Sylt: Seenotretter werden zu Geburtshelfern
Auch wenn die Seenotretter grundsätzlich darauf vorbereitet sind, medizinische Notfälle an Bord zu versorgen, sind Geburten an Bord selten.
Um zwei Uhr nachts am frühen Ostersonntag klingelt der Alarm die Besatzung des Seenotrettungskreuzers "Pidder Lüng" zu einem Einsatz, den die Retter sicher nicht vergessen werden. Da es auf der Nordsee-Insel keine Entbindungsstation gibt, müsse eine hochschwangere Sylterin ans Festland gebracht werden, hieß es. Und da ein Hubschrauber nicht fliegen konnte, sollten die Seenotretter die werdende Mutter zu einem Rettungswagen im dänischen Havneby bringen, der sie dann in ein Flensburger Krankenhaus fährt. Es kam anders: Der kleine Junge erblickte noch an Bord das Licht der Welt - das letzte Mal war dies vor knapp zehn Jahren der Fall.
Keine Geburtsklinik auf Sylt
Laut Deutscher Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat sich bereits auf der knapp 25-minütigen Überfahrt angedeutet, dass der Plan nicht aufgeht. "Ich hatte unterwegs schon den Eindruck, dass das nicht mehr lange dauert", sagte der diensthabende Vormann Holger Speck, der gleich neben dem kleinen Hospitalbereich auf der Brücke stand und den Seenotrettungskreuzer nach Havneby steuerte. Mit seinen Kollegen Gerhard Reinfeld und Christopher Kölln war er im Einsatz - aber auch eine Hebamme war mit an Bord.
Kind kam zu früh
Um kurz nach 4 Uhr, als die Leinen der "Pidder Lüng" gerade festgemacht waren, ist den Angaben nach Bosse geboren worden. Seit es keine Geburtsklinik mehr auf Sylt gibt, steht ein Hebammen-Notruf zur Verfügung. Es sei aber empfohlen, dass Schwangere zwei Wochen vor dem errechneten Termin die Insel verlassen, sagte Hebamme Cornelia von Böhlen laut DGzRS. In diesem Fall sei das aber nicht möglich gewesen: "Das Kind kam deutlich vor dem Geburtstermin zur Welt."
Gleich wieder zurück - mit dem Seenotrettungskreuzer
Der angeforderte Rettungswagen aus Flensburg wurde nicht gebraucht. "Wir sind superglücklich und es geht uns allen gut", berichtete die 25-jährige Mutter Lara Müller-Maron. Ihr und dem Kind ging es so gut, dass nach etwa einer Stunde alle gemeinsam die Rückreise nach List auf Sylt per Seenotrettungskreuzer antreten konnten - dort wartete schon Vater Teunis Maron auf seine Familie.
