Wildpferde im Speicherkoog: Streit über Verantwortlichkeit
Die Diskussion zwischen Land und Naturschutzbund (NABU) um die Konik-Wildpferde im Dithmarscher Speicherkoog geht weiter. Viele der rund 70 Tiere im Naturschutzgebiet Wöhrdener Loch waren unterernährt, zehn verendeten inzwischen. Interne Unterlagen, die dem NDR Schleswig-Holstein vorliegen, belegen, dass die Tiere seit rund zwei Jahren weder tierärztlich untersucht noch von einem Hufschmied behandelt werden konnten. Das hätte eigentlich mindestens einmal im Jahr passieren müssen. Um die Wildpferde für diese Untersuchungen einzufangen, ist eine Fanganlage nötig. Doch die Anlage des Landes ist seit zwei Jahren kaputt und inzwischen abgebaut.
Wer baut eine neue Fanganlage?
Seitdem streiten das zuständige Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) und der NABU darüber, wer eine neue Fanganlage aufbaut. Laut Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) hätte sich der NABU um eine funktionierende Fanganlage kümmern müssen, die Behandlungen ermöglicht. "Das entbindet den NABU überhaupt nicht von seinen Pflichten als Tierhalter, dass diese Tiere ordentlich versorgt werden. Und dabei hatte der NABU alle Möglichkeiten der Unterstützung zur Seite", meint der Minister und fügte an: Finanzielle Unterstützung sei zugesagt worden, es habe aber nie einen Förderantrag gegeben.
Der NABU sieht das anders. Laut Ingo Ludwichowski, Landesgeschäftsführer in Schleswig-Holstein, gab es einen erheblichen Austausch mit dem LLUR. Man habe den NABU aber immer wieder vertröstet. Die Verantwortung liege beim LLUR, so Ludwichowski.
Albrecht: Halter müsse zur Verantwortung stehen
Anfang der Woche trieben Fachleute und Tierärzte die verbliebenen Pferde mit einer mobilen Fanganlage zusammen. Am Mittwoch wurden sie erstmals seit zwei Jahren genauer untersucht. Im Einsatz waren auch Gutachter im Auftrag der Staatsanwaltschaft Itzehoe.
Ohne die Fanganlage konnten die Koniks mehr als zwei Jahre lang nicht entnommen werden. Mögliche Folgen wie Inzucht, Krankheiten und das stetige Wachstum der Herde wurden in den E-Mails zwischen NABU und Landesamt diskutiert. "Der NABU hat die Unterstützung in den Jahren seiner Betreuung immer abgelehnt und wollte das Problem selbst lösen. Diese Entscheidung des Halters ist okay, aber dann muss man auch seiner Verantwortung gerecht werden, Fehler annehmen und das auch korrigieren", sagt Minister Albrecht.
Keine Kooperation mehr zwischen Land und NABU?
Für den NABU ist unterdessen klar, dass es keine Projekte gemeinsam mit LLUR und Ministerium im Speicherkoog geben könne, wenn man sich gegenseitig nicht vertraue. Ludwichowski sagt, die Schuld allein auf den NABU abzuwälzen, sei falsch. Das Land sei Kooperationspartner in dem Projekt und stehle sich unter dem Vorwand rein formaler Aspekte aus der Verantwortung. "Ich werde dem Vorstand des NABU empfehlen, aus allen Kooperationen des NABU im Speicherkoog auszusteigen", erklärt er. Damit meint er auch den geplanten Neubau eines Nationalparkhauses. Es sollte im Rahmen einer umstrittenen Ferienhaussiedlung im Speicherkoog entstehen.
