Zeitreise: Als Falco eine Ölbohrinsel "kaperte"
Heute Facebook oder YouTube, vorher MTV und Viva: Aber in den 1970er Jahren war das Erste Sendeplatz für zahlreiche Musikfilme, die unter anderem für die Nordschau produziert wurden.
Die Öl-Plattformen Alpha und Beta lagen nur wenige Kilometer von der Ostseeküste vor Damp. Auf ihnen wurde zwischen 1984 und dem Jahr 2000 etwa drei Millionen Tonnen Erdöl gefördert. In dieser Zeit haben die Männer auf den Plattformen sicher viel erlebt. Aber was da 1985 vom Himmel einflog, wirkte fast wie die Invasion von Aliens. Der österreichische Sänger Falco und eine Gruppe von Tänzerinnen und Tänzer landeten mit einem Hubschrauber auf der Plattform Alpha und sprangen zwischen Ventilen, Pumpen und Treppen herum und präsentierten den Hit "Rock me, Amadeus", der weltweit ein Nummer-Eins-Hit war.
Für Lutz Bertram ist der Auftritt von Falco, der am 1. Juni 1985 in der "Aktuellen Schaubude" zu sehen war, ein Beispiel für viele Musikfilme, die damals im Programm des Ersten zu sehen waren. So wurden die Stars per Fernseher in die Wohnzimmer der Zuschauer geholt. Bertram ist der Vorsitzende des Fördervereins für den Bau eines "Deutschen Schallplattenmuseums" in Nortorf, das am 1. Oktober eröffnet wird. Hier werden dann Druckerpressen, Abspielgeräte und mehr als 130.000 Schallplatten zu sehen sein, auch aus dem NDR Archiven aus Kiel und Hamburg.
Musikfilme im Fernsehen
Der NDR produzierte die Filme für seine Sendeplätze im Ersten. Dort liefen seit Ende der 1960er Jahre Musikfilme, die vor allem für die Schlagerbranche eine wichtige Werbung für neue Songs waren und für den NDR eine Gelegenheit, in ihrem Programm auf unterhaltsame Art Musik zu präsentieren. In der Nordschau gab es zum Beispiel Anfang der 1970er Jahre fast in jeder zweiten Sendung, die aus Kiel kam, einen Auftritt von Schlagersängerinnen oder Sänger.
Ein besonders lebendiger Film ist ein Auftritt der "Les Humphries Singers" im Sommer 1970 in den Räumen der Teldec in Nortorf. Dabei tanzen und singen sie direkt zwischen den Arbeitern der Schallplattenfirma. Viele der Geräte, die in dem Film zu sehen sind, sind jetzt im Schallplattenmuseum, erzählt Lutz Bertram. Er ist von den Filmaufnahmen begeistert, denn so hat selbst er noch nie das Schallplattenwerk in Nortorf gesehen. Mit dabei beim Auftritt war übrigens auch Jürgen Drews. Der Sänger war bis 1976 Mitglied bei den "Les Humphries Singers", ist in Schleswig aufgewachsen und wurde sogar einmal zum besten "Banjo-Spieler Schleswig-Holsteins" gekürt.
Der Blick hinter die Kulissen
Roberto Blanco war neben Rex Gildo der Künstler, der am häufigsten in der Kieler Nordschau auftrat - ob nun in einem Schwimmbad oder an einem einsamen Ostseestrand. Heute sind diese Filme eine liebenswerte Erinnerung an eine Zeit, als im Radio fast nur Schlager gespielt wurden und man nicht streamte, sondern Schallplatten kaufte. Zugleich zeigen sie aber auch ein Schleswig-Holstein, das es so heute nicht mehr gibt. Die Musikclips werden dadurch zu einer historische Quelle. Lutz Bertram würde sie am liebsten alle in dem ersten Schallplattenmuseum der Welt, in Nortorf, als zusätzliche Attraktion zeigen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags ist uns ein Fehler unterlaufen. Wir haben berichtet, dass Roberto Blanco 1971 auf der Baustelle des Olympischen Dorfs in Kiel-Schilksee aufgetreten sei. Sein Auftritt zeigt ihn allerdings im Münchner Olympischen Dorf. Wir bedauern den Fehler.