CBD-Produkte: Hat Cannabidiol eine Wirkung?
Das Cannabidiol (CBD) aus der Hanf-Pflanze wird als Wundermittel gegen Stress, Schmerzen und Krebs angepriesen. Doch die Wirksamkeit ist nicht nachgewiesen.
Anders als das Tetrahydrocannabinol (THC) der Hanf-Pflanze hat CBD keine berauschende Wirkung und macht nicht süchtig. Wie genau CBD wirkt, ist nicht bekannt. Vermutet wird, dass Cannabidiol die Wirkung anderer Medikamente verstärken kann. Außer positiven Erfahrungsberichten gibt es kaum Studien, die einen Effekt belegen.
CBD zur Therapie von Epilepsie und Multipler Sklerose
Als gesichert gilt der therapeutische Nutzen von CBD nur bei bestimmten Formen der Epilepsie. Seit 2019 ist es in Europa als Antiepileptikum (Epidiolex) zur Behandlung von schweren, kindlichen Epilepsien zugelassen. Es wird davon ausgegangen, dass CBD die Kalziumkonzentration innerhalb der Nervenzellen verändert. Als Nebenwirkung können Veränderungen des Leberstoffwechsels auftreten, sodass die Leberwerte während der Behandlung mit dem Medikament regelmäßig kontrolliert werden müssen.
Wegen seiner entkrampfenden Eigenschaften ist CBD Bestandteil des Wirkstoffs Nabiximols, der zur Behandlung von Krämpfen bei der Multiplen Sklerose zum Einsatz kommt.
Kann CBD Vermehrung von Tumorzellen hemmen?
Ergebnisse aus Tierversuchen deuten darauf hin, dass CBD bei bestimmten Krebsarten der Vermehrung von Tumorzellen entgegenwirken könnte. Die Studien zeigen, dass CBD in Kombination mit einer Chemotherapie die Überlebenszeit von Versuchsmäusen von 20 auf 22 Tage erhöht. Bislang sind die Untersuchungen aber noch Grundlagenforschung. Die Ergebnisse sind nicht auf den Menschen und aktuelle Krebstherapien übertragbar.
CBD in der Schmerztherapie
Untersuchungen an Tieren weisen auch darauf hin, dass CBD in der Palliativmedizin bei Beschwerden wie Schmerzen, Schlaflosigkeit, Angstzuständen und Depressionen eine unterstützende Rolle spielen könnte. Um diese Effekte zu bestätigen, müssen allerdings weitere Studien erfolgen.
Ärzte warnen vor CBD-Produkten
Cannabidiol wird zum Beispiel in Produkten wie Ölen, Cremes und Sprays angeboten. Die Versprechen der Hersteller entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. CBD-Produkte sind keine zugelassenen Medikamente.
In Deutschland unterliegt Cannabidiol seit vier Jahren der Verschreibungspflicht. Trotzdem kann es als Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetikartikel verkauft werden, solange der THC-Gehalt in den Produkten unter 0,2 Prozent liegt.
CBD-Produkte nicht als Lebensmittel zugelassen
Sind CBD-Produkte zum Einnehmen vorgesehen, benötigen sie eine Zulassung der Europäischen Union als neuartiges Lebensmittel. Auf der Homepage des zuständigen Bundesamts für Lebensmittelsicherheit heißt es aber sehr deutlich: "CBD-Produkte weiterhin nicht als Lebensmittel zugelassen".
Zahlreiche Online-Händler bieten jedoch CBD-Tropfen an, die oral eingenommen werden sollen. Auch im Sortiment von Drogerien finden sich CBD-Öle oder -Kapseln zum Einnehmen
Hersteller versuchen Verkaufsverbot zu umgehen
Dirk Lachenmeier untersucht für das Chemische Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe CBD-Proben, die bei Lebensmittelkontrollen genommen werden. Er beobachtet: Einige Hersteller versuchen mit Tricks, das Verkaufsverbot zu umgehen. Sie deklarieren die Öle um, etwa als "kosmetisches Mundhygieneöl". Es reiche aber nicht aus, die Produkte umzubenennen, erklärt Lachenmeier. Wenn ein menschlicher Verzehr eines CBD-Produktes vorherzusehen sei, gelte es damit auch als Lebensmittel.
Viele CBD-Produkte enthalten mehr THC als erlaubt
Lachenmeier stellt außerdem immer wieder fest: Zahlreiche CBD-Produkte enthalten mehr THC als erlaubt, könnten also doch berauschend wirken. In einigen Fällen könne laut Lachenmeier sogar ein Drogenurintest positiv ausfallen. Im vergangenen Jahr beurteilte er insgesamt mehr als hundert CBD-Produkte in Baden-Württemberg als nicht verkehrsfähig. Oft wehren sich die Hersteller juristisch. 50 von ihnen haben bei der Europäischen Union eine Zulassung als neuartiges Lebensmittel beantragt.
Stiftung Warentest: CBD-Produkte keine harmlosen Pflanzenstoffe
Ärzte und Verbraucherschützer warnen weiterhin vor CBD-Produkten und halten sie für bedenklich. Stiftung Warentest untersuchte 17 verschiedene CBD-Produkte. Im Interview mit rät Redakteurin Nicole Merbach klar davon ab, CBD-Produkte einzunehmen. Anders als sein Image sei Cannabidiol nicht als ein harmloser Pflanzenstoff einzustufen. Es handele sich vielmehr um eine pharmakologisch sehr wirksame Substanz, die im Körper wie ein Arzneimittel wirken könne
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