Kammermusik-Matinee: Die Geschichte vom Soldaten
Am Vormittag des 7. November ging es im NDR Landesfunkhaus Niedersachsen mit dem Teufel zu. Denn auf dem Programm der 1. Kammermusik-Matinee stand Strawinskys "Die Geschichte vom Soldaten". Diese handelt von einem Wehrmann, dessen Weg in den Heimaturlaub vom Teufel durchkreuzt wird und schließlich in die Hölle führt. In die große und anspruchsvolle Rolle des Erzählers schlüpfte der beliebte NDR Kultur-Moderator Philipp Schmid.
Strawinsky in Not
Zur Zeit des 1. Weltkriegs befand sich Strawinsky in der Schweiz - ohne Aufträge, ohne Einkünfte und mit nur ganz wenigen Auftrittsmöglichkeiten: "Ich stand also, mitten im Kriege und in einem fremden Lande, dem Nichts gegenüber." Doch 1918 stießen er und der Schweizer Dichter Charles Ferdinand Ramuz auf ein russisches Märchen, aus dem sie ihre "Geschichte vom Soldaten" formten. Anschließend kreierten sie daraus, nach der Devise besondere Umstände bedürfen besonderer Maßnahmen, ein Bühnenstück für die bescheidenen Möglichkeiten einer Wanderbühne mit einem Erzähler und Instrumentalensemble.
Wirkungsvoll mit einfachen Mitteln
Doch so karg die Umstände auch waren, so vielfältig und effektvoll komponierte Strawinsky das Werk. Das kleine Instrumentalensemble wird hier zur schmissig bis grotesk aufspielenden Jazz-Kapelle. Der Erzähler trägt den Text teils in Gedichtform rhythmisch deklamierend vor. Dabei nimmt er verschiedene Rollen ein, kommentiert und greift in das Geschehen ein. Die Komposition wird zum enorm spannungsreichen Spiel aus Sprache und Musik - was damals neu- und einzigartig war. Letztendlich schrieb Strawinsky mit diesem aus der Not geborenen Stück Musikgeschichte.
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