Welt der Musik
Sonntag, 10. Januar 2021, 18:00 bis
19:00 Uhr
Orgeln stehen nicht nur in der Kirche, sondern zum Beispiel auch in Synagogen, in Konzertsälen, in Schulen oder Gefängnissen und in Privathäusern. Das machen sich die wenigsten Menschen klar. Noch weniger ist im Bewusstsein, dass das größte Musikinstrument ursprünglich ein weltliches Instrument war.
Der Weg der Orgel in die Kirchen
Doch wie kam die Orgel in die Kirche? Das geschah schleichend, ab Mitte des 8. Jahrhunderts. Aber der Weg dorthin dauerte schon über 1000 Jahre. Den "Orgel-Urknall" löste ein Tüftler namens Ktesibios im 3. Jahrhundert vor Christus aus. Als er für seinen Vater, einen Friseur in Alexandria, einen höhenverstellbaren Spiegel baute, konstruierte er dazu eine wasserbetriebene Druckpumpe. Und weil Ktesibios das Erfinden Spaß machte, nutzte er die Druckpumpe auch dazu, um Luft in der Größe nach geordnete Flöten, sprich Pfeifen, zu befördern. "Hydraulos", Wasser-Blasinstrument, nannte er seine Erfindung, die auch als "organon hydraulikon" gehandelt wurde. Schnell verbreitete sich diese "Wasser-Orgel". Die Griechen veranstalteten Wettbewerbe, die Römer untermalten mit den Klängen Gladiatorenkämpfe oder andere Veranstaltungen. Im 8. Jahrhundert kam die Orgel dann als diplomatisches Gastgeschenk nach Zentraleuropa. Allmählich zog sie in die Kirche ein. Erst im 17. Jahrhundert begann man mit der Orgel den Gemeindegesang zu begleiten.
Prächtiges Äußeres und gewaltiger Klang
Als faszinierende Maschine war die "Königin der Instrumente", wie Wolfgang Amadeus Mozart die Orgel nannte, in den verschiedenen Zeiten auch ein Spiegel der technischen Kunst und ihrer Möglichkeiten. Immer größer und prachtvoller wurden mit den Jahrhunderten die Instrumente. Nebenher existierten aber immer kleinere, auch portable Exemplare. Ein großer Orgelbauer der Vergangenheit war zum Beispiel Arp Schnitger, der seine Werkstatt in Hamburg-Neuenfelde hatte und der seine Instrumente europaweit verkaufte. Aber auch die Brüder Andreas und Gottfried Silbermann, Friedrich Ladegast oder der Franzose Aristide Cavaillé-Coll bauten exzellente Instrumente.
Die Faszination der Orgel und ihre 2000 Jahre alte Geschichte
Nach wie vor übt die Orgel auf viele Menschen eine große Faszination aus. Manche Organisten suchen nach Wirkungsmöglichkeiten außerhalb der Kirche, um ihre künstlerisch-solistischen Ambitionen auszuleben, zum Beispiel der Amerikaner Cameron Carpenter, der als Punk im Glitzeranzug auftritt und mit eigener Orgel herumreist. Dem Orgelbau könnte es wirtschaftlich besser gehen. Die Kirchenkassen sind nicht mehr so üppig gefüllt. Kreativität mehr denn je gefragt. An Ideen zu ausgefallenen architektonischen Lösungen für Orgel-Designs – besonders für Konzertsäle – besteht aber kein Mangel. Auch klanglich wird experimentiert. Auf die nächsten 2000 Jahre Orgelgeschichte.
Eine Sendung von Elisabeth Richter
