden die Infektionszahlen exponentiell steigen. Mutationen machen vor Ländergrenzen nicht halt, deshalb müssten Impfstoffe weltweit zur Verfügung gestellt werden, mahnen Experten. Auch in den ärmeren Ländern der Welt muss möglichst flächendeckend geimpft werden. Ansonsten werden sich dort höchstwahrscheinlich neue Varianten entwickeln, die dann weitere Wellen auslösen werden.

 

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