Corona-Impfung beim Hausarzt? Verband: "Das ist machbar"
Von Anfang April an sollen die niedergelassenen Ärzte flächendeckend mit den Corona-Impfungen beginnen. Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes in Schleswig-Holstein, Thomas Maurer, freut sich darüber, sieht aber auch noch offene Fragen.
NDR.de: Ab April sollen auch die Hausärzte impfen. Trauen Sie sich das zu?
Thomas Maurer: Wir freuen uns, dass wir endlich beim Impfen mit dabei sein werden. Das ist machbar, das ist sinnvoll und da warten wir schon die ganze Zeit drauf. Natürlich stößt das Impfen in den Praxen auch auf gewisse Schwierigkeiten. Wir werden zunächst einmal das Problem haben, dass die Impfstoffmengen nicht ausreichen, um jede Praxis ausreichend mit Impfstoff zu versorgen, um jeden, der geimpft werden will, auch schon gleich impfen zu können. Wir werden also auch in der Praxis nach einem bestimmten Schema vorgehen müssen, um zunächst einmal die impfen können, die auch wirklich am Bedürftigsten sind.
Haben Sie schon eine Idee,wie das Impfen in Hausarztpraxen praktisch aussehen kann?
Maurer: Meine Idee wäre eine Wahlmöglichkeit zu eröffnen: Möchte ich als Praxis diese Aufgabe übernehmen, mit wenig Impfstoff bereits Patienten zu versorgen? Oder sage ich als Praxis: Am Anfang ist mir das noch viel zu kompliziert. Ich schalte mich erst dazu, wenn es mehr Impfstoff gibt und ich einfach eine größere Auswahl habe. Da wird man sicherlich die Praxen abfragen müssen. Ich glaube schon, dass wir deutlich weiter in die Fläche gehen müssen, damit es auch einen Vorteil bringt.
Was brauchen sie denn - außer genug Impfstoff - damit das Ganze gut läuft?
Maurer: Wir brauchen vor Ort beispielsweise eine Apotheke, die in der Lage ist, größere Mengen Impfstoff entsprechend zu lagern und dann zu uns in die Praxis zu bringen. Außerdem müssen wir unsere Praxisabläufe daran anpassen. Wir haben ja alle sehr ausgefallene Hygienekonzepte, um die verschiedenen Patientengruppen nicht miteinander in Berührung zu bringen. Ich möchte ja nicht diejenigen, die geimpft werden, mit denen zusammenbringen, die vielleicht als schwerkranke Patienten in meine Praxis hineinkommen.
Welchen Vorteil hat es, in Hausarzt-Praxen zu impfen?
Maurer: Wir kennen unsere Patienten und müssen uns nicht mühsam durch eine Anamnese durchfragen, um herauszufinden, ob der Patient überhaupt impffähig ist. Das ist das eine. Das andere ist, dass die meisten Patienten einfach zu ihrem Hausarzt das Vertrauen haben, sodass sie die Impfentscheidung dort auch mit ihm gemeinsam treffen wollen. Wir haben viele Patienten, die sagen: Ich möchte nicht in ein Impfzentrum gehen, wo ich keinen kenne. Also, wenn wir flächendeckend impfen wollen, brauchen wir die Unterstützung der Praxen.
Das Interview führte Constantin Gill, NDR Schleswig-Holstein.
