Auf den Wellen den Krebs hinter sich lassen
Eine Krebstherapie zehrt körperlich und psychisch sehr an den Kräften. Die Reha danach hilft Erkrankten, wieder fit für den Alltag zu werden. Auf Sylt (Kreis Nordfriesland) gibt es ein besonderes Reha-Angebot für Kinder und Jugendliche, die eine Krebstherapie hinter sich haben: Auf dem Surfbrett sollen sie wieder fit werden - und auch ihr Selbstbewusstsein wieder aufbauen.
Acht Monate Chemo auf dem Surfbrett verarbeiten
Bei Julia Häfner ist vor anderthalb Jahren Leukämie entdeckt worden. Im vergangenen Jahr musste die 13-Jährige acht Monate lang eine Chemotherapie machen. Jetzt steht sie auf dem Reha-Surfbrett und sprüht vor Freude. "Wir wurden in die Wellen geschubst", erzählt sie aufgeregt. "Es war wackelig, aber irgendwann hat man das Gefühl dafür." Für Julia ist das Surfen neu. Vorher habe sie es sich nie vorstellen können. Jetzt ist sie begeistert von der Erfahrung. "Ich hab die Knie zwar nicht immer gleich hochgekriegt. Aber wenn man so draufstand, das war irgendwie so wie fliegen auf dem Wasser."
Arzt und Therapeut bauen auf Surf-Reha
Der leitende Arzt der Syltklinik, Uwe Steffens, ist von der ungewöhnlichen Reha-Form auf dem Surfbrett überzeugt. "Wir haben gesehen, dass diese Form des Surfens einfach wie die Faust aufs Auge passt und die Kinder mit Begeisterung bei der Sache sind", sagt der Mediziner. "Die freuen sich darauf, die gehen da gerne hin." Das sei enorm wichtig für das Selbstwertgefühl. Das sieht Sporttherapeut Florian Gränert täglich in seiner Arbeit. "Surfen zu lernen ist schwer," sagt der leidenschaftliche Wellenreiter. "Die körperliche Herausforderung ist sehr groß. Jeder, der schon einmal Surfen oder Wellenreiten war, weiß, wie anstrengend das ist. Aber es gibt kaum etwas, das so viel Spaß bringt." Seit 2006 bringt Gränert Kinder und Jugendliche zu Therapiezwecken aufs Wasser, auch im Rahmen schwieriger Lebenssituationen. "Es geht darum, das Gleiten einfach zu spüren - und wenn die Kids das einmal gespürt haben, setzt das ganz viel frei."
