Jetzt nachhören: Alan Gilbert & Kirill Gerstein
Wie in (Corona-)Traumeswirren: Ein beziehungsreiches Programm mit Chefdirigent Alan Gilbert und Pianist Kirill Gerstein stellt Kurtágs "... quasi una fantasia ..." an die Seite von Beethoven und Schumann.
Kirill Gerstein spielt Kurtág sowie Beethovens Klavierkonzert Nr. 3. Für den zweiten Konzertteil hat Alan Gilbert Schumanns Vierte Sinfonie auf das Programm gesetzt.
Kurtág: Distanz und Nähe
Am Anfang steht eine simple C-Dur-Tonleiter. Nur die weißen Tasten des Klaviers, eigentlich vertraut und doch irgendwie fremd. Das "Normale" und "Selbstverständliche" scheint wie aus der Ferne betrachtet - historisch wie räumlich, stehen die fünf Musikergruppen doch mit Abstand zueinander im Raum verteilt.
György Kurtágs "… quasi una fantasia …" aus dem Jahr 1988 könnte direkt für die Pandemie-gebeutelte Gesellschaft geschrieben worden sein. Das Stück handelt vom ständigen Wechsel aus physischer Distanz und Nähe, von bedrohlichen Albträumen und schönen, aber aus dem Kontext gefallenen Erinnerungen.
"Wie in Traumeswirren" lautet daher auch das Motto eines Satzes, das der ungarische Komponist den Fantasiestücken von Robert Schumann entlehnte - ebenso wie er den Werktitel "quasi una fantasia" bei Beethovens Klaviersonaten fand.
Beethoven & Schumann: Klavier-Klassiker und Sinfonische Fantasie
Kurtágs fahle Traumschleier konkretisieren sich im folgenden Programm des Konzerts in Klassikern ebenjener Komponisten: Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 - nicht in C-Dur, sondern in c-Moll - und Schumanns Vierte Sinfonie, die der Pionier der musikalischen Romantik im ersten Entwurf als "Sinfonische Fantasie" bezeichnete, in der alles mit allem zusammenhängt.
