SPD: Stegner will in Pinneberg für Bundestag kandidieren
Der ehemalige SPD-Vize-Bundesvorsitzende Ralf Stegner will bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr in den Bundestag einziehen. "Ich habe gestern Abend meine Bewerbung für die Kandidatur im Wahlkreis sieben an den Kreisvorstand der SPD Pinneberg übermittelt", sagte der 60-Jährige am Mittwoch. Er bringe "Leidenschaft und Kampfkraft sowie 100 Prozent Sozialdemokratie" mit. Außerdem habe er Erfahrung aus Regierungsämtern in Schleswig-Holstein und langjähriger Verantwortung in der Parteiführung, so Stegner. "Die Power ist bei mir - mit SPD-Durchschnittsalter - noch reichlich vorhanden."
Ernst-Dieter Rossmann will nicht mehr kandidieren
Stegner will im Wahlkreis Pinneberg Ernst-Dieter Rossmann beerben. Der 69-Jährige gehört seit 1998 dem Bundestag an. Er hatte das Direktmandat zuletzt 2002 gewonnen und war seitdem über die Landesliste ins Parlament eingezogen. Rossmann will nicht mehr für den Bundestag kandidieren.
Midyatli möchte sich um Fraktionsvorsitz bewerben
Wie es in der SPD-Landtagsfraktion, die Stegner aktuell führt, weitergeht, entscheide die Landtagsfraktion, so Stegner. Ihm könnte jedoch jene Frau folgen, die 2019 auch den Landesvorsitz von Stegner übernahm: Serpil Midyatli. Sie bestätigte am Mittwochabend, sich um den Fraktionsvorsitz bewerben zu wollen.
Dies stehe aber erst nach der Bundestagswahl an, so Stegner. Als Fraktionschefin im Landtag hätte Midyatli die politische Bühne, die sich für die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl anbieten würde.
Stegner wäre mit seiner Erfahrung ein Gewinn für den Bundestag, sagte Midyatli über ihren Vorgänger als Chef der Landes-SPD und dessen mögliche neue Rolle in Berlin: "Ein selbstbewusster, kluger und scharfzüngiger Parlamentarier. Dieser Wechsel wird Schleswig-Holsteins Rolle in Berlin stärken."
Kubicki: "Er ist Parlamentarier durch und durch"
Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP), mit dem sich Stegner so manche Diskussion im Landtag lieferte, freut sich ebenfalls über die Stegner-Kandidatur: "Ralf Stegner ist Parlamentarier durch und durch. Er wird sicher für eine Belebung der Debattenkultur in Berlin sorgen." Im Landtag von Schleswig-Holstein werde er aber eine große Lücke hinterlassen. In der Nord-SPD gebe es "leider niemanden, der ihm annähernd das Wasser reichen kann", so Kubicki.
Mehr als 20 Jahre Landespolitik
Seit mehr als 20 Jahren mischt Ralf Stegner in Schleswig-Holsteins Landespolitik mit - als Finanz- und Innenminister, Landesvorsitzender und Fraktionschef. Den SPD-Landesvorsitz gab er 2019 nach zwölf Jahren auf, Fraktionschef ist er seit 2008. Von 2014 bis 2019 war er stellvertretender Bundesvorsitzender. Im vergangenen Jahr bewarb sich Stegner gemeinsam mit Gesine Schwan erfolglos um den SPD-Bundesvorsitz. Auch für den Vize-Posten wurde er nicht bestätigt - dieses Amt bekam Serpil Midyatli.
Von Machtfülle ist nicht viel geblieben
Schon vor vier Jahren hatte Stegner laut über den Gang nach Berlin nachgedacht. Die damalige Entscheidung, in Schleswig-Holstein zu bleiben, wurde von ihm medial geradezu inszeniert. Damals war er als Partei- und Fraktionschef der mächtigste Mann der Nord-SPD. Nichts in der von Torsten Albig geführten Landesregierung lief ohne ihn. Davon ist nicht viel geblieben.
