Sendedatum: 10.08.2010 20:15 Uhr

Cholesterin - Gift für die Gefäße

Es hat einen denkbar schlechten Ruf - dabei erfüllt es eine Vielzahl wichtiger Aufgaben in unserem Körper: Cholesterin. Es ist eine fettähnliche Substanz, die jeder im Körper hat und braucht. Sie ist Baustein aller Zellen und Gewebe, unentbehrlich bei der Produktion von Gallenflüssigkeit, Hormonen und Vitamin D. Darüber hinaus unterstützt Cholesterin das Immunsystem und beeinflusst den Gemütszustand. Den größten Anteil produziert der Organismus selbst, vor allem in der Leber. Zusätzliches Cholesterin nehmen wir über die Nahrung auf.

Mediziner unterscheiden zwei Arten von Cholesterin: Das "gute" HDL-Cholesterin schützt die Gefäße. Es sorgt in den Blutbahnen für den regelmäßigen Abtransport des "schlechten" LDL-Cholesterins. Ist zu viel LDL-Cholesterin im Blut, lagert es sich an den Gefäßwänden ab. Die Kristalle werden von Fresszellen des Immunsystems aufgenommen werden. Doch die Kristalle sind für die Fresszellen schwer verdaulich, in ihnen bilden sich sogenannte Inflammasome.

Die betroffenen Fresszellen senden Botenstoffe aus, die weitere Fresszellen an den Ort des Geschehens dirigieren. Die Invasion von Fresszellen lässt schließlich entzündliche Schwellungen an den Gefäßwänden entstehen, die sogenannten atherosklerotischen Plaques. Sie verengen die Gefäße und behindern so die Durchblutung.

Diese Ablagerungen wachsen über Jahre langsam an und können schließlich das Blutgefäß verstopfen - Herzinfarkt und Schlaganfall drohen.

Welche Gefahr ein erhöhter Cholesterinspiegel tatsächlich für das Herz darstellt, hängt von weiteren Faktoren ab. Nikotinkonsum, Bluthochdruck, Übergewicht vor allem mit viel Bauchfett und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko, während gesunde Ernährung und viel Bewegung die Gefahr senken.

Tierische Fette meiden

Ist das schädliche LDL-Cholesterin erhöht, sollte es durch regelmäßige Bewegung, fettreduzierte Ernährung und notfalls auch durch Medikamente, sogenannte Statine, auf einen Wert von unter 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) gesenkt werden. Cholesterinpatienten sollten tierische Fette wie Butter, Fleisch und Wurst unbedingt meiden.

Pflanzenfette hingegen helfen dem Körper, überschüssiges Cholesterin auszuscheiden. Als Faustregel gilt: Je flüssiger das Fett, desto besser. Besonders wertvoll ist Olivenöl - aber auch Raps- und Nussöle helfen dem Körper.

Spezielle Lebensmittel gegen Cholesterin-Probleme

Mit der Ernährungsumstellung alleine gelingt oft nur eine zehnprozentige Senkung des LDL-Wertes. Aber die gesündere Ernährung beeinflusst auch Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und eine Vorform der Zuckerkrankheit (Prädiabetes). Außerdem bleiben die Gefäßinnenwände geschmeidig.

Zusätzlich gibt es spezielle Lebensmittel gegen Cholesterin-Probleme, die eine Senkung bis zu 15 Prozent bewirken können. Sie sollten aber nur in Absprache mit einem Arzt verwendet werden.

Erbanlage rechtzeitig prüfen

Bei einigen Patienten gelingt es mit Medikamenten und Ernährungsumstellung nicht, den LDL-Wert ausreichend zu senken. In solchen Fällen kann eine regelmäßige Blutwäsche (Apherese) sinnvoll sein.

Um das individuelle Risiko des Patienten besser abschätzen und eine effektive Vorbeugung empfehlen zu können, untersuchen Ärzte den Zustand der Halsschlagadern mit Ultraschall, die Zusammensetzung der Blutfette und bei Verdacht auf eine familiäre Fettstoffwechselstörung auch die Erbanlagen.

Wird dabei tatsächlich ein defektes Gen gefunden, sollten auch die Kinder und Geschwister des Patienten untersucht werden. Nicht selten ist bereits ein Elternteil der Betroffenen in jungen Jahren an einer solchen Krankheit gestorben.

Die frühzeitige Erkennung und Behandlung einer solchen Stoffwechselstörung ist eine große Chance, weitere Generationen vor Herzinfarkt oder Schlaganfall frühzeitig zu schützen.

Dieses Thema im Programm:

Visite | 10.08.2010 | 20:15 Uhr

Mehr Gesundheitsthemen

Eine Frau steht mit einem Kaffeebecher an einem Geländer in der Sonne. © Colourbox Foto: Mykola

UV-Strahlung: Klimawandel lässt Hautkrebsrisiko steigen

Vor allem im Sommer kann die UV-Strahlung der Sonne gefährlich werden. Woran liegt das und wie kann man sich schützen? mehr

Die Ernährungs-Docs: Dr. Silja Schäfer,  Dr. Matthias Riedl und Dr. Viola Andresen © NDR Foto: Moritz Schwarz

Der E-Docs-Podcast in der ARD Audiothek

Die Docs zum Hören! Spannende Fälle, Ernährungswissen und Rezepte - jetzt abonnieren und keine Folge verpassen. extern