Kommentar: Losse-Müller als SPD-Spitzenkandidat - Ein kluger Schachzug
Mit Ex-Staatskanzleichef Thomas Losse-Müller als Spitzenkandidat will die schleswig-holsteinische SPD in die Landtagswahl am 8. Mai 2022 ziehen. Der 48-Jährige wird gleich doppelt ein Herausforderer von Ministerpräsident Günther. Ein Kommentar.
Es ist ein kluger Schachzug von SPD-Landeschefin und Oppositionsführerin Serpil Midyatli. Mit Thomas Losse-Müller schickt sie einen Politstrategen in den Ring, der Ministerpräsident Daniel Günther gleich zwei Mal herausfordern wird: zum einem im Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Eckernförde, zum anderen im Wettbewerb um das Amt des schleswig-holsteinischen Regierungschefs. Die SPD-Vorsitzende, die eigentlich den Erstzugriff gehabt hätte, betonte immer wieder, es sei ihr nie um sich, sondern immer um die Partei gegangen. Die Partei als Team - sie könne ihre eigenen Karriereziele hinten anstellen.
Eine Personalie mit Risiko
Die Bekanntheitswerte von Serpil Midyatli waren allerdings bei der letzten infratest dimap Umfrage auch eher mau, da kann man auch einen eher unbekannten Politiker ins Rennen schicken. Allerdings birgt die Personalie auch ein Risiko: Denn Losse-Müller muss im Wahlkampf ohne die Bühne des Landtags auskommen. Midyatli beschreibt Losse-Müller als vernetzt und erfahren und somit als den aus ihrer Sicht perfekten Ministerpräsidenten.
Ein Ex-Grüner Banker als roter Herausforderer
Erst seit 2020 ist der ehemalige Grüne Mitglied bei der SPD - kennt aber Partei und Strukturen aus seiner Arbeit als Chef der Staatskanzlei unter den damaligen Ministerpräsident Thorsten Albig aus dem eff-eff. Und er steht weiterhin für grüne Kernthemen wie Klimaschutz oder Digitalisierung, betrachtet diese aber nun durch die sozialdemokratischen Brille - das könnte grüne Wähler zur SPD ziehen. Ein Ex-Grüner Banker als roter Herausforderer des schwarzen Ministerpräsidenten. Es ist der Auftakt für einen spannenden Wahlkampf mit offenem Ende in Schleswig-Holstein.
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