Streiks in Kitas und Schulen: Zwölf Städte und Kreise in SH betroffen
Die Tarifverhandlungen zwischen den Gewerkschaften und den kommunalen Arbeitgeberverbänden stocken. Nachdem am Mittwoch schon in Kitas und Schulen in Kiel und Plön gestreikt wurde, kamen am Donnerstag zahlreiche Städte und Kreise hinzu.
Lautstark und mit Plakaten sind rund 500 Beschäftigte aus dem Sozial- und Erziehungswesen durch Kiel gezogen. "Fachkräfte sind Menschen, keine Maschinen" oder "Knowhow muss auch bezahlt werden" stand auf den Plakaten der Demonstrierenden. Auch in Schleswig gingen nach Angaben der Polizei 250 Streikende auf die Straße. Die Route führte durch die Stadt bis zum Amphitheater am Luisenbad. Im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein sagten viele, es gehe nicht vorrangig um mehr Geld, sondern vor allem um Entlastung. Um mehr Personal und um mehr Zeit für die eigentliche Erziehungsarbeit.
Die Stimmung ist aus Sicht von ver.di-Sprecher Frank Schischefsky aufgeheizt: "Die Menschen, die in den Kitas, in den Sozialeinrichtungen und auch in den Schulen arbeiten, arbeiten alle außerhalb des Limits. Die brauchen Entlastung in ihren Bereichen, die brauchen bessere Arbeitsstrukturen und dafür stehen wir hier auf der Straße." Sollte kommende Woche kein Tarifabschluss gelingen, kündigt Schischefsky bereits jetzt weitere Streiks in Schleswig-Holstein an.
Hier wurde am Donnerstag in Kitas und Schulen gestreikt
Die Warnstreiks an kommunalen Kitas, in der Schulbetreuung und den Sozialdiensten wurden am Donnerstag fortgesetzt und sogar ausgeweitet. Laut ver.di beteiligten sich landesweit rund 1.200 Menschen an den Streiks. Weil Kitas ganz oder teilweise geschlossen bleiben, mussten Eltern in zwölf Städten und Kreisen in Schleswig-Holstein alternative Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder finden.
- Rendsburg-Eckernförde
- Dithmarschen
- Nordfriesland
- Schleswig-Flensburg
- Plön
- Flensburg
- Neumünster
- Norderstedt
- Halstenbek
- Kiel
- Lübeck
- Henstedt-Ulzburg
Auch am Freitag soll gestreikt werden. Außerdem finden in mehreren Städten Kundgebungen statt, darunter in Kiel, Norderstedt und Neumünster. Es geht um bessere Arbeitsbedingungen und Eingruppierungen.
Streiks schon am Mittwoch
In Kiel und Plön mussten viele Eltern schon am Mittwoch improvisieren. Rund 400 Beschäftigte des kommunalen Sozial- und Erziehungsdienstes haben sich dort nach Angaben der Gewerkschaft ver.di an einem Warnstreik beteiligt. Nicht nur in kommunalen Kitas, auch in der Schulbetreuung und bei Sozialdiensten wurde die Arbeit niedergelegt. Bundesweit laufen gerade Tarifverhandlungen für die rund 330.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst. Ver.di und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordern mehr Geld und attraktivere Bedingungen.
Ver.di fordert außerdem mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung, Anspruch auf Qualifizierung, Anerkennung von Berufserfahrungen und Studienabschlüssen sowie die Einführung von Entlastungstagen. Die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke betonte: "Der dramatische Fachkräftemangel und die kräftezehrenden Herausforderungen während der zwei Pandemie-Jahre haben das sozialpädagogische Fachpersonal ausgelaugt. Bessere Arbeitsbedingungen sind daher unverzichtbar, um eine weitere Flucht aus dem Beruf zu verhindern."
VKA: Erzieherinnen vergleichsweise gut bezahlt
Die Arbeitgeberseite hatte die Warnstreiks zuletzt regelmäßig als unverhältnismäßig kritisiert. Auch Wilfried Kley, Verbandsgeschäftsführer der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), zeigte im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein wenig Verständnis für die Forderungen der Gewerkschaften. In den vergangenen Tarifrunden hätten die VKA maßgebliche Verbesserungen für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst mit den Gewerkschaften vereinbart. Erzieherinnen seien im Vergleich mit anderen Berufen aus dem kommunalen Bereich gut bezahlt. Das Lebenserwerbseinkommen einer Erzieherin der EG S 8a liege bei 1.932.299 Euro, das eines Technikers mit der EG 8 bei 1.793.354 Euro, nannte er als ein Beispiel.
Arbeitgeber weisen auf konkrete Vorschläge hin
Die Kommunalen Arbeitgeber gaben am Donnerstag bekannt, dass sie nach vor das Ziel hätten, "die Tarifverhandlungen im dritten Verhandlungstermin in der kommenden Woche zu Ende zu bringen und gemeinsam mit den Gewerkschaften eine für alle Verhandlungsparteien tragbare Lösung zu finden." Den Gewerkschaften seien konkrete Vorschläge vorgelegt worden, die nun gemeinsam besprochen werden sollen. "Das ist mit den Gewerkschaften vereinbart und wird von unserer Seite auch genauso umgesetzt. Die Demonstrationen und Streiks spiegeln diesen Verhandlungsstand nicht wider."