Nordkirche: Junge Menschen sollen mehr mitbestimmen
Der Nordkirchen-Ausschuss "Junge Menschen im Blick" fordert, die Belange von Christen unter 30 stärker zu berücksichtigen und will daher auch den Prozess für neue Gesetzesvorhaben verändern.
Vor zwei Jahren hat die Landessynode den Ausschuss "Junge Menschen im Blick" gegründet. So soll sichergestellt werden, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ihrem Alter entsprechend in der Nordkirche mitentscheiden können. Auf der digitalen Kirchentagung stellte die Ausschussvorsitzende Malin Seeland zum ersten Mal die Pläne vor. Sie will die Abläufe in der Entstehung von Rechtsvorhaben grundlegend ändern.
Perspektive junger Menschen frühzeitig beachten

Schon bevor die Gremien der Nordkirche über einen Rohentwurf beraten, sollen die möglichen Folgen für junge Menschen in Zukunft abgeschätzt werden. "Damit erreichen wir, dass deren Perspektive früh im Prozess der Gesetzgebung eine Rolle spielt", sagte Malin Seeland. Normalerweise würden Stellungnahmen von Synodenausschüssen erst am Ende eines Regelungsprozesses erfolgen, eine Umgestaltung sei dadurch nur sehr schwierig durchzuführen.
Jugend-Check der Bundesregierung als Vorbild
Malin Seeland und die Ausschussmitglieder haben dafür das standardisierte Verfahren "Folgenabschätzung junge Nordkirche" entwickelt. Dabei haben sie sich an dem Jugend-Check für Gesetzgebungen der Bundesregierung orientiert. "Ich hoffe, dass wir die Landessynode und auch die ganze Nordkirche mit unserem Ausschuss sensibilisieren können, wie wichtig es ist, die jungen Menschen in unser kirchliches Handeln einzubinden und am kirchlichen Handeln partizipieren zu lassen", sagte Seeland.
Kinder durch Mitgestaltung an Kirche binden
Durch die Möglichkeit der Mitgestaltung hoffen die Ausschussmitglieder auch, der Austrittswelle entgegenwirken zu können. "Durch die Kinder und Jugendlichen wird die Kirche in Zukunft bestehen bleiben. Wir müssen jetzt darauf achten, dass sie gut integriert werden, so dass sie auch später - im Erwachsenenalter - in unserer Kirche bleiben und diese mitgestalten", sagte Seeland.
Gremienmitarbeit für junge Menschen nur schwer möglich
Außerdem kritisierte Malin Seeland, dass es für junge Menschen schwierig sei, sich in Gremien der Kirche einzubringen. Die Sitzungen dauerten häufig für Kinder und Jugendliche zu lange, außerdem sei die verwendete Sprache für junge Menschen nur schwer zu verstehen. "Es ist eher eine Herausforderung für sie, daran teilzunehmen", sagte die U30-Ausschuss-Vorsitzende. Zusätzlich seien Teilnahmen für Ehrenamtler oft nicht möglich: "Zum Beispiel: Montagmorgen um 10 Uhr, da gehen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zur Schule oder arbeiten."
Zu wenig Energie für Arbeit mit jungen Menschen
Auch das bisherige Engagement für Jugendliche der evangelisch-lutherischen Kirche in der Pandemie hätte laut Seeland besser sein können. "Wie ich finde, wurde viel Energie auf das Streaming von Gottesdiensten gelegt und wenig auf die Arbeit mit den jungen Menschen." Sie hofft aber, dass die Arbeit mit jungen Menschen in der Kirche jetzt weiter ausgebaut wird, denn gerade für sie sei die Beschränkung von Kontakten eine Herausforderung. Ihr sei aber auch klar, dass die Situation auch für die Kirche eine große Herausforderung sei.
Positive Rückmeldungen der Synode
Bei der anschließenden Aussprache erhielt Malin Seeland viel Lob für den ersten Bericht des jungen Ausschusses. Auch Präses Ulrike Hillmann bewertete die Einbringungen positiv. Sie teile NDR Schleswig-Hostein mit, dass nun in der Kirchenleitung und auf der nächsten Landessynode im September final über die Vorschläge beraten werde. Malin Seeland ist optimistisch, dass dann auch die "Folgenabschätzung junge Nordkirche" im Kinder- und Jugendgesetz verankert wird.
