Kohlekraftwerke in SH könnten wieder hochgefahren werden
Die Flensburger Stadtwerke überlegen, ob sie wieder vermehrt auf Kohleenergie setzen. Auch in Wedel stellen sich die Verantwortlichen auf neue Anforderungen ein und der Hafen Brunsbüttel profitiert von wöchentlich einlaufenden Kohle-Schiffen.
Durch die gedrosselten Gaslieferungen von Russland setzt Grünen-Politiker Robert Habeck auf Kohlekraftwerke. Dabei steht im Koalitionsvertrag der Regierung ein Kohleausstieg bis zum Jahr 2030. Dazu sagte er: "Der Kohleausstieg 2030 wackelt überhaupt nicht. Es ist wichtiger denn je, dass er 2030 über die Bühne geht." Habeck erntet für seine Kohlekraftpläne Kritik von den Klimaaktivisten von "Fridays for Future".
In Flensburgs Kohlekraftwerk wird neu überlegt
In Schleswig-Holstein wird nach der Ansage des Klimaschutz-und Umweltministers bereits reagiert. So denken die Stadtwerke Flensburg, der Betreiber des dortigen Kohlekraftwerks, darüber nach, ihre Kohlekessel noch länger zu befeuern. Bisher war geplant, zwei der drei verbleibenden Kohlekessel stillzulegen, sobald die zweite Erdgas-Anlage "Kessel 13" Ende des Jahres bereit steht. Doch das will Geschäftsführer Dirk Wernicke angesichts der Lage nun neu bewerten.
Kohle ist teilweise bereits vorhanden
Der Energieversorger in Flensburg hat nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine bereits mehr Kohle als sonst eingekauft, um die Wärmeversorgung für den Winter sicherzustellen. Doch für den Geschäftsführer der Stadtwerke ist klar, dass man in der Kohle nur eine temporäre Zwischenlösung sehe und sich weiter auf erneuerbare Energien konzentriere. Die Zukunft liegt darin, betont Peer Holdensen, Sprecher Stadtwerke Flensburg: "Die nächsten Schritte werden sicher nächstes Jahr ein Elektrodenheizkessel sein, der mit Strom Wärme erzeugen kann und eine oder mehrere Großwärmepumpen die wir hier in unserem Kraftwerk betreiben werden."
Brunsbüttel: Jede Woche ein Kohle-Schiff
Der steigende Kohlebedarf zeigt sich auch im Hafen Brunsbüttel. Seit ein paar Wochen kommt der Hafen laut dem Geschäftsführer von Brunsbüttel Ports, Frank Schnabel, sogar an seine Grenzen, was die Kohle-Lagerkapazitäten und die die Anzahl der Schiffe angeht. Ursprünglich rechnete Schnabel mit drei bis vier großen Schiffen pro Jahr, nun komme wöchentlich ein Kohle-Schiff. Kohlekraftwerksbetreiber und Unternehmen, die aus Kohle Energie für ihre Werke beziehen, bunkern mittlerweile reichlich davon am Brunsbütteler Hafen. Die Kohle kommt laut Frank Schnabel überwiegend aus Südafrika, den USA, Kolumbien, Asien und Australien.
Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan sieht steigende Preise
Eine strategische Kohlereserve bauen zunächst auch die Hamburger Energiewerke in Wedel auf, teilt der Senat mit. Nach dem Winter waren die Lager zunächst nur schwach befüllt. Durch die hohen Energiepreise rentiert sich das offenbar. Der Energieversorger hat nach eigener Aussage im letzten Quartal ein Plus von 30,8 Millionen Euro erwirtschaftet, durch die Nachfrage an Ökostrom, Biogas und Fernwärme. Dazu sagte Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan, die Erlöse seien natürlich erfreulich, "aber man muss auch ganz hart und böse sagen, das ist einfach dreckiger Kohlestrom, mit dem wir uns im Moment dumm und dusselig verdienen."
In Kiel soll das Kohlekraftwerk nicht mehr zum Zug kommen. Dort laufen bereits die Abbrucharbeiten.