Ein medizinischer Laser wird an einem Bein angesetzt © PantherMedia Foto: vverve

Krampfadern behandeln: Schonende Verfahren sehr wirksam

Stand: 28.02.2022 10:50 Uhr

Krampfadern (Varizen) können entstehen, wenn das Bindegewebe zu schwach ist. Sie können mit modernen, schonenden Verfahren wie Laser, Radiowellentherapie oder Schaumsklerosierung effektiv behandelt werden.

Krampfadern entstehen, wenn die Elastizität der Blutgefäße abnimmt und die Venenklappen nicht mehr richtig schließen. Das Blut wird nicht mehr vollständig zum Herzen zurückgepumpt, sondern versackt im Stehen und Sitzen in den Beinen. Die sogenannten Stammvenen schwellen dauerhaft an, was zu hartnäckigen Geschwüren, offenen Wunden an den Beinen und Thrombosen führen kann.

Besonders gefährlich wird es, wenn ein solches Gerinnsel vom Blutstrom mitgerissen und in die Lunge gespült wird, wo es eine lebensgefährliche Lungenembolie auslösen kann. Aus diesem Grund sollte ein Krampfaderleiden nicht auf die leichte Schulter genommen, sondern rechtzeitig und nachhaltig effektiv behandelt werden.

Venen-Stripping: Die klassische Methode

Wenn es darum geht, eine Krampfader zu beseitigen, werden vor allem vier Verfahren eingesetzt: Die klassische Stripping-Operation, die endovenöse Lasertherapie, die Radiowellentherapie und die Schaumsklerosierung. Beim Venen-Stripping zieht der Chirurg die komplette erkrankte Stammvene mithilfe einer Sonde über einen Schnitt in der Leiste aus dem Bein. Diese seit Jahrzehnten etablierte Technik galt lange als das beste und langfristig den schonenderen Alternativen überlegene Verfahren. Man nahm an, dass es nach dem Lasereingriff oder der Schaumsklerosierung eher zu Rückfällen oder neuen Beschwerden kommen könnte, weil das erkrankte Gefäß dabei nur verschlossen und nicht entfernt wird.

Kein signifikanter Unterschied zwischen OP und Laser-Behandlung

Doch eine britische Studie mit fast 800 Patienten und elf beteiligten Behandlungszentren widerlegt nun diese Annahme: Tatsächlich fand sich in der Studie nach fünf Jahren, was die Zufriedenheit der Patienten angeht, kein signifikanter Unterschied zwischen den mit dem Laser Behandelten und den per Stripping Operierten. Beide Verfahren schnitten deutlich besser ab als die Schaumsklerosierung, bei der unter Ultraschallkontrolle ein aufgeschäumtes Medikament in die krankhaft veränderten Venen gespritzt wird, welches die Gefäßwand verätzt und auf diese Weise kleinere Venen verschließen kann.

Auch wenn die Frage Stripping-OP oder Laser immer im Einzelfall und abhängig vom Ausgangsbefund entschieden werden muss, hat die Studie nun gezeigt, dass die schonende endovenöse Lasertherapie der klassischen Operation insgesamt zumindest ebenbürtig ist.

So funktioniert die endovenöse Lasertherapie

Bei der Lasertherapie wird die Laserfaser per Katheter durch die Krampfader zunächst bis kurz vor die Einmündung in die tiefe Beinvene in der Leiste geführt. Dann wird sie langsam zurückgezogen. Dabei erhitzt die vom Laser abgegebene Energie die Venenwand so stark von innen, dass das Gefäß zusammenschrumpft und sich mit der Zeit auflöst. Ihre Funktion übernehmen andere Venen. Die Laserfaser zerstört die Krampfader mit Temperaturen von bis zu 120 Grad Celsius.

Anders als früher strahlen moderne Katheter die Laserenergie nicht mehr nach vorn ab, sondern seitlich. So wird die Vene beim Herausziehen des Katheters seitlich ringsum bestrahlt. Danach legt der Chirurg gegebenenfalls die Seitenäste der Stammvene mit kleinen Schnitten frei und zieht sie mit einem kleinen Haken heraus. Im Anschluss können noch kleinere und oberflächlichere Venen mit der Schaumsklerosierung behandelt werden.

Ein Leistenschnitt wie beim Stripping ist nicht nötig, wodurch das Risiko vermieden wird, Lymphgefäße oder gar Nervenstämme zu verletzen. Während beim Venen-Stripping zunächst Druckverbände und Bettruhe notwendig sind, können die Patienten nach einer Laser-Behandlung sofort aufstehen und spätestens am nächsten Tag nach Hause gehen. Spätestens nach einer Woche sind sie wieder arbeitsfähig.

Mit einem Rezidiv-Risiko von fünf Prozent ist die Gefahr, dass die gleiche Vene nach einer Lasertherapie wieder Probleme bereitet, sehr gering. Das Risiko, dass an einer anderen Stelle des Beins eine neue Krampfader entsteht, liegt bei 20-40 Prozent. Das hat aber nichts mit dem Operationsverfahren zu tun, sondern liegt am Fortschreiten der Erkrankung.

Radiofrequenztherapie verschließt Venen ebenfalls schonend

Bei der ebenfalls schonenden Radiowellenthereapie beziehungsweise Radiofrequenztherapie wird eine Sonde unter Ultraschallkontrolle vom Fußknöchel aus in die große oberflächliche Sammelvene eingeführt und bis zur unterbrochenen Hauptvene vorgeschoben. Dort werden die Radiowellen aktiviert und der Katheter langsam zurückgezogen. Dabei werden die Hauptvene und die einmündenden Verbindungsvenen bei einer Temperatur von 80 bis 90 Grad von innen "geschmolzen" und so verschlossen.

Die kranke Hauptvene wird also nicht entfernt, sondern von innen zerstört. Blutergüsse und Nervenschäden bleiben aus. Nach und nach baut der Körper die verklebten Reste der Venen aus eigenen Kräften ab. Eine Studie zeigt, dass die Radiowellentherapie genauso gute Ergebnisse liefert wie die Laserbehandlung.

Welches Verfahren infrage kommt, ist immer eine individuelle Entscheidung. Nicht zuletzt spielen die Kosten eine Rolle. Während die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Stripping-Operation immer übernehmen, zahlen nur einige Krankenkassen für die schonenderen thermischen Verfahren wie Laser oder Radiowelle.

Weitere Informationen
Gefäßchirurg Prof. Achim Mumme.

Chat-Protokoll: Krampfadern

Welche Behandlungsmethode ist bei Krampfadern sinnvoll? Der Gefäßchirurg Prof. Achim Mumme hat im Visite Chat Fragen zum Thema Krampfadern beantwortet. mehr

Dieses Thema im Programm:

Visite | 01.03.2022 | 20:15 Uhr

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