Wirtschaftswachstum in SH trotz Krisen überdurchschnittlich
Schleswig-Holsteins Wirtschaft ist im dritten Quartal bundesweit überdurchschnittlich gewachsen. Das gab das Münchener Ifo-Institut bekannt. Experten nennen mögliche Gründe.
Dem Institut zufolge betrug das Wirtschaftswachstum in Schleswig-Holstein in den Monaten Juli, August und September 2,4 Prozent. Bundesweit liegt die Quote lediglich bei 0,3 Prozent. Der Konjunktur-Experte Robert Lehmann vom Ifo-Institut geht davon aus, dass die Menschen im Norden Geld ausgegeben haben, das sie in der Hochphase der Corona-Pandemie nicht ausgeben konnten. Außerdem seien viele Urlauber ins Land gekommen. "Das dürfte sozusagen geholfen haben", so Lehmann.
Ifo-Experte: Schleswig-Holsteiner konnten sich Inflation leisten
Außerdem gab es laut Lehmann eine Ersparnisbildung, gepaart mit einer im Bundesländervergleich relativ geringen Inflation. "Das heißt, die Leute können sich einfach die hohen Preissteigerungen auch noch leisten." Ein weiterer Grund, warum die Wirtschaft in Schleswig-Holstein im dritten Quartal zugelegt hat, könnte auch die sehr starke maritime Wirtschaft und der relativ starke Maschinenbau sein, so der Experte.
Hamburg im Plus, Mecklenburg-Vorpommern im Minus
Deutlich überdurchschnittliches Wachstum im dritten Quartal gab es demnach auch noch in Rheinland-Pfalz mit 1,8 Prozent. Hamburgs Wachstumsquote liegt bei 1,6 Prozent, Bremen liegt bei 1,3, Berlin bei 1,2. Niedersachsen kann mit 0,3 Prozent nur ein minimales Wirtschaftswachstum vorweisen. Deutlich unterdurchschnittlich entwickelte sich die Wirtschaft dagegen unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern mit minus 1,4 Prozent.
Arbeitsagentur: In SH gibt es keine richtige Krise
"Stell dir vor, es ist Krise, und Schleswig-Holstein macht so richtig nicht mit" - so kommentiert der Leiter der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Markus Biercher, die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Am Mittwoch wurden neue Arbeitslosenzahlen veröffentlicht. Demnach waren im Oktober in Schleswig-Holstein 81.400 Menschen ohne Job gemeldet. Das sind zwar 1.800 Menschen mehr als im Oktober vergangenen Jahres, doch das liegt laut Arbeitsagentur am sogenannten Ukraine-Effekt. Die Zahl der schutzsuchenden Menschen aus der Ukraine stieg in den vergangenen Monaten deutlich an. Rechnet man die Betroffenen aus der Statistik heraus, ist die Zahl der Arbeitslosen im Oktober im Vorjahresvergleich zurückgegangen.
Schlechte Stimmung und Sorge in Schleswig-Holsteins Unternehmen
Beim Blick in die Zukunft ist die Stimmung aber deutlich schlechter. Laut der am Donnerstag veröffentlichten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) bereitet die Zukunft den Betrieben, die sich unter dem Dach der IHK vereinen, große Sorgen. Fast zwei Drittel von ihnen glauben nicht an eine Verbesserung der Geschäftslage. Laut IHK-Vizepräsident Knud Hansen lasten auf Unternehmen in allen Branchen steigende Preise und ein schlechtes Konsumklima. Besonders betroffen ist laut Umfrage der Einzelhandel. Auch der Fachkräftemangel sei nach wie vor ein Problem. Nur 2020, im ersten Jahr der Corona-Krise, war die Stimmung der Unternehmen im Land noch schlechter. Die IHK fordert deshalb von der Politik mehr Unterstützung für die Betriebe im Land.
Für die Konjunkturumfrage wurden rund 2.500 Unternehmen der Bezirke der IHK zu Flensburg, Kiel und Lübeck befragt. 729 nahmen an der Umfrage teil, das sind 29 Prozent.