Landtagsdebatte: Schulunterricht in Corona-Zeiten
Neben dem Perspektivplan der Landesregierung hat der Kieler Landtag am Mittwoch auch über Schulunterricht in Corona-Zeiten debattiert.
Seit Mitte Dezember sind die Schulen in Schleswig-Holstein wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Lediglich Schüler der Abschlussklassen dürfen die Schulgebäude betreten, außerdem gibt es eine Notbetreuung. Für viele der rund 300.000 Schüler im Land aber gilt seitdem: Schule zu Hause, Videounterricht, Distanzlernen. Im Landtag hat Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Mittag Perspektiven aufgezeigt. Sie betonte, dass die Schüler der Klassen 1 bis 6 Mitte Februar wieder auf Unterricht in den Schulen hoffen könnten, sollte die 7-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein weiter unter 100 bleiben.
Flexible Lösungen bei Prüfungen
Vor allem Kinder an Grundschulen leiden laut Prien unter der Situation und benötigen die Unterstützung ihrer Lehrer. Für die Schüler, die ihre Abschlüsse ablegen, unterstrich die Bildungsministerin, werde es eine gezielte Vorbereitung auf die Prüfungen geben. Für die Abschlüsse nach der Klasse 9 und 10 werde die Zahl der Prüfungen verringert und gleichzeitig die zulässige Bearbeitungszeit verlängert. Für Abiturienten soll es eine größere Auswahlmöglichkeit bei den Aufgaben und auch eine Zeitverlängerung bei den Prüfungen geben.
Wiederholungsjahr wird nicht mitgezählt
Wichtig sei es, so Prien, die Kinder, die unter psychischem Druck leiden, zu entlasten. Darum soll ein mögliches Corona-Wiederholungsjahr bei den Schuljahren nicht mitgezählt werden. Kritik an Ministerin Prien kommt von Bildungspolitiker Martin Habersaat von der SPD. Er sagte, die Schulen bräuchten Klarheit und Rechtssicherheit, die hätten sie zur Zeit nicht. So dürfe es nicht weitergehen. Er bemängelte außerdem die Kommunikation der Ministerin, die seines Erachtens nicht stringent ist.
Kritik und Lob für Prien
Der CDU-Politiker Tobias von der Heide nahm Prien in Schutz: "Ihr Haus handelt in schwerer Lage besonnen und entschlossen, während die SPD Verunsicherung schüre." Dagegen monierte Jette Waldinger-Thiering vom SSW, dass sich Schleswig-Holstein bei der Umsetzung des Digitalpakts den letzten Platz mit dem Saarland teile. Auch habe die Ministerin zum Teil anders gehandelt, als kurz zuvor noch im Landtag oder vor der Presse angekündigt.
Ines Strehlau (GRÜNE) forderte bessere Bedingungen für Inklusion an Schulen und eine bessere Verzahnung zwischen Unterricht und Betreuung am Nachmittag. Sie verwies auf die zusätzlichen Probleme infolge der Pandemie: "Bildungsgerechtigkeit darf durch Corona nicht unter die Räder kommen". 2020/21 dürfe kein verlorenes Schuljahr werden, sagte Anita Klahn von der FDP. Es müsse vollständige Abschlüsse geben und nicht etwa ein Notabitur. Volker Schnurrbusch von der AfD warf der Regierung einen Zickzackkurs vor. Schüler und Lehrer hangelten sich von einer Verordnung zur nächsten, sie bräuchten aber Planungssicherheit bis zum Schuljahresende. Bei Einhaltung der Regeln wäre eine weitgehende Rückkehr zum Präsenzunterricht möglich, sagte Schnurrbusch.
Debatte über Stufenplan
Thema im Landtag war auch der am Dienstag vorgestellte Perspektivplan der Landesregierung, der Grundlage für das nächste Bund-Länder-Treffen sein soll. Die Opposition befürwortet das Papier. Ein solcher Stufenplan sei von der Opposition wiederholt gefordert worden, sagte Lars Harms vom SSW. SPD-Fraktionschef Ralf Stegner erneuerte seine Mahnung, dass nicht Lockerungen, sondern Einschränkungen von Grundrechten plausibel und faktenbasiert begründet werden müssten.
