Prien stellt Konzept zur Öffnung der Schulen vor
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat ihr Konzept für die schrittweise Öffnung der Schulen in Schleswig-Holstein vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Vier-Phasen-Modell, das laut Prien im Einklang mit den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz steht. Die erste Phase laufe mit den schriftlichen Abiturprüfungen und der Vorbereitung auf die mittleren Schulabschlüsse seit dem 20. April, so die Bildungsministerin. Nun gehe es darum, "unter Berücksichtigung des Infektionsschutzes eine vorsichtige Öffnung der Schulen für die Schülergruppen, die die Unterstützung am Nötigsten haben, zu erreichen".
Plan für zweite Öffnungsphase an Schulen
- Grundschulen: Ab 6. Mai Unterricht im Klassenzimmer für die 4. Jahrgangsstufe.
- Gemeinschaftsschulen: Ab 18. Mai Beratungsangebote für die Jahrgänge 9 und 10. Darunter versteht das Bildungsministerium eine stundenweise Präsenz von Schülern an Schulen, zum Beispiel für Hilfe bei Hausaufgaben. Die Schüler sollen so auch mehr Unterstützung erhalten, um ihre Arbeitsaufträge zu Hause besser erledigen zu können. Große Gruppen soll es nicht geben. Wie umfangreich dieses Angebot ausfällt, ist von Schule zu Schule - je nach räumlichen und personellen Möglichkeiten - unterschiedlich.
- Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe: Ab 6. Mai Beratungsangebote (s. o.) für die Eingangsphase (E) und die Qualifikationsphase 1 (Q1), ab 11. Mai Beratungsangebote für die Jahrgänge 9 und 10.
- Gymnasien: Ab 6. Mai Unterricht im Klassenzimmer für 6. Jahrgang und Beratungsangebote (s. o.) für die Eingangsphase (E) und Qualifikationsphase 1 (Q1) sowie Beratungsangebote bei G8 für die Jahrgänge 9, bei G9 für die Jahrgänge 10.
- Berufsschulen: Die Schulleiter entscheiden selbst, wer ab dem 6. Mai wieder zum Unterricht kommen muss.
- Förderzentren: Individuelle Absprache zwischen Zentren und Eltern. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden analog zu der besuchten Schule, zu der ein Schulverhältnis besteht, in die Planung zur Wiederaufnahme der Präsenzzeiten einbezogen.
Schulen sollen Infos an jeden Schüler schicken
Jeder Schüler bekomme bis zum 6. Mai von seiner Schule Informationen, wie das Lernen für ihn individuell weitergehe, kündigte Prien an: "Die Eltern können sich darauf verlassen, dass es eine Woche Vorlauf zur Planung des Schulbesuches gibt." An Gemeinschaftsschulen werde es bis zum 15. Mai - so lange laufen dort die Prüfungen für die Abschlüsse ESA und MSA - auf jeden Fall "keinen regelhaften Unterricht geben", sagte Prien.
Unterricht am Sonnabend ist möglich
Der Schwerpunkt der Landesregierung liege auf der Unterstützung der besonders förderbedürftigen Gruppen, erklärte Prien. So werde auch versucht, einzelne Angebote für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) zu öffnen.
Um Präsenzzeiten in der Schule zu entzerren, hätten Schulen schon jetzt die Möglichkeit, sich für Samstagsunterricht zu entscheiden, sagte die Ministerin. Prien selbst hatte diese Option ins Spiel gebracht. Aus ihrer Sicht sei das in der jetzt anstehenden zweiten Öffnungsphase aber wohl nicht nötig.
Keine Klassenarbeiten mehr
Auf Klassenarbeiten müssen sich Schleswig-Holsteins Schüler nicht mehr einstellen. Lehrer würden nun gebeten, anhand der bis zum 13. März erbrachten Leistungen einen Notenstand zu ermitteln, so Prien. Schüler könnten sich durch individuelle Leistungen, zum Beispiel eine Ausarbeitung, noch in der Note verbessern, aber nicht mehr verschlechtern, sagte die Bildungsministerin.
Keine Maskenpflicht in der Schule - aber im Schulbus
Eine Alltagsmaskenpflicht, wie sie ab Mittwoch (29.4.) in Schleswig-Holstein beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr gilt, wird es laut Prien in der Schule nicht geben - im Schulbus schon. Das Bildungsministerium empfehle das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zum Beispiel in Fluren und während der Pausen - also sobald die Abstandsregeln nicht oder nur schwer eingehalten werden können. Damit folge das Ministerium Empfehlungen des Robert Koch-Instituts.
Das Ziel: Zeitweise Präsenzunterricht für alle Schüler
Nach der nun anlaufenden zweiten Öffnungsphase sollen Prien zufolge in weiteren Schritten bis Schuljahresende alle Schüler die Möglichkeit bekommen, zumindest zeitweise an Unterricht in der Schule teilzunehmen - mindestens an einem Tag in der Woche, auch um die Eltern zu entlasten.
Dabei müsse immer die Entwicklung des Infektionsgeschehens im Blick bleiben, so die Ministerin. Heute schon zu sagen, was in drei Wochen möglich sein wird, wäre nicht seriös.
Prien sagte allerdings schon, dass nach den Abschlussprüfungen an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler anstehe, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen wollen.
Landeselternvertretungen kritisieren Schulöffnung
Bei den Landeselternvertretungen in Schleswig-Holstein kommen die Pläne nicht gut an. So kritisieren die Elternvertreter der Grundschulen unter anderem, dass die vierten Klassen in einer Woche wieder mit dem Unterricht starten sollen. Die Erstklässler bräuchten den Unterricht jedoch dringender. Die Landeselternvertreter der Gemeinschaftsschulen fordern, dass wegen der Corona-Krise kein Unterricht in der Schule stattfinden soll.
Keine Zeitpunkte für die Phasen drei und vier
Ein Datum für die weiteren Phasen drei und vier der Schulöffnung wollte Prien nicht nennen. "Sie sind abhängig vom Infektionsgeschehen."
Phase drei sieht vor:
- an Grundschulen auch Präsenzangebote für die Klassenstufen eins bis drei
- an Gemeinschaftsschulen Präsenzangebote für die Klassenstufen acht bis zehn
- an Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe Präsenzangebote für die Klassen acht bis zehn sowie die Schüler der Eingangsphase (E) und der Qualifikationsphase 1 (Q1)
- an Gymnasien Präsenzangebote für die Jahrgänge acht bis zehn, E und Q1
In Phase vier sollen Präsenzangebote für folgende Jahrgänge hinzukommen:
- Gemeinschaftsschule: Jahrgänge fünf bis sieben
- Gemeinschaftsschule mit Oberstufe: Jahrgänge fünf bis sieben
- Gymnasium: Jahrgänge fünf und sieben
Einschulung nach den Ferien? Keine Tendenz von Prien
Keine Tendenz wollte Prien hinsichtlich einer möglichen Einschulung nach den Sommerferien abgeben. "Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt seriös nichts sagen", erklärte sie mit Verweis auf die unsichere Entwicklung bei den Infektionszahlen. Dazu müssten auch mehr Erkenntnisse darüber vorliegen, wie stark Kinder das Coronavirus übertragen.
