Eine Frau und ein Mann lehnen an ihrem Auto, während sie bei der Anreise zum Wacken-Festival im Stau stehen © NDR Foto: Laura Albus

Anreise zum Wacken Open Air - mit Geduld und lauter Musik

Stand: 01.08.2022 20:01 Uhr

Die Anreisewelle zum Wacken Open Air rollt und wie gewohnt sind die Straßen im Kreis Steinburg dem Ansturm nicht gewachsen. Das ist für die Metal-Fans aber kein Problem. Der Stau gehört für sie dazu.

von Laura Albus

Die Reifen stehen still. Der Twingo von Daniel und Christopher steht minutenlang auf der Zufahrtsstraße in Richtung Wacken, bis er irgendwann ein paar Meter weiter rollt, nur um dann wieder stehen zu bleiben. So geht das schon seit Stunden. Dabei sind die beiden Metal-Fans aus Hannover extra früh aufgestanden, um den Berufsverkehr in Hamburg zu entgehen.

Irgendwo zwischen A23 und Wacken

Die Stimmung im voll beladenen Kleinwagen ist trotzdem gut. "Wir sind absurd früh aufgestanden", sagt Christopher. Absurd früh heißt: Seit 4.30 Uhr sind sie unterwegs. Nun stehen sie auf halber Strecke zwischen der A23-Abfahrt Hanerau-Hadermarschen und Wacken im Stau und machen aus der Not eine Tugend: Daniel hat auf dem Armaturenbrett einen ausgedruckten Zeitplan des Wacken Open Airs ausgebreitet. Nun will er sich mit Kumpel Christopher besprechen, welche Bands sie sich auf jeden Fall anschauen und -hören wollen: "Das meiste sieht gut aus, aber hier und da kollidiert es mal. Na ja, das gehört dazu." Windrose beispielsweise sei zwar eine kleinere Band, aber für die beiden ist das Konzert auf jeden Fall gesetzt. Für die weitere Band-Planung haben sie noch ordentlich Zeit, bis sie es aufs Campinggelände schaffen.

Volle Straßen, gute Laune

Das Wacken Open Air beginnt eigentlich erst am Donnerstag. Trotzdem sind bereits am Montagmorgen die Straßen rund um Wacken ziemlich voll - vor allem vor den Campingplätzen staut es sich kilometerweit. Das war noch nicht viel Stau - heißt es von der Polizei. Die Beamten rechnen am Abend und am Dienstag weiterhin mit viel Verkehr. Erfahrungsgemäß sei die Anreisewelle aber am Mittwoch am größten.

Am Mittwoch droht Stau bis zur A23

Das bestätigt auch eine Umfrage des Festival-Teams zum Anreise-Termin unter rund 10.000 Wacken-Besucher. Darausfolgend haben die Festival-Macher ein Ampelsystem erstellt, das beispielsweise am Mittwoch von 10 bis 16 Uhr dauerhaft auf rot steht. Dann wird sich der Stau voraussichtlich bis zur A23 auswirken. Trotz Beinahe-Stillstand ist die Stimmung unter den Festival-Besuchern gut. Zu groß die Freude, seit 2019 endlich wieder in Wacken sein zu können. Zuletzt war das Festival zwei Mal Pandemie-bedingt abgesagt worden.

Stammgäste und Neulinge

Auch Winni und Brigitte sind schon einige Stunden unterwegs. Bereits vor drei Tagen sind sie zu Hause in Aachen gestartet und haben bei Verwandten in Itzehoe übernachtet. Von dort sind es nur noch 17 Kilometer - für die sie schon über drei Stunden brauchen. Aber das macht dem Ehepaar nichts aus, schließlich gehört der Weg für sie dazu. Und sie sind nicht allein unterwegs, die gesamte Familie macht so ihren Jahresurlaub zusammen. Die Kinder sind längst erwachsen, bringen ihre eigenen Freunde und Bekannten mit. So wächst die Aachener Kolonne jährlich ein kleines bisschen mehr an.

"Wir sind eine Truppe von 14 bis 16 Leuten. Es wird schön", sagt Brigitte, die in diesem Jahr zum ersten Mal selbst auf dem Campingplatz mit dabei sein wird. Obwohl sie die Metal-Musik schon seit vielen Jahren durch ihre Kinder hört, hat sie sich erst jetzt vom Wacken-Fieber der restlichen Familie anstecken lassen. Das freut natürlich alle, sagt Ehemann Winni. Auch für ihn gehört die Zeit in Wacken zum Jahresurlaub. Damit ist klar: "Wir freuen uns auf die Musik natürlich. Aber auch auf die Stimmung."

Auch Gefriertruhen finden Platz auf dem Gelände

Schwarz ist die Farbe der Wahl - zumindest was die Bekleidung betrifft. Doch die Autos sind bunt. Und beklebt. Auf fast jedem Fahrzeug im Stau prangen die drei fetten Buchstaben: W-O-A. Damit ist jedem auf der Strecke schon klar, wo es hingeht. Die Kofferräume: Meist voll gepackt bis unters Dach. Dosenbier, Isomatte und Zelt gehörten zur Standard-Ausrüstung. Aber auch Sofas, Kühlschränke und sogar Gefriertruhen werden an diesem Montag ihren Platz auf dem Campinggelände finden. Nico Kindt aus Drage (Kreis Nordfriesland) beispielsweise hat all das dabei - damit der Jahresurlaub so muckelig wie möglich wird. Schon am ersten Tag der Anreise wird deutlich: Die Vorfreude auf das Wacken Open Air - sie war bei vielen Besuchern nie größer.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 01.08.2022 | 19:30 Uhr