Eine Grafik zum vorläufigen Endergebnis zur Landtagswahl 2022 in Schleswig-Holstein. © infratest dimap

Endergebnis: CDU gewinnt Landtagswahl in SH mit 43,4 Prozent

Stand: 09.05.2022 01:54 Uhr

Schleswig-Holstein hat einen neuen Landtag gewählt. Mit dem vorläufigen Endergebnis kommt die CDU als stärkste Kraft auf 43,4 Prozent der Stimmen, die SPD erreicht 16 Prozent, die Grünen sind zweitstärkste Kraft mit 18,3 Prozent.

Die Christdemokraten erreichen im vorläufigen Endergebnis 43,4 Prozent der Stimmen in Schleswig-Holstein. Für eine absolute Mehrheit hätten sie 35 Sitze im Landtag benötigt, mit diesem Endergebnis kommen sie auf 34 Sitze. Die SPD kommt auf 16 Prozent und erreicht damit einen historischen Tiefstand. Die Grünen kommen laut Endergebnis auf 18,3, die FDP auf 6,4 Prozent. Die AfD liegt bei 4,4 Prozent und verpasst damit den Wiedereinzug in den Landtag. Der SSW - als Partei der dänischen und friesischen Minderheit im Land ohnehin von der Fünf-Prozent-Hürde ausgenommen - erreicht 5,7 Prozent.

Im Vergleich zur Landtagswahl 2017 legt die CDU laut dem vorläufigen Endergebnis 11,4 Prozent zu, die SPD verliert 11,3 Prozent. Die Grünen verbessern sich um 5,4 Prozent, die FDP büßt 5,1 Prozent ein. Die AfD verschlechtert sich um 1,5 Prozent, der SSW legt 2,4 Prozent zu.

Weitere Informationen
Abgeordnete der Parteien sitzen im Plenarsaal im Kieler Landtag. © NDR

Frauenanteil gestiegen: Das sind die Abgeordneten des neuen Landtags

Wer sind die neuen Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtags? Wir stellen die Mitglieder vor - zu denen nun mehr Frauen zählen. mehr

Günther: "Ergebnis berührt mich"

Ministerpräsident Daniel Günther wurde auf der Wahlparty der Christdemokraten in der Kieler Arena mit "Daniel, Daniel"-Sprechchören empfangen. "Die Wahlsiegerin ist die CDU, das sind wir, daran kann es keinen Zweifel geben. Das ist ein enormer Vertrauensbeweis. Für mich ist das ein Ergebnis, das mich berührt. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir so ein Ergebnis hatten, das ist schon 40 Jahre her", freute sich Günther. Das Ergebnis spreche aber nicht nur für die CDU, sondern auch für die Regierungsarbeit der Jamaika-Koalition, sagte er. "Deshalb sage ich an der Stelle auch, dieses Vertrauen und diese Unterstützung, die wir bekommen haben, liegt auch an unseren Koalitionspartnern, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Und deswegen bedanke ich mich ausdrücklich bei Grünen und FDP für die super Zusammenarbeit."

Daniel Günther (CDU/M), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und Spitzenkandidat seiner Partei, hält nach Bekanntgaben der ersten Prognosen zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein bei der Wahlparty Blumen in die Höhe. © dpa-Bildfunk Foto: Christian Charisius/dpa
Jubelstimmung bei der CDU: Daniel Günther erreichte einen klaren Wahlsieg.

Er will nach dem deutlichen Wahlsieg seiner CDU in den kommenden Tagen mit seinen bisherigen Koalitionspartnern Grüne und FDP Gespräche über die nächste Landesregierung führen. Es sei für ihn "vollkommen klar", dass er nun mit den beiden Parteien Gespräche führe, sagte er weiter. Ein Bündnis mit dem SSW schloss Günther trotz eines "sehr großen Vertrauensverhältnisses" aus.

Diese Koalitionen wären möglich

Laut vorläufigem Endergebnis könnte die CDU gemeinsam mit der FDP eine Mehrheit erlangen - sie kämen auf 39 Sitze und lägen damit 4 Sitze über der nötigen Mehrheit. Für eine Mehrheit aus SPD, Grünen und SSW beispielsweise würde es aktuell nicht reichen. 

Die CDU könnte auch mit den Grünen zusammengehen, dann hätten sie eine noch sattere Mehrheit. Auch eine Koalition mit der SPD wäre möglich, genauso wie ein Bündnis mit dem SSW, der vier Sitze im Landtag bekommt.

Losse-Müller: Nicht gelungen, mit Themen durchzusetzen

SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller hatte schon nach der ersten Prognose resümiert: "Wir sind gegen drei Parteien angetreten, die geschlossen gestanden haben. Es war klar, dass es eine große Herausforderung war. Es ist uns nicht gelungen, uns mit den Themen durchzusetzen." Die Niederlage sei auch in seiner persönlichen Verantwortung, er sei das Gesicht der Kampagne gewesen, so Losse-Müller weiter.

Auch SPD-Landeschefin Serpil Midyatli zeigt sich enttäuscht: "Es ist ein bitteres Ergebnis für uns. Wir haben uns natürlich viel, viel mehr erhofft und tatsächlich hat das nicht funktioniert." Ralf Stegner, langjähriger SPD-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, wollte dem Spitzenkandidaten dennoch Mut machen: "Ich hoffe, dass Thomas Losse-Müller nicht aufgibt, sondern nochmal angreift. Und es gibt immerhin etwas Positives: Wenn die Rechtsradikalen aus dem Landtag sind, dann gibt es wenigstens einen kleinen Grund, sich zu freuen."

Wählerwanderung Richtung CDU

Wie die Wählerwanderung zeigt, hat die SPD 61.000 Wähler an die CDU verloren, 37.000 an die Grünen und 14.000 an den SSW. Die 16 Prozent des vorläufigen Endergebnisses unterschreiten den bis Sonntag gültigen Minuswert der Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein (25,4 Prozent im Jahr 2009) noch einmal deutlich. Dennoch sei die SPD weiterhin davon überzeugt, dass die Menschen in Schleswig-Holstein eine sozialere Politik verdienen. Sie stünden dazu, dass es kein "Weiter so" geben dürfe und wollen auch zukünftig Politik für bezahlbare Mieten, Entlastung von Familien und konsequenten Klimaschutz machen.

Heinold: Regierungsarbeit oder harte Opposition

"Erstmal sind wir super glücklich, zweitstärkste Kraft zu sein", freute sich Grünen-Spitzenkandidatin Monika Heinold. "Jetzt schauen wir, ob es für die Regierungsarbeit weiter reicht. Ich gehe davon aus, dass wir wieder Regierungsverantwortung tragen können oder hammerhart Opposition machen", so Heinold weiter.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gratulierte Daniel Günther zu einem Wahlsieg. "Das ist ein sehr, sehr starkes grünes Ergebnis und Daniel Günther hat die Wahl gewonnen." Habeck stellte aber auch klar: "Er wird auch wissen, wem er das gute Ergebnis zu verdanken hat." Für Habeck lässt die Hochrechnung nur ein Bündnis zu: "Ich glaube, Daniel Günther ist schlau genug zu sehen, wenn zwei Parteien die Wahl gewinnen, was daraus dann zu folgen hat."

Buchholz wirbt für "Regierung der Mitte"

"Bei den inhaltlichen Übereinstimmungen, bei den Politikfeldern haben CDU und FDP mehr gemeinsame Schnittmengen. Von daher gibt es die Möglichkeit, eine Regierung in der Mitte zu bilden", äußerte sich FDP-Spitzenkandidat Bernd Buchholz. Die eingebüßten Prozente gehen aber auch an der FDP nicht spurlos vorbei. "Es ist schade, wir hätten gerne mehr gehabt", so Buchholz.

Harms: Bestes Ergebnis der Geschichte

SSW-Spitzenkandidat Lars Harms ist stolz auf die Zahlen: "Ein Zünglein an der Waage sind wir sicher nicht, es liegt jetzt an Daniel Günther, wie er sich entscheidet." Der SSW sei für Gespräche offen. "Aber erstmal sind wir glücklich, dass wir das beste Ergebnis erzielt haben, das der SSW jemals in seiner Geschichte erreicht hat", freute sich Harms.

Nobis: "Wir sind raus"

Für AfD-Spitzenkandidat Jörg Nobis ist es das Aus seiner Partei im Landtag: "Krisenzeiten sind Regierungszeiten. Herr Günther konnte davon massiv profitieren. Ich gratuliere ihm recht herzlich." Interner Streit würde vom Wähler nicht goutiert. Er glaube nicht, dass die Hürde so hoch war. Er glaube, es lag vor allem am bundespolitischen Thema Ukraine, das die Wahl überstrahlt hätte und bei dem diee AfD nicht hätte punkten können, so Nobis weiter. Sichtlich bewegt sagte der Spitzenkandidat seiner Fraktion: "Wir sind raus und ich danke Euch trotzdem von Herzen, dass wir gekämpft haben."

 

Weitere Informationen
Blick in die TV-Runde mit den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl von Schleswig-Holstein (v.l.) Lars Harms (SSW), Thomas Losse-Müller (SPD), Bernd Buchholz (FDP), Monika Heinold (Bündnis 90/Die Grünen) und Daniel Günther (CDU). © dpa-Bildfunk Foto: Christian Charisius/dpa

Reaktionen zur Wahl: CDU triumphiert, Grüne glücklich, Tristesse bei SPD

Die CDU ist klare Wahlsiegerin. Die Grünen und der SSW legen zu. SPD und FDP mit hohen Verlusten, die AfD nicht mehr im Landtag. So kommen die Ergebnisse bei den Nord-Politikern an. mehr

Daniel Günther, CDU, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein unterwegs zu einem TV-Studio. © dpa-Bildfunk Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Blog zur Wahl in SH: Günther feiert 43,4 Prozent für CDU

Der Ministerpräsident blickt nach einem haushohen Sieg einer zweiten Amtszeit entgegen. Alle Infos im Blog zum Nachlesen. mehr

Ein Mikrofon. © NDR Foto: Gitte Alpen

Die Landtagswahl in Radio, Fernsehen und bei NDR.de

Ergebnisse der Landtagswahl, Analysen, Meinungen und mehr: In Fernsehen, Hörfunk und Online berichtet der NDR umfassend über die Entscheidungen in SH. mehr

Eine stilisierte Darstellung einer Wahlurne mit dem Wappen Schleswig-Holsteins.

Landtagswahl 2022: Schleswig-Holstein hat gewählt

Die Schleswig-Holsteiner haben einen neuen Landtag gewählt. Im Dossier von NDR Schleswig-Holstein finden Sie aktuelle Berichte, Videos und Hintergründe. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 08.05.2022 | 20:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landtagswahl Schleswig-Holstein

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Offshore-Windenergie. © NDR

Studie: Große Offshore Windräder sind besser für die Natur

Große Offshore-Anlagen beeinflussen die Natur weniger als kleine. Das haben Geesthachter Forscher herausgefunden. mehr

Videos