Alan Gilbert dirigiert "Porgy and Bess"
Die Elbphilharmonie ist nicht "nur" ein Konzertsaal mit einer besonderen Atmosphäre und transparentem Klang. Sie kann sich auch in eine spektakuläre Opernbühne verwandeln. Das hat Alan Gilbert etwa mit den Aufführungen von György Ligetis "Le Grand Macabre" im Mai 2019 mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester demonstriert - und das zeigt er auch beim Internationalen Musikfest 2021.
Elbphilharmonie wird zur Opernbühne
So steht 2021 George Gershwins "Porgy and Bess" in der Regie von Louise Muller auf dem Programm des Internationalen Musikfests. Gershwins Broadway-Oper, in den Jahren 1934-35 entstanden, gilt heute als Meisterwerk des Komponisten und als beliebteste Oper aus den USA; Songs wie "Summertime" sind echte Hits geworden und weit über die Klassik hinaus bekannt.
Von der "wertlosen" Partitur zum Kassenschlager
Aber dieser Erfolg war nicht unbedingt abzusehen. Nach dem frühen Tod von Gershwin - er verstarb mit 38 an einem Gehirntumor - hielten seine Testamentsvollstrecker die Partitur für "wertlos". Das dürfte vor allem am Sujet gelegen haben.
Inspiriert vom Roman "Porgy" des Schriftstellers DuBose Heyward, erzählt die Oper die Geschichte des verkrüppelten Bettlers Porgy, der sich in die junge Bess verliebt und den brutalen Hafenarbeiter Crown ersticht, um sich und Bess zu beschützen. Als er nach nur einer Woche aus dem Gefängnis zurückkehrt, ist Bess allerdings mit dem Dealer Sporting Life über alle Berge.
Gegen den Zeitgeist
Eine Oper ohne Happy End, angesiedelt in einem heruntergekommenen Schwarzenviertel in South Carolina, bevölkert von einfachen Fischern, Rauschgiftsüchtigen und Arbeitslosen und vertont mit Einflüssen aus Spiritual und Jazz: das war für viele Opernbesucher und Kritiker in den 1930er und 40er Jahren noch ein absolutes No-Go.
Der unterschwellige bis explizite Rassismus, der sich in den Stimmen der damaligen Zeit artikuliert, ist leider in der jüngeren Vergangenheit wieder hoffähig geworden. Auch deshalb legt Alan Gilbert in seiner Auseinandersetzung mit Gershwins Oper ein besonderes Gewicht auf die Frage: Was bedeutet eigentlich "Diskriminierung"?
