Corona: SH bereitet sich auf weitere Intensiv-Patienten vor
Je zwei Covid-Patienten aus Bayern werden derzeit am UKSH in Lübeck und Kiel behandelt, ein Patient wurde nach Itzehoe verlegt. Das UKSH erhöht derzeit die Kapazitäten auf den Intensivstationen, um weitere Patienten aufnehmen zu können.
Um ein Viertel hat das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) Eingriffe in Fach-Kliniken und Ambulanzen reduziert. So sollen die Kapazitäten auf den Intensivstationen erhöht werden, denn die Krankenhäuser erwarten in den nächsten Tage weitere Patienten aus Sachsen und Bayern.
Der Sprecher des UKSH, Oliver Grieve, betonte aber, dass die Notaufnahmen von den Einschränkungen unberührt blieben. "Alle schweren Eingriffe werden weiter vorgenommen, also beispielsweise Schlaganfälle, Herzinfarkte, Krebsleiden", sagte Grieve. Es seien lediglich einfache Eingriffe und ambulante Versorgungen von den Einschränkungen betroffen. Jeder, der von einer verschobenen Behandlung betroffen ist, wird laut Grieve vom Krankenhaus informiert.
Unterstützt wird dieser Plan von einer Entscheidung der Gesundheitsminister-Konferenz. Am Montag einigten sich die Gesundheitsminister darauf, dass ab der kommenden Woche weitere Kapazitäten auf Intensivstationen geschaffen werden sollen. Nicht dringend medizinisch notwendige Eingriffe und Behandlungen sollen nicht mehr vorgenommen werden.
"Schleswig-Holstein weit weg von Belastungsgrenze"
Wie Grieve betont auch der Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin, Jan-Thorsten Gräsner, dass es in Schleswig-Holstein derzeit noch freie Kapazitäten gibt. An seinem Institut wird diskutiert und entschieden, welcher Patient einen Transport gut überstehen kann. "Schleswig-Holstein ist im Moment sehr gut aufgestellt. Das heißt, wir sind weit weg von unserer Belastungsgrenze, was die Gesamtbettenzahl angeht."
Trotzdem sei die aktuelle Belastung auf den Stationen hoch, so Gräsner weiter. "Was wir aktuell tun, ist Betten zusätzlich aufzubauen, betriebsbereit zu machen, indem wir Personal aus anderen Bereichen abziehen." Dadurch sollen die Kapazitäten für Patienten aus besonders betroffenen Gebieten geschaffen werden. Etwa 40 Prozent der Intensivbetten werden am UKSH laut Gräsner für Nicht-Covid-19 Notfälle, also zum Beispiel für Unfälle, Schlaganfälle oder Herzinfarkte freigehalten.
Diskussionen um Finanzierung der Verlegungen
Die Organisation nach dem sogenannten Kleeblattprinzip läuft, genau wie die Absprachen zwischen den Krankenhäusern, laut Jan-Thorsten Gräsner gut, es gibt aber ein anderes Problem: die Finanzierung. "Was uns tatsächlich Bauchschmerzen macht, sind ungeklärte Finanzierungsfragen für Intensivtransporte. Da scheint es in einzelnen Regionen und Bundesländern immer wieder neuen Diskussionsbedarf zu geben." Klar sei nicht, ob Spezialflugzeuge Covid-Patienten verlegen dürfen. Das dürfe es in dieser Situation nicht geben.
Gräsner fordert daher eine klare Finanzierungsregelung. "Damit die Kollegen, die für den passenden Patienten das passende Bett gefunden haben, nicht mehr Zeit damit verbringen, Formulare auszufüllen, anstatt den Patienten zu verlegen."
Intensivstationen in Bayern und Sachsen brauchen Hilfe
Die Intensivstationen in Bayern und Sachsen sind wegen des hohen Infektionsgeschehens an der Belastungsgrenze. Die Transporte in andere Bundesländer sollen Entlastung bringen. Auf den bayerischen Intensivstationen sind mit Stand Montag laut DIVI-Intensivregister noch 10,3 Prozent der Intensivbetten frei, in Sachsen sind es 10,8 Prozent. In Schleswig-Holstein liegt der Anteil freier Intensivbetten derzeit bei 15,9 Prozent.
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