Wildkräuter erkennen, sammeln und zubereiten

Stand: 23.06.2023 11:31 Uhr

Ackerschachtelhalm, Brennnessel, Giersch oder Löwenzahn: Am Wegesrand oder im Garten wachsen jede Menge Wildkräuter, die als Unkraut gelten. Dabei sind viele essbar und haben heilende Wirkung.

Im Frühling und Sommer sprießen in Gärten, Wäldern und auf Wiesen zahlreiche Wildkräuter. Was für manchen Gartenbesitzer ein Ärgernis ist, bedeutet für andere eine kulinarische Bereicherung. Denn ob als Tee, würziges Pesto, Smoothie oder zarte Gemüsebeilage: Wildkräuter lassen sich in der Küche auf vielfältige Weise verwenden. Viele sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen und haben außerdem heilsame Wirkungen.

Diese Wildkräuter eignen sich für Küche oder Hausapotheke

  • Ackerschachtelhalm ist ein starkes Heilkraut. Als Tee wirkt er harntreibend und kann zur Spülung der Harnwege, etwa bei einem beginnenden Harnwegsinfekt, eingesetzt werden. Lässt man ihn 20 Minuten köcheln, löst sich die biologisch verwertbare Kieselsäure. Sie soll sich positiv auf den Aufbau von Knochen, Haut, Haaren, Nägeln, Bindegewebe und Gelenkschmiere auswirken. Wichtig: Ackerschachtelhalm ist leicht mit dem giftigen Sumpf-Schachtelhalm zu verwechseln. Daher nur sammeln, wenn man sich sehr gut auskennt.
  • Beifuß verwendet man in der Küche für fette Gerichte wie etwa Gänsebraten. Er regt die Bauchspeicheldrüse und damit die Verdauung an und hilft bei Blähungen. Wichtig: Beifuß nicht dauerhaft anwenden, denn er hat eine sehr starke Wirkung.
  • Brennnesseln haben viele positive Eigenschaften. Die Blätter schmecken als Tee oder Smoothie, Suppe oder Gemüse. Brennnessel-Tee wirkt harntreibend, hilft bei rheumatischen Beschwerden und soll bei Verdauungsproblemen helfen. Auch im Garten ist das Kraut sehr nützlich, Brennesseljauche ist ein idealer Bio-Dünger.
  • Dost (Wilder Majoran) lässt sich als Gewürz verwenden, etwa für mediterrane Gerichte. Dazu die Blätter und Blüten abstreifen, trocknen und zerkleinern.
  • Gänseblümchen (Blüten): Die hübschen kleinen Blüten schmecken nussig und eignen sich besonders gut für essbare Dekorationen. Getrocknet sind die fast den ganzen Sommer über verfügbaren Blüten auch als Tee genießbar.
  • Auch beim Giersch lassen sich die Blüten als essbare Deko oder aromatische Suppenwürze verwenden. Die Blätter können zu Salat und Pesto verarbeitet werden oder zu einem erfrischenden Sommergetränk. Einfach zehn Giersch-Blätter in eine Karaffe geben, mit Apfelsaft aufgießen und drei Stunden ziehen lassen.
  • Hirtentäschel ist in der Volksheilkunde für seine leicht blutstillende Wirkung bekannt. Als Tee soll das Kraut bei starken Menstruationsblutungen helfen, außerdem Gicht und rheumatische Beschwerden lindern. Junge Blätter schmecken als Salat.


  • Knoblauchsrauke treibt nach der Blüte im Mai im Sommer neu aus. Die frischen Blätter haben ein Knoblaucharoma und sind gut für Pesto oder als Würzkraut geeignet.
  • Labkraut lässt sich gut als Zutat für Salat und Smoothies einsetzen. Dazu die Spross-Spitzen samt Blüte und Blättern verwenden. Als Tee wird Labkraut auch als Heilpflanze eingesetzt. Ihm wird eine harntreibende Wirkung und Linderung bei Hautflechten nachgesagt.
  • Löwenzahn regt die Verdauung an, hilft bei Völlegefühl oder Blähungen und wirkt harntreibend. Er ist außerdem reich an Vitamin A. Zarte, junge Löwenzahn-Blätter eignen sich für Salat oder als Zutat für einen grünen Smoothie.
  • Schafgarbe blüht im Sommer überall am Wiesenrand und ist ideal als Schnittblume, weil sie in der Vase lange hält. Schafgarbe ist außerdem ein gutes Mittel bei Sonnenbrand. Einmal aufkochen, zehn Minuten ziehen lassen und dann den Sud ins Badewasser gießen.
  • Spitzwegerich wächst auf Wiesen und am Straßenrand. Er hilft in Honig und Essig eingelegt gegen Husten sowie bei Insektenstichen: Einfach ein paar Blätter mit den Fingern zerdrücken und auf den Stich reiben, sodass Saft austritt. Das lindert den Schmerz und den Juckreiz. Die jungen Blätter sind zum Verzehr für Suppen oder Salate geeignet.
  • Sauerampfer: Seine Blätter enthalten viel Vitamin C und schmecken leicht säuerlich, ein wenig wie Rhabarber. Sie können mit anderen Kräutern als Salat gegessen werden und verleihen Desserts eine feine Note. Am besten nur sehr junge Blätter verwenden und nicht in zu großen Mengen verzehren, denn Sauerampfer enthält viel Oxalsäure, die gesundheitsschädlich sein kann.
  • Vogelmiere eignet sich als Salat, für Smoothies oder gekocht als Gemüse. Die Pflanze enthält viele Mineralstoffe und Vitamine - wie Eisen und Vitamin C.

Tipps zum Sammeln von Wildkräutern

Wer Wildkräuter selbst sammelt, sollte einige Regeln beachten. Die Wichtigste: Nur das sammeln, was man wirklich kennt. Denn auch bei uns wachsen manche giftige Kräuter wie beispielsweise der Schierling, der sehr leicht mit dem ungiftigen Wiesenkerbel zu verwechseln ist. Außerdem stehen einige Kräuter unter Naturschutz und dürfen nicht gepflückt werden. Hilfreich sind spezielle Pflanzenführer für Wildkräuter aus dem Buchhandel oder entsprechende Apps. Experten bieten auch Kräuterführungen an, bei denen die Teilnehmer lernen die Pflanzen zu bestimmen.

Schadstoffbelastungen vermeiden

Kleine weiße Blüten an der Vogelmiere. © NDR Foto: Anja Deuble
Ganz wichtig: Nur Kräuter sammeln, die man exakt bestimmen kann.

Wegen der Schadstoffbelastung sollte man keine Kräuter sammeln, die direkt an Straßen stehen. Gleiches gilt für Ackerränder, wo die Kräuter durch Pflanzenschutzmittel belastet sein können. Auch um Pflanzen, die auf Hundewiesen gedeihen, sollte man einen Bogen machen. Tabu sind außerdem alle Pflanzen, die in Naturschutzgebieten wachsen. Wer einen eigenen Garten hat, kann Wildkräuter dort gezielt ansiedeln, statt sie in der Natur zu suchen. Im Handel sind spezielle Samenmischungen erhältlich.

Nachhaltig ernten - Wurzeln nicht verletzen

Kräuter niemals mit der Wurzel ausreißen, sondern mit einem Messer oder einer Schere abschneiden. Zum Sammeln eignen sich luftige Körbe oder Leinenbeutel. Zu Hause alle Kräuter vor dem Weiterverarbeiten gründlich waschen. Manche Kräuterexperten raten dazu, die Kräuter am besten um die Mittagszeit zu ernten. Dann sei der Gehalt an ätherischen Ölen und damit der Wirkstoffgehalt am höchsten.

Wildkräuter kühl und feucht lagern

Wie alle Kräuter sollten auch Wildkräuter möglichst frisch verarbeitet werden. Wenn sie doch einmal gelagert werden müssen, am besten in feuchtes Küchenpapier oder ein Geschirrhandtuch einwickeln und im Kühlschrank aufbewahren. So halten sie einige Tage. Längere Zeit haltbar sind sie, wenn man sie einfriert, allerdings büßen einige dadurch an Aroma ein.

Zum Einfrieren die gewaschenen und abgetrockneten Kräuter entweder im Ganzen in Gefrierbeutel füllen und gut verschließen oder klein geschnitten mit etwas Wasser portionsweise in Eiswürfelbehälter geben. Wichtig ist, die Kräuter immer gut zu beschriften, da sie eingefroren leicht zu verwechseln sind.

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Dieses Thema im Programm:

Rasch durch den Garten | 26.06.2023 | 21:00 Uhr

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