Lockdown: Gastronomie und Handel fordern Hilfe
Die Ministerpräsidenten haben am Dienstag auf ihrer Konferenz mit der Bundesregierung beschlossen, dass die Corona-Regeln verschärft werden. Vom Lockdown schwer getroffen sind auch Gastronomie und Einzelhandel. Sie hoffen vor allem auf finanzielle Hilfe.
Der Lockdown gilt nun bis zum 31. Januar - mit dem Ziel, die Zahl der Corona-Neuinfektionen zu senken. Das bedeutet auch: die Schließung von Gastronomie und Einzelhandel bis Ende Januar.
Die Restaurants sind bereits seit November geschlossen. Viele Gastronomen bieten derzeit Essen zum Abholen an. Die Einnahmen seien allerdings überschaubar, erzählt Lutz Frank - Inhaber des Restaurants Am Ihlsee in Bad Segeberg. "Das ist in keinster Weise vergleichbar mit dem normal geöffneten Geschäft. Aber so halten wir den Kontakt zu unseren Stammgästen. Und ich beschäftige meine Mitarbeiter weiter, die ich dringend brauche, wenn wir wieder eine Perspektive und wir wieder eine Öffnung haben."
Gastronom wünscht sich Weitsicht
Der Gastronom sagt: "Wir müssen jetzt alle dazu beitragen, dass die Infektionszahlen runtergehen und dass wir dann wieder eine Perspektive haben mit einer langfristigen Öffnung." Mit einer Öffnung Anfang März zum Beispiel könnte Lutz Frank leben.
Staatliche Hilfen: "Es wird Zeit, dass etwas passiert"
Allerdings müssten auch schnell die versprochenen staatlichen Hilfen fließen. Künstler, Gastronomen und andere Selbständige können sie seit Ende November beantragen. Allerdings gibt es Probleme bei der Auszahlung.
Da hake es gewaltig, berichtet Restaurantchef Frank: "Ich habe einen Abschlag aufs Konto bekommen. Aber mir fehlen für November und Dezember auch noch die großen Summen. Wir haben die Mitarbeiter bezahlt. Jetzt kommen alle Versicherungen. Es wird jetzt Zeit, dass etwas passiert."
Umsatzeinbrüche im Einzelhandel sind enorm

Darauf hoffen auch viele Einzelhändler, die ein paar Tage vor Weihnachten ihre Läden schließen mussten. Hans Frick betreibt ein Geschäft für Herrenmode in der Lübecker Altstadt. Die Kunden können weiterhin bei ihm einkaufen - per Bestellung und Termin. Allerdings fehlen die Anlässe, um sich Anzüge oder Blazer zu kaufen. Auf Kundenanrufe wartet Frick vergeblich. "Es klingelt eigentlich gar nicht. Und nach Umsatzeinbrüchen von 50 bis 60 Prozent im November und Dezember steht dem stationären Handel natürlich das Wasser bis zum Hals", sagt er.
Die neue Kollektion ist schon bestellt. Wie er sie bezahlen soll, weiß Frick nicht. "Denn seit November warten wir vergeblich auf irgendwelche Übergangszahlungen, die im Frühjahr sehr gut geklappt haben - sehr unbürokratisch und sehr schnell. Aber jetzt eben nicht." Der Geschäftsmann hofft, dass er seinen Laden so schnell wie möglich wieder öffnen darf - am besten noch in diesem Monat. Doch das scheint unrealistisch.
"Ich erhoffe mir eine Menge - und erwarte aber tatsächlich nichts"
Jan-Peter Wittstock ist Inhaber eines Küchenladens in Kiel. In den zwei Wochen vor Weihnachten macht er normalerweise den Großteil des Umsatzes für das gesamte Jahr. "Ich hatte somit mehr Umsatzeinbußen in nur wenigen Tagen als im Frühjahr zum Vergleich", erzählt er. Wenn sein Laden bis Ende des Monats geschlossen bleiben muss, dann "wird es hart". Sollte der Lockdown sogar noch länger andauern, ist er pleite. Für Wittstock ist es unverständlich, warum die Reisebranche und Gastronomie anders behandelt wird als der Einzelhandel.
"Ich erwarte, dass tatsächlich unbürokratische Hilfe kommt", sagt er. Außerdem fordert er eine Entschädigung für den entgangenen Gewinn. "Ich möchte die Möglichkeit haben, meine Mitarbeiter aufzustocken, die ich in Kurzarbeit schicken muss." Ein neuer Kredit sei keine Hilfe. Das verursache auch nur Kosten. Außerdem sei ja nicht klar, wohin sich das alles entwickelt. "Ich erhoffe mir eine Menge - und erwarte mir aber tatsächlich nichts."
Wirtschaft fordert Verbesserungen bei Corona-Politik
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck ist wegen des Lockdowns in Sorge. Gesundheitsschutz sei sehr wichtig, aber Einzelhandel, Gastronomie, Tourismus und die Veranstaltungsbranche seien übermäßig stark von den Einschränkungen betroffen, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Lars Schöning. Ein Lockdown sei nur in den Wirtschaftsbereichen gerechtfertigt, in denen objektiv nachweisbar sei, dass sie eine Ausbreitung des Virus begünstigten. Er fordert von der Politik unter anderem Steuererleichterungen für Unternehmen und Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals. Eine Blitz-Umfrage der Kammer habe gezeigt, dass vielen Betrieben das Geld ausgehe oder sie an ihre Reserven gingen, sagte Schöning.
