Ein blauer Zug fährt in eine Kurve ein © picture alliance Foto: Frank Molter

Marschbahn soll Abkürzung zwischen Elmshorn und Itzehoe bekommen

Stand: 06.07.2022 15:55 Uhr

Mit einer neuen Schienentrasse der Marschbahn soll die Fahrzeit zwischen Elmshorn und Itzehoe verkürzt werden. Das hängt auch mit der geplanten Batteriefabrik bei Heide zusammen. Verkehrsminister Madsen bekräftigte die Pläne.

Fast drei Stunden dauert heute eine Fahrt mit dem Regionalexpress auf Marschbahn von Hamburg über Elmshorn, Itzehoe, Heide, Husum bis nach Westerland. Das ist aus Sicht der Landesverkehrsplaner zu langsam, "unterdurchschnittlich" sei die Durchschnittsgeschwindigkeit, schreiben sie im aktuellen Landesnahverkehrsplan. Eingleisige Strecken, fehlende Elektrifizierung und eine ungünstige Streckenführung zwischen Elmshorn und Heide, nennen die Planer als Gründe. Ihr Vorschlag: Eine Abkürzung, ein sogenannter Bypass soll zwischen Elmshorn und Itzehoe (Kreis Steinburg) entstehen. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) will diese Pläne nun vorantreiben, wie er im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein erklärt: "Es stehen große Ansiedlungen an unserer Westküste an und deswegen hat das eine große Priorität." Darüber hinaus sei es "auch für die Menschen, die hier leben ein starkes und gutes Signal in den ÖPNV zu investieren", so Madsen. Die Zeitungen des SHZ hatten zuerst über die Pläne berichtet.

16 Kilometer Trasse sollen zehn Minuten sparen

Konkret geht um eine neue Schienentrasse zwischen Horst und Itzehoe, die zum großen Teil parallel zur A23 verlaufen soll. So würde der Umweg der bisherigen Marschbahn über Glückstadt wegfallen. Mit nur 16 Kilometern neuer Schiene könnte die Fahrzeit zwischen Elmshorn und Itzehoe von 22 auf 12 Minuten verkürzt werden, schreiben die Planer.

Außerdem würden sich mit der neuen Strecke unterschiedliche Regionalbahnen und der Fernverkehr weniger gegenseitig blockieren, so die Autoren des Planungswerks. Zwischen Hamburg, Glückstadt und Itzehoe können die Regionalbahnen dann im exakten Halbstundentakt verkehren und es gebe weniger Trassenkonflikte, wird im Landesnahverkehrsplan aufgeführt.

Gleichzeitig führe bereits der Ausbau der Strecke zwischen Niebüll und Westerland auf jeweils zwei Gleise dazu, dass es weniger zeitaufwendige Kreuzungen mit Gegenzügen gebe, heißt es im Nahverkehrsplan. Allein dadurch verkürze sich die Fahrzeit je Richtung um vier bis sieben Minuten.

Batteriewerk bei Heide: Northvolt fordert Bahnausbau

Hintergrund für Madsens Engagement ist das geplante Werk des schwedischen Batterieherstellers Northvolt bei Heide. Das Unternehmen geht davon aus, dass viele der voraussichtlich 3.000 Beschäftigten in Hamburg wohnen und pendeln werden. Deshalb hatte Northvolt vom Land eine schnellere Bahnverbindung zwischen Heide und Hamburg gefordert.

Der Sprecher des Verkehrsministeriums, Harald Haase, bestätigte am Mittwoch, eine kürzere Bahnverbindung sei auch in einer gemeinsamen Absichtserklärung zwischen Northvolt und dem Land festgehalten worden. Mit der neuen Marschbahnstrecke könnten diese Forderungen erfüllt werden. Allerdings gibt auch Verkehrsminister Madsen zu: "Ich bin mir ziemlich sicher, als Erstes ist die Batteriefabrik fertig und irgendwann dann auch die Infrastruktur. Es ist aber für einen Mitarbeiter, der sich dort bewirbt oder für das Unternehmen wichtig zu wissen, dass wir auf dem Weg sind und die wissen auch um die Zeiten, die benötigt werden."

Neubau der Marschbahn-Strecke würde 140 Mio. Euro kosten

Für die Umsetzung des Trassen-Neubaus ist laut Landesnahverkehrsplan eine Investition von rund 140 Millionen Euro nötig. "Das kann aber auch deutlich mehr werden", erklärte Verkehrsminister Madsen am Mittwoch. Wie viel der Betrieb der neuen Strecken kosten würde, war im Dezember noch nicht ermittelt. Auch die Finanzierung ist laut Nahverkehrsplan "noch nicht gesichert". Wie schnell das Projekt umgesetzt werden könnte, ist noch unklar: Der Zeithorizont sei "offen", schreiben die Planer. Minister Madsen hofft, demnächst einen Meilensteinplan aufstellen zu können, an dem man dann auch den weiteren Prozessfortschritt erkennen und messen lassen kann.

Elektrifizierung der Marschbahn für Klimaneutralität

Die Elektrifizierung der Marschbahn tauchte ebenfalls bereits im Dezember im Landesnahverkehrsplan auf, wird darin sogar als eines der wichtigsten Projekte genannt. Das sei ein Schlüsselelement für klimaneutrale Mobilität an der Westküste: "Um in Schleswig-Holstein vollständig auf den Einsatz fossiler Energieträger im SPNV verzichten zu können, ist die Elektrifizierung der 172 km langen noch nicht elektrifizierten Streckenanteile zwischen Itzehoe und Westerland unumgänglich", heißt es dort.

Für die Elektrifizierung der Marschbahn müssten laut Nahverkehrsplan insgesamt 390 Millionen Euro ausgegeben werden, davon 39 Millionen Euro vom Land und 351 Millionen vom Bund. Dafür könnten beim Betrieb acht Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. Umgesetzt werden soll die Umstellung der Marschbahn auf elektrische Züge laut dem Plan so schnell wie möglich - spätestens bis 2030.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 06.07.2022 | 12:00 Uhr

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