Corona: Garg entschuldigt sich für "unverständliche Aussage"
Stand: 24.02.2021 15:36 Uhr
Bis zum Ende dieser Woche sollen alle Impfberechtigten über 80 Jahre eine Einladung erhalten haben. Das hat Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) am Morgen im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein klargestellt.
Zuvor hatte seine Aussage, dass diese Gruppe bis Ende dieser Woche "abgearbeitet sei", für Irritationen bei vielen Hörerinnen und Hörern gesorgt. Er habe damit allerdings nicht die Impfungen selbst gemeint, sondern die schriftlichen Einladungen zu den Terminen für Menschen, die 80 Jahre und älter sind. Garg entschuldigte sich.
Diese Woche kommt die Einladung per Post
Die letzten dieser etwa 77.000 Briefe seien vor zwei Tagen abgeschickt worden. Mit den zugeschickten Daten können sich die Empfänger dann anmelden: "Meine Zusage ist, dass in dieser Woche die Menschen in Schleswig-Holstein, die 80 Jahre alt und älter sind, einmal komplett angeschrieben wurden." Garg rechnet damit, dass es bis in den April dauern wird, bis alle Menschen mit einer entsprechenden Einladung auch geimpft sind. Viele Hörerinnen und Hörer von NDR 1 Welle Nord hatten am Morgen ihren Unmut geäußert, zum Beispiel, weil sie immer noch keine Einladung bekommen haben - obwohl sie älter als 80 Jahre sind.
Impfungen von Lehrkräften und Erziehern im März
Parallel zu den Impfberechtigten über 80 Jahre, Menschen mit Vorerkrankungen und Fachkräften aus medizinischen Bereichen sollen laut Garg im März Grundschullehrer, Kita-Erzieher und Personal der Einrichtungen den Impfstoff von AstraZeneca erhalten. Voraussichtlich Anfang bis Mitte des Monats könne mit der sogenannten Prioritätsgruppe zwei - "Hohe Priorität" - begonnen werden, sagte der Gesundheitsminister im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein. Beschäftigte in Kitas und Schulen würden nicht angeschrieben, sondern müssten sich nach Freischaltung über das Internetportal des Landes für Termine anmelden.
Personen, die in stationären Einrichtungen für ältere oder pflegebedürftige Menschen behandelt, betreut oder gepflegt werden oder tätig sind,
Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten
Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit hohem Expositionsrisiko wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste, als Leistungserbringer der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, Corona-Impfzentren und in Bereichen mit infektionsrelevanten Tätigkeiten
Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Menschen mit einem hohen Risiko behandeln, betreuen oder pflegen (vor allem Hämato-Onkologie und Transplantationsmedizin.)
Personen mit Trisomie 21, mit Demenz, mit geistiger Behinderung oder mit schwerer psychiatrischer Erkrankung, insbesondere bipolare Störung, Schizophrenie oder schwere Depression
Personen nach einer Organtransplantation
Krebserkrankte, Personen mit schwerer Lungenerkrankung (z.B. interstitielle Lungenerkrankung, Mukoviszidose, COPD), sehr ausgeprägter Adipositas, schwerem Diabetes mellitus, chronischer Leber- oder Nierenerkrankung
Personen, bei denen nach individueller ärztlicher Beurteilung aufgrund besonderer Umstände im Einzelfall ein sehr hohes oder hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus besteht
Bis zu zwei enge Kontaktperson von pflegebedürftigen Personen, die nicht in einer Einrichtung leben, die über 70 Jahre alt sind, nach Organtransplantation oder die eine der vorgenannten Erkrankungen oder Behinderung haben.
Bis zu zwei enge Kontaktpersonen von Schwangeren
Personen, die in stationären Einrichtungen für geistig behinderte Menschen tätig sind oder im Rahmen ambulanter Pflegedienste regelmäßig geistig behinderte Menschen behandeln, betreuen oder pflegen
Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem hohen oder erhöhten Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus tätig sind, insbesondere Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem Patientenkontakt, Personal der Blut- und Plasmaspendedienste und in Corona-Testzentren
Polizei- und Ordnungskräfte, die im Dienst, etwa bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind
Personen, die in Kinderbetreuungseinrichtungen, in der Kindertagespflege und in Grund-, Sonder- oder Förderschulen tätig sind
Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in relevanten Positionen der Krankenhausinfrastruktur
Personen, die in Flüchlings- und Obdachloseneinrichtungen leben oder tätig sind
Personen, die im Rahmen der nach Landesrecht anerkannten Angebote zur Unterstützung im Alltag im Sinne des § 45a des Elften Buches Sozialgesetzbuch regelmäßig bei älteren oder pflegebedürftigen Menschen tätig sind
Personen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chron. Nierenerkrankung, chron. Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, div. Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma
Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit niedrigen Expositionsrisiko (Labore) und ohne Betreuung von Patienten mit Verdacht auf Infektionskrankheiten
Personen, die Mitglieder von Verfassungsorganen sind oder in besonders relevanter Position in den Verfassungsorganen, in den Regierungen und Verwaltungen, in der Bundeswehr, bei Polizei, Zoll, Feuerwehr, beim Katastrophenschutz, in der Justiz und Rechtspflege, den Auslandsvertretungen oder bei Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit
Personen in relevanter Position in Unternehmen der kritischen Infrastruktur, in Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentlicher Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation
Personen, die im Lebensmitteleinzelhandel tätig sind
Personen, die in Schulen tätig sind – außer in Grund-, Sonder- und Förderschulen, also zum Beispiel in weiterführenden Schulen – oder in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe
Personen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen
"Dieser ständige Wechsel ist Mist"
Welche Auswirkungen die voraussichtlichen Lieferengpässe bei AstraZeneca haben werden, kann Garg noch nicht abschätzen. Der Hersteller liefert im zweiten Quartal wohl nur die Hälfte der ursprünglich geplanten Dosen an die EU. Das werde Thema bei der nächsten Konferenz der Gesundheitsminister sein, so Garg. "Was soll ich zu den Lieferzusagen von Impfdosen-Herstellern noch sagen? Ich habe das heute Morgen auch zum ersten Mal gehört. Da bleibt einem die Spucke weg, das Herz rutscht in die Hose. Man kriegt einen inneren Wutanfall, aber das ändert ja alles nichts."
AstraZeneca soll sich derzeit um Produktionsstätten auch außerhalb der Europäischen Union bemühen, um einen Teil kompensieren zu können. "Das ist ein riesengroßer Mist, wenn es so kommt, denn wir müssen schnell impfen. Diese ständigen wechselnden Ankündigung von Liefermengen sind einfach einfach Mist."
Seit Dienstag können wieder Termine vereinbart werden. Weiterhin gibt es zu wenig Impfstoff. Gesundheitsminister Garg ist dennoch zuversichtlich.
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