Mit dem Hundeschlitten über die weißen Felder heizen
Die Eltern von Fanny-Mo Dunker betreiben das Husky Team Hüttener Berge. Seit frühester Kindheit hilft sie dort mit. Erstmals kann sie jetzt mit ihrem Hundeschlittengespann über den Schnee brettern.
von Marc Fritz
In den vergangenen Wochen ist richtiger Winter in Schleswig-Holstein eingekehrt. Erst starke Schneefälle, dann starker Frost - auf solche Bedingungen haben die Musher, die Hundeschlittenfahrer im Land, seit Jahren gewartet. Endlich muss man nicht fast bis zum nördlichen Polarkreis, um eine Tour im Schnee mit dem Hundeschlitten machen zu können. Jetzt geht das auch im Kreis Steinburg.
Fanny-Mo Dunker aus Peissen hat in den vergangenen Jahren bei jeder kleinen Schneeflocke die Daumen gedrückt, dass richtig viel Schnee fällt. Sie träumt schon lange von einer Tour mit dem echten Hundeschlitten.
Fanny-Mo stellt ihr Team zusammen
Vier Sibirische Huskies wird die sechzehn Jahre alte Musherin heute vor ihren Schlitten spannen. Normalerweise können das auch acht oder mehr Hunde sein. Aber Fanny-Mos Mutter Britta Dunker, eine erfahrene Musherin, weiß, dass man lieber mit einem kleinen Gespann anfangen sollte. Das hat man besser im Griff. Sie wird ihre Tochter mit einem Kleintransporter begleiten. "Die Spannung steigt", sagt Fanny-Mo. "Es kann immer so viel passieren, wenn man mit den Hunden unterwegs ist. Und jetzt auch noch mit dem Schlitten. Ich bin ganz schön aufgeregt!"
Das wichtigste ist ein erfahrener Leithund
Fanny-Mo wählt Storm als Leithund für ihre erste Tour aus. Die Hündin führt nicht nur das Rudel an, sie hat auch die größte Erfahrung vor dem Schlitten. Während die anderen drei Huskies beim Anlegen des Geschirrs aufgeregt herumspringen, steht Storm nur still da. Den Kopf hält sie aufrecht. Ihr Blick ist nach vorne gerichtet, als ob sie die Tour im Kopf schon einmal durchgeht. "Das ist ihre Form der Freude", erläutert Britta Dunker. "Man sieht es ihr nicht an, aber Storm ist schon voll konzentriert."
Wird die Bremse gelöst, gibt es kein Halten mehr
Alle vier Huskies sind vor den Schlitten gespannt. Sie wollen jetzt los. Sie springen, bellen und zerren an den Seilen. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Nur noch die Bremse, die sich in den Boden krallt, und ein Sicherungsseil an einem Baum halten den Schlitten. Fanny-Mo löst das Sicherungsseil und gibt das Kommando: "Los!" Den Fuß nimmt sie von der Bremse, beide Hände sind fest am Schlitten. Und dann schießt das Gespann los durch die verschneite Eichen-Allee direkt vor dem Resthof, in dem sie wohnen.
Mit 35 Kilometern pro Stunde durch die Felder
Kurz nachdem Fanny-Mo mit dem Hundeschlitten gestartet ist, macht sich ihre Mutter mit dem Auto auf den Weg. Im Wagen befindet sich viel Wasser für die Pausen und noch mehr Hunde. Einige sitzen bei ihr vorne, andere hinten im Zwinger. Eine fahrende Auswechselbank. Insgesamt 28 Huskies besitzen die Dunkers. Sie bieten Fahrtraining, Touren mit den Hunden und Kindergeburtstage an. All das ruht zur Zeit, aber die Huskies müssen natürlich trotzdem bewegt werden. Einige, die heute dabei sind, kennt Fanny-Mo seit sie zwei Jahre alt ist. "Das sind meine Fell-Geschwister", sagt sie scherzend. Immer wieder ertönt ihr Kommando: "Easy!" Das ruft sie, um die Hunde ein bisschen zu bremsen.
Nach dem Auspowern folgen Schmusen und Massage
Der erste Hundewechsel steht an. Fanny-Mo kommt einen verschneiten Feldweg am Waldrand entlang gerast. "Stop!" Sie tritt auf die Bremse und das Gespann kommt zum Stehen. "Man merkt richtig, dass die Hunde Bock haben bei diesem tollen Wetter und auf Schnee", sagt die junge Musherin. "Läuft super, auch wenn ich sie manchmal bremsen muss." Ihre Mutter befreit schon den ersten Hund aus dem Geschirr - streichelt, kuschelt, massiert seinen Rücken. "Loben und Kuscheln, das ist das Wichtigste", sagt Britta Dunker. Leithündin Storm liegt entspannt im Schnee.
Ein Leben für die Hunde
Fanny-Mo ist mit dem zweiten Gespann auf der Strecke. Jetzt hat sie schon fünf Hunde vor dem Schlitten. Sie will lernen, sich weiter entwickeln. Ihr Traum: irgendwann mal im skandinavischen Winter hoch oben im Norden auf Hundeschlittentour gehen. Mit den eigenen Hunden? "Wenn, dann nur mit den eigenen!" Da ist sich die Musherin sicher.
Jeden Tag muss sie 28 Hunde füttern, ihnen Wasser geben und raus mit ihnen bei jedem Wetter. Ist das nicht auch manchmal nervig neben der Schule? "Die Hunde geben mir so viel zurück. So viel Freude und Spaß, gerade an so einem herrlichen Wintertag wie heute. Da macht die Arbeit einem gar nichts aus", sagt Fanny-Mo. Und bei der nächsten Tour will sie dann schon sechs Hunde vor ihren Schlitten spannen. "Solche Bedingungen muss man schließlich ausnutzen."
