Kiel: Schleusentor weniger beschädigt als angenommen
von Christian Wolf
Nach der Havarie mit dem Frachter "Else" hat am Montag ein Taucher das beschädigte Schleusentor in Kiel-Holtenau untersucht. Dabei stellte sich laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) heraus, dass es nicht so schwer beschädigt ist, wie anfangs befürchtet. Besonders wichtig: die Trimmtanks sollen heil geblieben sein. Dadurch kann das Tor wohl schon am Dienstag ausgetauscht werden. Dennoch bleibt die Nordkammer der Kieler Schleuse bis auf Weiteres für den Schiffsverkehr gesperrt. "Das Tor, das jetzt defekt ist, muss Instand gesetzt werden und das Tor, das eingebaut wird, hat auch leichte Schäden und muss Instand gesetzt werden", erklärte Detlef Wittmüß, Leiter des WSA Kiel-Holtenau. Wann wieder Schiffe durch die Nordkammer fahren können, sei noch nicht absehbar, so der Amtsleiter weiter.
"Besatzung beruft sich auf technisches Versagen"
Nach wir vor ist nicht klar, warum kein Lotse an Bord des Frachters "Else" war. Die für das Schiff zuständige Agentur hatte für 6 Uhr am Morgen einen bestellt. Doch statt diesen an der dafür vorgesehen Stelle einzusammeln, fuhr das Schiff weiter und krachte gegen das Schleusentor. "Die Wasserschutzpolizei wertet natürlich den Funkverkehr aus", erklärt ein Sprecher der Polizei und weiter: "Die Besatzung selbst beruft sich auf technisches Versagen. Aber es gilt zu klären, ob es daran liegt oder an menschlichem Versagen." Unklar ist bislang auch noch, wie hoch der entstandene Schaden ist. Das WSA wollte sich dazu noch nicht äußern. Das Schiff selbst schlug leck und musste zu einer naheliegenden Werft gebracht werden.
Wirtschaftsminister kritisiert Behörde
Das es nach der Havarie kein Ersatztor gibt, ist für Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) nicht nachvollziehbar: "Das ist die wichtigste künstliche Wasserstraße der Welt. Und dass man jetzt da nach einer Havarie eines kleinen Schiffes mit einem Schleusentor über Wochen nur eine Kammer hat, ist eigentlich grotesk." Aus Sicht des Ministers hätte die zuständige Behörde nach der letzten Havarie für Ersatz sorgen müssen. Vor rund zweieinhalb Jahren war der Frachter "Akacia" in ein Schleusentor in Kiel gekracht. Es wurde dabei so schwer beschädigt, dass es in zwei Teile gesägt werden musste. Für etwa 25 Millionen Euro wird das Schleusentor gerade von der Kieler Werft German Naval Yards repariert. Es soll im kommenden Jahr wieder genutzt werden können.
