Der Eingang des Landgerichts Flensburg © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius
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AUDIO: Nach Mord auf Amrum: Prozess wegen Beihilfe zum Totschlag hat begonnen (1 Min)

Mord auf Amrum: 22-Jährige wegen Beihilfe angeklagt

Stand: 21.11.2022 15:11 Uhr

Monatelang war ein junger Mann 2017 auf Amrum verschwunden. Dann fanden Ermittler seine Leiche in den Dünen. Zwei Männer wurden bereits wegen Mordes verurteilt. Nun steht eine Frau vor Gericht.

Vor dem Landgericht Flensburg hat am Montag ein nicht öffentlicher Prozess gegen eine 22 Jahre alte Frau begonnen, die sich wegen Beihilfe zum Totschlag verantworten muss. Es geht um einen Mordfall vor mehr als fünf Jahren.

Zwei Männer wegen Mordes verurteilt

Damals wurde auf der Insel Amrum (Kreis Nordfriesland) ein aus dem Irak stammender Geflüchteter getötet. Zwei Männer sitzen dafür bereits in Haft: Ein zur Tatzeit 26-Jähriger wurde 2018 zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Sein sieben Jahre jüngerer Komplize bekam eine Jugendstrafe von siebeneinhalb Jahren. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden Männer den damals 27 Jahre alten Iraker im April 2017 unter einem Vorwand in die Dünen der Insel lockten, um ihn dort mit mehreren Messerstichen töten.

Behauptung der Frau soll Tat ausgelöst haben

Dass nun die 22-Jährige wegen Beihilfe zum Totschlag angeklagt ist, hat mit dem im früheren Prozess genannten Motiv zu tun. Die damals noch Minderjährige war zu diesem Zeitpunkt mit dem älteren der beiden Täter liiert. Laut Gericht fand er Fotos auf dem Handy der Frau, die sie und das spätere Opfer in einer "augenscheinlich vertrauten Situation" zeigten. Die Angeklagte soll damals behauptet haben, sie sei von dem irakischen Flüchtling vergewaltigt worden. Die Staatsanwaltschaft im Mordprozess war überzeugt, "dass es diese Vergewaltigung nie gegeben hat." Der damals 26-Jährige habe das jedoch geglaubt und daraufhin gemeinsam mit dem Bruder der Frau den Iraker umgebracht.

Die jetzige Angeklagte habe auch die Frage bejaht, ob sie damit leben könne, wenn ihr Partner den Mann tötet, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Anklage wertet dies als Beihilfe zum Totschlag. Demnach hätte der Mann von seinem Vorhaben, den Iraker zu töten, Abstand genommen, wenn die Angeklagte nicht zugestimmt hätte.

Das Urteil soll frühestens im Januar fallen. Dass die 22-Jährige wegen Beihilfe zum Totschlag und nicht Beihilfe zum Mord angeklagt ist, hat juristische Gründe. Da die Angeklagte zum Zeitpunkt der vorgeworfenen Tat noch nicht volljährig war, ist die Verhandlung vor der Großen Jugendkammer durchgehend nicht öffentlich.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 21.11.2022 | 14:00 Uhr

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