Stand: 09.04.2019 12:20 Uhr
Ulrich Matthes liest Amos Oz
Am Morgen vorgelesen: "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis"
Der israelische Schriftsteller Amos Oz, der zeitlebens für eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten eintrat, starb im Dezember 2018. Am 4. Mai wäre er 80 Jahre alt geworden. Sein Opus Magnum bleibt der Roman "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis", den er 2002 über sein eigenes Leben und seine Familiengeschichte schrieb. Das Buch wurde 2015 verfilmt, Natalie Portman führte Regie und spielte darin auch Oz' Mutter. Den Namen Oz, hebräisch für Kraft, gab sich Amos Klausner 1954 im Kibbuz Chulda. Die Familie Klausner war aus Osteuropa nach Israel eingewandert. Amos Oz umreißt das Schicksal der aus Europa vertriebenen Juden und ihrer Kinder, die in Israel ihre Heimat sehen.
Amoz Oz und Ulrich Matthes im Kurz-Porträt
Amos Oz wurde am 4. Mai 1939 in Jerusalem geboren. Er setzte sich politisch insbesondere im Nahostkonflikt ein und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Er zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern Israels. Am 28. Dezember 2018 starb Oz im Alter von 79 Jahren.
"Wo die Schakale heulen" aus dem Jahre 1965 ist Oz‘ erste Buchpublikation. In acht Erzählungen berichtet er von seinem Kibbuzalltag, vom israelisch-palästinensischen Konflikt und vom durch Traditionen, Fantasien und Glauben bestimmten Verhalten der Einzelnen.
In "Der perfekte Frieden" (1982) beschließt Jonatan Lifschitz eines Tages, seine Eltern, seine Frau und das Kibbuz, in dem er aufgewachsen ist, zu verlassen und sich auf die Suche nach dem Ort zu machen, an dem er sich wirklich zu Hause fühlt.
Der Briefroman "Black Box" erscheint 1987 und handelt von einem Briefwechsel zwischen dem seit sieben Jahren geschiedenen Paar Alexander und Ilana. Alexander lebt seit der Trennung in den Vereinigten Staaten, Ilana lebt mit dem gemeinsamen Sohn und ihrem neuen Mann in Israel.
Im "Bericht zur Lage des Staates Israel" veröffentlicht Amos Oz zwei politische Texte aus den Jahren 1990 und 1991, die zwei Dimensionen des Autors präsentieren. Oz kämpft für eine Zweistaatenlösung in Palästina, mit einem souveränen Israel und einem eigenen Staat für die Palästinenser.
Nach dem Tod eines drogenabhängigen Jugendlichen soll die Lehrerin Noa in der fiktiven Kleinstadt Tel Kedar ein Entziehungsheim für Drogensüchtige errichten. Mit dem Widerstand der Einwohner hat sie jedoch nicht gerechnet. Der Roman, der 1995 erscheint, erzählt abwechselnd aus der Sicht von Noa und ihrem Lebensgefährten Theo.
Der autobiographische Roman "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" aus dem Jahre 2002 beginnt im Jerusalem der 1940er-Jahre und erzählt mal traurig, mal heiter die Geschichte der Familie Klausner. Der Roman wird 2015 verfilmt.
Im 2007 erscheinendem Roman "Verse von Leben und Tod" erzählt Amos Oz von einem bekannten Schriftsteller, auf dem Weg zu einer Lesung. An einem stickigen Sommerabend in Tel Aviv denkt er darüber nach, wie er der langweiligen Routine entfliehen kann und gibt Einblicke in das geheimnisvolle Wechselspiel von Leben und Literatur.
"Unter Freunden" erscheint 2012 und erzählt die Geschichten der Bewohner eines fiktiven Kibbuz in Israel. Inspiriert dazu wurde Oz durch seine eigenen Jahre, die er in einem Kibbuz verbrachte.
Für den Studenten Schmuel Asch ändert sich im Roman "Judas" aus dem Jahre 2014 sein Leben schlagartig. Seine Eltern können ihn nicht mehr finanziell unterstützen, er muss sein Studium abbrechen und seine Freundin verlässt ihn. Durch Zufall liest er eine Anzeige, in der ein älterer Herr Gesellschaft sucht und als Entschädigung eine Bleibe anbietet.
Von Fanatikern geht gegenwärtig die größte Gefahr aus. Als Terroristen führen sie Krieg, als Selbstmordattentäter ermorden sie wahllos. Die drei Essays in "Liebe Fanatiker" erscheinen im März 2018 und beruhen auf der Betroffenheit des Autors und seinen Erfahrungen im täglichen Umgang.
Ulrich Matthes wird am 9. Mai 1959 in West-Berlin geboren. Eigentlich ist er schon auf dem besten Wege, Lehrer zu werden, entschließt sich aber um und nimmt Unterricht bei Schauspiellehrerin Else Bongers.
In den 80er-Jahren ist Matthes auf Theaterbühnen in Krefeld oder Düsseldorf zu sehen und bekommt erste Fernsehrollen. Ein Jahrzehnt später ist er regelmäßiger Gast in Krimi-Serien wie "Derrick", "Der Alte" oder "Polizeiruf 110".
1995 spielt er Alexander Bacher in "Nikolaikirche", einem Fernseh-Zweiteiler. Regie führt Frank Beyer.
In Tom Tykwers Drama "Winterschläfer" ist Matthes 1997 neben Floriane Daniel und Heino Ferch auf der Kinoleinwand zu sehen.
2004 lässt er Kino-Besucher in der Rolle als Propagandaminister Joseph Goebbels in "Der Untergang" erschaudern. An seiner Seite: Corinna Harfouch als Ehefrau Magda.
Gemeinsam mit Barbara Philipp und Ulrich Tukur (rechts) verstört er 2014 viele Zuschauer mit dem Tatort "Im Schmerz geboren". Der Tatort polarisiert durch die ungewöhnlich hohe Anzahl an Leichen (um die 50!) und Szenen wie aus einem Western.
Seine Leidenschaft gilt aber vor allem dem Theater. Seit 2004 ist Matthes festes Ensemble-Mitglied des Deutschen Theaters in Berlin. Hier als Geschäftemacher Lopachin in "Der Kirschgarten" von Anton Tschechow.
In den vergangenen 30 Jahren erhält der Berliner zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem die als "Schauspieler des Jahres" (2008), die Goldene Kamera als "Bester deutscher Schauspieler" (2015) und den Grimme-Preis (2015).
Zu hören sind die Lesungen vom 15. April bis zum 3. Mai, jeweils von 8.30 Uhr bis 9 Uhr im Programm von NDR Kultur. Die Folgen stehen nach der Ausstrahlung für 24 Stunden - von 8.30 Uhr bis 8.30 Uhr des Folgetages - zum Nachhören bereit.
Die Termine in der Übersicht:Folge: | Datum: | Uhrzeit: |
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1/12 | 15. April 2019 | 8:30 Uhr |
2/12 | 16. April 2019 | 8:30 Uhr |
3/12 | 17. April 2019 | 8:30 Uhr |
4/12 | 18. April 2019 | 8:30 Uhr |
5/12 | 23. April 2019 | 8:30 Uhr |
6/12 | 24. April 2019 | 8:30 Uhr |
7/12 | 25. April 2019 | 8:30 Uhr |
8/12 | 26. April 2019 | 8:30 Uhr |
9/12 | 29. April 2019 | 8:30 Uhr |
10/12 | 30. April 2019 | 8:30 Uhr |
11/12 | 2. Mai 2019 | 8:30 Uhr |
12/12 | 3. Mai 2019 | 8:30 Uhr |
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur |
Am Morgen vorgelesen |
15.04.2019 | 08:30 Uhr