Starke Stücke
Dienstag, 01. Dezember 2020, 13:00 bis
14:00 Uhr
Wie viele Cellokonzerte hat Joseph Haydn geschrieben? Eine Frage, die man zu unterschiedlichen Zeiten ganz unterschiedlich beantwortet hat: In seinem eigenen Werkverzeichnis ist von drei Konzerten die Rede, später ordnete man ihm zwischenzeitig neun Konzerte zu. Heute wiederrum würde man die Frage wohl mit "mindestens zwei" beantworten: Denn die Werke, die man ihm heute sicher zuspricht, sind seine Violoncellokonzerte in C-Dur und in D-Dur. Zwei Werke, die ganz unterschiedlich klingen - aber ähnliche Geschichten haben.
Ein Archivfund mit Folgen
Im Prager Nationalmuseum ereignete sich 1961 die Sensation: Ein tschechischer Musikforscher fand eine Original-Stimmenabschrift. Diese stimmte mit Notizen aus Haydns bekanntem Entwurfskatalog überein, sodass sämtliche Zweifel ausgeräumt werden konnten: Im Mai 1962 folgte deshalb die erneute Uraufführung des Cellokonzerts in Prag. Geschrieben hatte es Joseph Haydn wahrscheinlich in den 1760ern - für den Cellisten Joseph Franz Weigl. Er war ein guter Freund Haydns und erster Cellist in der Kapelle des Fürsten Esterhazy.
Weiteres Konzert für einen weiteren Freund
Haydn oder nicht Haydn? Diese Frage konnte auch bei dem Violoncellokonzert in C-Dur erst spät beantwortet werden: 1951 war ein Manuskript mit Haydns Handschrift aufgetaucht. Bis dahin war das Werk dem Cellisten Anton Kraft zugeschrieben worden. Wie sich aber herausstellte, war das Werk nicht "von" sondern "für" Kraft geschrieben worden: Wie auch Joseph Franz Weigl war Anton Kraft Cellist in der Kapelle des Fürsten Esterhazy - und ein enger Freund von Joseph Haydn. Komponiert hat er es 1783. Es fällt damit in Haydns späte Schaffensphase und klingt gesanglicher und lyrischer als das erste Cellokonzert.
Joseph Haydn:
Violoncellokonzert C-Dur, Hob.VIIb:1
Violoncellokonzert D-Dur, Hob.VIIb:2
Academy of St. Martin-in-the-Fields
Leitung: Neville Marriner
