NDR Umfrage in SH: CDU vor SPD und Grünen - Abstand wächst
Zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl am 8. Mai in Schleswig-Holstein liegt die CDU weiter vorn. Die SPD bleibt stabil, die Grünen verlieren. Das hat eine repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des NDR ergeben.
Könnten die Menschen im nördlichsten Bundesland bereits am kommenden Sonntag über den Landtag entscheiden, würden 38 Prozent der Befragten den Christdemokraten ihre Stimme geben. Die SPD käme auf 20 Prozent. Im Vergleich zur vorherigen NDR Umfrage vom 31. März würde die CDU 2 Prozentpunkte zulegen, die Sozialdemokraten bleiben dagegen unverändert (+/-0). Die Grünen lägen bei 16 Prozent - das wären 2 Prozentpunkte weniger als in der März-Umfrage.
Die FDP würde mit 9 Prozent der Stimmen (+1) leicht dazu gewinnen. Die AfD käme unverändert weiter auf 6 Prozent. Für den Südschleswigschen Wählerverband (SSW), der von der Fünf-Prozent-Klausel ausgenommen ist, sprächen sich 4 Prozent (+/-0) der Befragten aus. Alle anderen Parteien würden zusammen 7 Prozent (-1) erzielen. Bei der Landtagswahl 2017 kam die CDU auf 32,0 Prozent, die SPD auf 27,3 Prozent und die Grünen auf 12,9 Prozent. Die Liberalen holten damals 11,5 Prozent, die AfD 5,9 Prozent und der SSW 3,3 Prozent der Stimmen.
Verschiedene Koalitionen möglich
Die bisherige Jamaika-Koalition wäre damit Geschichte. Denn es würde bereits für ein Zwei-Parteien-Bündnis aus CDU und Grünen reichen. Aber auch eine Koalition aus CDU und FDP hätte eine knappe Mehrheit. Rechnerisch möglich, aber politisch unwahrscheinlich wäre auch eine große Koalition aus CDU und SPD. Für eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP würde es dagegen derzeit nicht reichen.
Sie wollen nachrechnen? Andere Konstellationen betrachten? Gern: Nutzen Sie den Koalitionsrechner. Sie erreichen ihn oben links in der Grafik zur Sonntagsfrage.
Direktwahl: Günther weiter in der Wählergunst vorn
Im direkten Vergleich liegt der Umfrage zufolge Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) weiter deutlich vor Herausforderer Thomas Losse-Müller. Könnten die Schleswig-Holsteiner ihren Regierungschef direkt wählen, würde der Amtsinhaber auf 62 Prozent (+/-0) kommen. Der SPD-Spitzenkandidat konnte seinen Wert gegenüber dem Vormonat zwar um 2 Prozentpunkte ausbauen, bleibt aber mit 8 Prozent deutlich hinter Günther. Die Ministerpräsidentenkandidatin der Grünen, Monika Heinold, kommt auf 10 Prozent - 1 Prozentpunkt weniger im Vergleich zur Umfrage vom 31. März.
Unterstützung aus den eigenen Reihen - und den SPD-Anhängern
Allerdings will sich jeder fünfte Befragte (20 Prozent) auf keinen der drei Landespolitiker festlegen. Daniel Günthers Unterstützung bei einer Direktwahl liegt in der eigenen Partei laut Umfrage bei 94 Prozent. Von den Grünen-Anhängern sprechen sich ebenso viele für Daniel Günther wie für Monika Heinold (40:40 Prozent) aus. Die SPD-Anhänger (43:35 Prozent) favorisieren weiterhin eher den CDU-Amtsinhaber gegenüber dem eigenen Spitzenkandidaten Thomas Losse-Müller (43:35 Prozent). Bei den FDP-Anhängern würden sich bei einer Direktwahl 76 Prozent für den Amtsinhaber entscheiden.
Zufriedenheit mit der aktuellen Landesregierung weiter positiv
Kurz vor der Wahl sind der Umfrage zufolge unverändert knapp acht von zehn Wahlberechtigten (75 Prozent; +/-0 Punkte gegenüber 31. März) zufrieden mit der Arbeit der Landesregierung. Die Jamaika-Koalition überzeugt mit ihrer Regierungsarbeit neben den Anhängern der drei Koalitionsparteien CDU (92 Prozent), Grüne (83 Prozent) und FDP (80 Prozent) auch mehrheitlich die SPD-Anhänger (73 Prozent). Deutliche Kritik beschränkt sich in Schleswig-Holstein - wie gehabt - allein auf die AfD-Wähler (12:88 Prozent).
Wie die Anhänger der anderen Parteien das sehen, können sie sich in der Grafik anzeigen lassen. Genauso die Analyse nach Altersgruppe, Geschlecht, Bildungsgrad und Wohnortgröße. Das Menü lässt sich mit einem Klick auf „Auswahl“ auf- und zuklappen. (Diese Analyse ist auch in anderen Grafiken möglich)
Zufriedenheit mit Politikern: Heinold folgt Günther
Überaus positiv (76 Prozent) wird in der Umfrage auch die Arbeit von Ministerpräsident Daniel Günther bewertet. 29 Prozent der Schleswig-Holsteiner sind sehr zufrieden, 47 Prozent sind zufrieden. Über SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller sagen dies 1 beziehungsweise 14 Prozent der Befragten. Auf die höchste Zufriedenheit neben Günther kommt Monika Heinold (40 Prozent). 7 Prozent der Schleswig-Holsteiner sind sehr zufrieden und 47 Prozent sind zufrieden mit der Spitzenkandidatin der Grünen.
Wirtschaftliche Lage wird positiv beurteilt
Ihre eigene wirtschaftliche Lage beschreiben die Schleswig-Holsteiner aktuell überwiegend positiv: 4 Prozent bezeichnen ihre persönliche Situation als sehr gut, weitere zwei Drittel (65 Prozent) betrachten sie als gut.
Wie wird die wirtschaftliche Lage in Schleswig-Holstein in einem Jahr sein?
Allerdings fallen die wirtschaftlichen Erwartungen der Bürger deutlich weniger positiv aus. Zwar rechnen ähnlich wie im Frühjahr vergangenen Jahres 44 Prozent für die kommenden zwölf Monate nicht mit grundsätzlichen Veränderung der wirtschaftlichen Lage im Bundesland. Ähnlich viele (44 Prozent) aber erwarten mittlerweile eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation, nach gerade einmal 15 Prozent im Vergleich zum Mai 2021.
Energieversorgung: Mehrheit für Verlängerung der AKW-Laufzeiten
Erneuerbare Energien, Gas-Reserven, LNG oder ein verzögerter Kohle- oder Atomausstieg? Die Liste der Ideen, um Deutschland unabhängiger von russischem Gas zu machen, ist lang - und wird kontrovers diskutiert. In Schleswig-Holstein empfinden etwa neun von zehn (88 Prozent) den Ausbau erneuerbarer Energien als richtig. Die Erschließung anderer Energiequellen wird zurückhaltender bewertet: Sechs von zehn unterstützen als Reaktion auf den Ukraine-Krieg einen verstärkten Öl- und Gas-Import aus Ländern wie Katar oder Saudi-Arabien (59:29 Prozent), fünf von zehn eine Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke (48:44 Prozent).
Für diese repräsentative Erhebung hat Infratest dimap vom 13. bis 19. April 2022 insgesamt 1.172 wahlberechtigte Personen in Schleswig-Holstein per Telefon oder online befragt. Die Schwankungsbreite liegt zwischen zwei Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 10 Prozent) und drei Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 50 Prozent).
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